Moosbierbaumer Dorfblatt'l. Unabhängige Moosbierbaumer Dorfzeitung
Jahrgang 5 • Ausgabe 14 • August 2003
 

Lebensgeschichten

Im zweiten Teil unserer neuen Serie wollen wir Ihnen, liebe Leser, einen Mann vorstellen, den die meisten von uns aus unserer Schulzeit kennen und dessen Geschichte uns im Folgenden seine Frau Leopoldine etwas näherbringen wird, nämlich den allseits bekannten Schulwart unserer Leopold Figl Volks- und Hauptschule Atzenbrugg-Heiligeneich, Herrn

Heinrich Winkler (1927 - 2000)

Mein Ehemann Heinrich Winkler wurde am 9. Februar 1927 als zweiter Sohn von Heinrich und Thekla Winkler in Kirchberg am Walde, Bezirk Gmünd im Waldviertel geboren.

Dort verbrachte er auch seine Kindheit und Schulzeit. Mit Vierzehn begann er dann eine Lehre beim Bäckermeister Berger in Kirchberg. Seine Gesellenprüfung legte er später in Zwettl ab. Darauf mußte er zum Arbeitsdienst und anschließend zum Militär, wo er bei einem Einsatz verschüttet wurde und ein lebenslanges Venenleiden davontrug.


Winkler als junger Bäcker

Nach dem Krieg arbeitete er kurze Zeit bei einem Bauern und auf dem Gut Kirchberg am Walde. Er wollte aber wieder unbedingt in seinen erlernten Beruf zurück. Durch Zufall erfuhr er von einem Posten in der Bäckerei Wurstbauer in Atzenbrugg. Zwar mußte er seine geliebte Heimat, das Waldviertel, verlassen, aber eine gesicherte Arbeitsstelle war ihm sehr wichtig. Die Bedingungen waren gut und besonders Frau Wurstbauer war eine sehr korrekte Chefin.

Am 5. Dezember 1948 trat er seinen Dienst an. Aus dieser Zeit stammen auch seine guten Kontakte zu so manchen Atzenbruggern - viele davon leben heute nicht mehr - die ihm in in dieser Zeit immer geholfen haben. Im Posthaus in Atzenbrugg, dessen Besitzer Karl Wurstbauer war, bekam er eine Wohnung und konnte daher daran denken, eine eigene Familie aufzubauen.

Im Jahre 1952 feierten wir unsere Hochzeit. Unsere Töchter Leopoldine und Elisabeth erblickten noch in Atzenbrugg das Licht der Welt.

Aus gesundheitlichen Gründen mußte mein Mann dann nach zehnjähriger Dienstzeit die Arbeitsstelle in der Bäckerei aufgeben. Herr Raika-Obmann Nolz aus Heiligeneich vermittelte ihm die Stelle des Schulwartes. Er trat sie am 1. September 1958 als Nachfolger von Michael Haslinger an. Der Verdienst war zwar um vieles geringer als in der Bäckerei, da er ja dort schon Vorarbeiter war. Herr OSR Andreas Heneis hat ihn aber mit seiner Liebenswürdigkeit und Güte für alles entschädigt. Dafür noch heute ein Dankeschön. Wir bekamen auch eine gute Wohnung im Schulhaus.

Im Jahre 1960 kam unsere Tochter Eva zur Welt. Das Dreimäderlhaus, auf welches mein Mann so stolz gewesen ist, war komplett.


Mit Gattin Leopoldine bei der Silberhochzeit

Das Leben mit allen Höhen und Tiefen ging weiter. Auch die Direktoren Karl Pölzinger und Peter Chielli waren uns sehr gute Vorgesetzte.

Was Heinrich Winkler für diese Schule geleistet hat, haben viele nicht gesehen. An einem Christtag zum Beispiel, stieg er auf das Turnsaaldach und hat mit einem Hammer das Eis aus der gefrorenen Dachrinne geschlagen. Meine Mutter und ich haben ihm dazu heisses Wasser hinauf befördert. Und das alles um Gottes Lohn! Diese Arbeit mußte sofort erledigt werden, da das Wasser schon durch die Betondecke drückte und auf den neuen Parkettfußboden rann.

Er machte es gerne, Pflichterfüllung war ihm seine größte Aufgabe, noch dazu sah er im Schulhaus sein Zuhause. Auch sein Humor und sein Gemüt - rauhe Schale, weicher Kern - haben ihm dabei geholfen.

Drei Bürgermeister möchte ich an dieser Stelle besonders erwähnen:
Herrn Ök. Rat Alois Anzenberger und Herrn Alois Draxler, die ihm immer dann halfen, wenn er etwas brauchte. Auch Bürgermeister Jäger hatte immer ein offenes Ohr für seine Sorgen. Das sind die Herren, die auch für den „kleinen Mann“ Verständnis hatten.

Die Jahre vergingen mit viel Arbeit, aber auch mit vielen schönen Dingen.
Besonders freute es meinen lieben Mann, wenn seine „ehemaligen Schüler“ ihn nach langer Zeit sofort wiedererkannten und mit ihm über alte Zeiten plaudern und lachen konnten.

Heinrich Winkler verabschiedete sich im Februar 1987 nach fast 29jähriger Dienstzeit in die wohlverdiente Pension, da er das sechzigste Lebensjahr erreicht hatte.

Wir zogen nach Würmla, wo wir uns ein Eigenheim errichtet hatten.

Trotzdem besuchte er immer wieder gerne Heiligeneich, wo ihn eine lange Freundschaft mit Herrn Dechant Wagner verband, dessen Privatchauffeur er jahrelang war und mit dem er öfters schöne Fahrten in das Mostviertel unternahm.

Nach kurzer, schwerer Krankheit mußte mein Mann am 20. September 2000 nach Gottes Willen diese Welt für immer verlassen.

Leopoldine Winkler

U n s e r    S c h u l w a r t
Herr Winkler, unser Schulwart, ist ein großer, starker Mann im besten Alter. Er wohnt mit seiner Frau und seinem “Dreimäderl-haus” im Schulhaus. Meist sieht man ihn in seinem blauen Schlos-seranzug, eine braune Kappe auf dem Kopf. An seinem kräftigen Lachen erkennt man sofort, daß er einen guten Humor besitzt. Er kann natürlich auch mitunter furchtbar böse werden. Die Opfer seines Zornes sind meist die Fahrschüler aus Reidling und Würmla. Wenn sie dann vor ihm Reißaus nehmen, ruft er ihnen drohend nach: „Wartet nur, wenn ich euch erwische, dann setzt´s was!“ Doch meistens erwischt er sie nicht, denn die Kinder sind klüger und gehen ihm aus dem Weg.

Treiben es die Buben, aber auch die Mädchen gar zu arg, dann macht Herr Winkler kurzen Prozeß mit ihnen und jagt sie einfach zum Tempel hinaus. Trotzdem können ihn alle gut leiden und kommen mit ihren kleinen Sorgen und Anliegen zu ihm. Er hilft ja gern.

Wenn das Schulhaus am Nachmittag leer ist, dann geht für den Schulwart erst richtig die Arbeit an. Er hat sehr viel Arbeit, denn das Schulhaus ist groß und auch den Garten pflegt er sorgsam. Daher muß ihm auch seine Frau beim Kehren, Wischen und Putzen fleißig helfen.

Nur in den Ferien hat es auch Herr Winkler etwas besser. Aber darum sollte ihn wirklich niemand beneiden, denn während des Schuljahres hat er Arbeit und Ärger gerade genug.

Aufsatz von Gabi Schneider/Eder, 3. Hauptschulklasse, 1962