Moosbierbaumer Dorfblatt'l. Unabhängige Moosbierbaumer Dorfzeitung
Jahrgang 5 • Ausgabe 14 • August 2003
 

Aus der Sicht des Bürgermeisters

Die Zukunft liegt in unserer Hand

Im kommenden Jahr sind es 50 Jahre her, dass unserer Gemeinde der Titel „Marktgemeinde“ zuteil wurde. Als Auszeichnung für die wirtschaftliche Bedeutung der Gemeinde. Dies in einer Zeit, wo bei Gott noch nicht alle Kriegsschäden beseitigt waren, und unsere Elterngeneration Hand anlegen musste, um ein von Bomben zerstörtes Land wieder aufzubauen.

23.000 Bomben

Alleine wenn man sich vor Augen führt, dass auf das Zielgebiet Moosbierbaum von der 15. USAAF Luftflotte 23.170 Bomben mit einer Gesamt-Tonnage von 5.130 Tonnen abgeworfen wurden. Kaum 30 Prozent aller Bomben haben dabei das Gelände des Hydrierwerkes Moosbierbaum getroffen, der Rest richtete immensen Schaden im zivilen Bereich in einem Umfeld von Tulln bis Traismauer an. Ganz zu schweigen von den vielen Opfern dieses Bombenkrieges und die nervliche Belastung durch die ständigen Fliegeralarme vom 26. Juni 1944 (wo der erste Angriff auf Moosbierbaum geflogen wurde) bis zum 16. März 1945.
Bedingt durch die Flak-Doppelbatterie mit ihren zwölf 8,8 cm-Flakgeschützen auf dem Schusterberg, verlief vom 9. bis 13. April die deutsche Hauptkampflinie westlich von Heili-geneich von Tautendorf, Ebersdorf über den Schusterberg nach Hütteldorf mit offenem Anschluss nach Trasdorf und Bärndorf. Die russischen Stellungen verliefen in grober Linie von Weinzierl, Atzenbrugg nach Heiligeneich und Zwentendorf.

Schwere Verluste

Erst nach schwersten Verlusten – darunter 43 halbwüchsige, 16 bis 17jährige Schüler – und nachdem die Munition ausgegangen war, erlahmte am 13. April der deutsche Abwehrkampf am Schusterberg. Die erste leidvolle Tat der Russen war, dass sie im Gasthaus Ring (heute Waldner) in Heiligeneich einen Fleischhauer, seinen Gehilfen, einen französischen Kriegsgefangenen und einen Hilfsarbeiter erschossen.

So kann man das Leid und die Not und dazu noch die Ungewissheit, ob Mann, Bruder oder Sohn noch leben, vermisst oder in Kriegsgefangenschaft geraten sind, ermessen.

Der Wiederaufbau

Und alle haben sich daran gemacht, ihre zerbombten Häuser so gut es ging wieder instandzusetzen und den von Bomben zerpflügten Ackerboden wieder zu bestellen. Und es dauerte keine zehn Jahre und man konnte die Markterhebung feiern. Aber, wie Zeitzeugen heute noch zu berichten wissen, unter Aufsicht der Russen, zudem der Festakt und Festzug genehmigt werden musste.

Große Veränderungen

Auch in den letzten 50 Jahren hat sich in unseren Ortschaften, im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben der Gemeinde viel geändert. Viele Berufe und Betriebe von damals gibt es heute nicht mehr. Und das neue Jahrtausend fordert auch heute noch im Zeitalter der Globalisierung ihren Tribut, der Wettbewerb wird immer schwieriger, die Konkurrenz immer größer.

Aber auch die Gemeinden müssen sich diesen Gegebenheiten anpassen, wollen sie nicht überrollt werden. Sie haben sich zu positionieren und ihre Stärken noch mehr auszuspielen, will man nicht auf der Strecke bleiben.

Mehr Selbstbewusstein

So haben auch wir unsere Stärken, die uns oftmals gar nicht so bewusst sind, weil wir dem Trott folgend gar nicht erkennen, wohin der Weg geht. Aber die Zukunft liegt in unserer Hand! Mit Einrichtungen, um die uns andere Gemeinden beneiden. Wie zum Beispiel der Golf- und Freizeitanlage in Moosbierbaum, wo, wie eingangs beschrieben schwere Kämpfe um das Raffineriegelände tobten. Heute ist es eine super Freizeitanlage. Wer hätte sich das vor 20 oder 30 Jahren jemals zu träumen getraut.

Auch der ganze Kulturbereich um Franz Schubert mit der einzigen authentischen Schubertgedenkstätte in Niederösterreich hebt uns von anderen Gemeinden ab. Wie auch der Betrieb „Volkskultur“ auf Schloss Atzenbrugg als landesweite Einrichtung vielen unseren Mitbürgern unbekannt sein dürfte, denn leider musste die Veranstal-tungsreihe „Treffpunkt Volksmusik“ mangels Interesse eingestellt werden. Oder wie viele wissen eigentlich, dass pro Monat zwei Volksmusiksendungen des ORF aus Atzenbrugg kommen?

Wir haben tolle innovative Betriebe, die Weltfirmen beliefern, Gewerbe- und Handelsbetriebe, die für den tagtäglichen Bedarf sorgen. Kaffee- und Gasthäuser sowie Heurige, die zu gastlicher Einkehr laden. Aber alle diese Angebote müssen wir auch annehmen und nutzen und nicht nur dann zum Weheklagen anfangen, wenn der eine oder andere Betrieb aus wirtschaftlichen Gründen aufgeben muss.

Aktuelle Einwohnerstatistik

Heute (Stichtag Ende Juli 2003) sind 2.845 Einwohner in der Gemeinde gemeldet. Das Volkszählungsergebnis 2001 war 2.497 Hauptgemeldete, um 7,54 Prozent mehr als 1991 mit 2.322. Gerade diese Zahl der Hauptgemeldeten ist relevant, denn dies ist jener Faktor, der für die Ertragsanteile bestimmend ist.
Auf vielfachen Wunsch werde ich hier die Einwohnerzahlen der einzelnen Ortschaften anführen:

Rg.
Ortschaft
Einw.
Haush.
EW/HH
1 Heiligeneich
817
281
2,9
2 Trasdorf
683
217
3,1
3 Atzenbrugg
557
214
2,6
4 Moosbierbaum
345
132
2,6
5 Hütteldorf
169
52
3,2
6 Tautendorf
88
34
2,6
7 Ebersdorf
68
24
2,9
8 Weinzierl
73
22
3,3
9 Watzendorf
45
16
2,8
G e s a m t
2.845
992
2,8

Mit 3,3 Einwohnern pro Haushalt liegt Weinzierl vor Trasdorf mit 3,1 voran. Die Straße mit den meisten Einwohnern (153) liegt mit der Kremser Straße in Trasdorf. Am Föhrensee in Trasdorf sind bereits 65 Einwohner gemeldet.

Der Ausländeranteil beträgt in der Gemeinde 5,7 %. Vertreten sind folgende Staatsangehörige: Kroatien (40), Bosnien-Herzegowina (34), Türkei (26), ehem. Jugoslawien (13), Polen (11), Deutschland (10), Albanien (8), Litauen (7), Lettland (3), Ungarn (3), Tschechien (2), Australien (2), Schweiz, Italien, Niederlande und Pakistan (jeweils 1).

Ich hoffe, Ihnen diesmal wieder interessante Informationen mit dem „Moosbierbaumer Dorf-blatt’l“ übermittelt zu haben.

Bgm. Leopold Schmatz