Die Ortskapelle zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit
in Moosbierbaum 1903 - 2003
von Rudolf Reither Wenig
ergiebig sind die Quellen, aus denen die Geschichte unserer Ortskapelle
geschöpft werden kann. Man findet bloß Bruchstücke
aus dem Sein dieses Dorfjuweles.
Der Kartograph und Chronist Schweickhart von Sickingen zeichnete und
beschrieb um das Jahr 1830 in seiner Per-spectiv - Karte des Erzherzogtums Österreich
unter der Enns XX. Sektion unser Dorf folgendermaßen: „zum
Theil eben, zum Theil hügelig, von Feldern rings umgeben, befindet
sich das 43 Häuser enthaltende Dorf Moosbirbaum, von 43 Familien,
97 männlichen und 121 weiblichen Personen bewohnt, welche Ackerbau
und Weinbau als die vorzüglichsten Zweige ihrer Landwirthschaft
betreiben.
Sie haben auch Kleebau, einen Obstbaum und eine ziemlich Viehzucht.
Der
Name scheint von den Bäumen einer Hirngattung genommen worden
zu seyn, die man allgemein Mostbirne zu nennen pflegt. Dieser Ort ist
Eigenthum der Herrschaft Herzogenburg“.
Auf der Perspectivkarte ersieht man auch - und zwar etwas weiter vorne
im Straßenkreuzungsbereich - eine Kapelle.
Wie lange diese Kapelle bestand und ob sie aus Holz oder Stein gebaut
war, dies konnte nicht mehr erforscht werden.
Die Kapelle, in der heutigen Form, wurde in den Jahren 1902 bis 1903
von der sogenannten Urhausgemeinde errichtet.
In der Pfarrchronik findet man keinerlei Eintragungen über eine
Einweihung der Kapelle.
Aber unser Hw. Pfarrer Geistl. Rat Richard Jindra wurde im Diözesanarchiv
fündig, denn dort wurde vermerkt daß am 29. Juni 1903 die
Weihe der Ortskapelle Moosbierbaum von Provisor Alois Plappert vorgenommen
wurde. Daß die Weihe vom Provisor und nicht vom Pfarrer erfolgte,
erklärt sich deshalb daß der damalige Pfarrer Stefan Haagen
am 16. Juni 1903 kurz vor der Einweihung verstarb.

Die
Glocken
Das Zerstörungswerk der Weltkriege machte auch nicht Halt vor
den Kirchen- und Kapellenglocken.
Kaum ein Ort blieb vom Glockenraub verschont, sie wurden „requiriert",
um aus dem Metall dringend benötigtes Kriegsmaterial zu gießen.
Am 4. Jänner 1917 wurde die 49 Kilogramm schwere Bronzeglocke
von der Kapelle abgenommen. Das Vaterland bezahlte allerdings die Glocke
- mit Kriegsanleihe.
Am 27. Mai 1923 fand unter großer Anteilnahme der Bevölkerung
die Weihe der neuen Glocke durch Pfarrer Franz Griessler statt. Sie
trug die Aufschrift: „Heiligste Dreifaltigkeit erbarme dich unser".
Diese Glocke wurde von der Firma Kutter aus Wien gegossen.
Aber auch diese Glocke wurde am 7. Februar 1942 das Opfer eines unseligen
Krieges.
Im Jahre 1948 goß die Firma Dipl. Ing. Pfundner aus Wien eine
neue Glocke für unsere Kapelle, mit der Aufschrift: „Ave
Maria, Moosbierbaum 1948, Geistlicher Rat Franz Griessler und Bürgermeister
Haselmann".
Da um diese Zeit niemandem zum Feiern zumute war (möglicherweise
fürchtete man auch Repressalien von der Besatzungsmacht), trugen
junge Männer aus dem Dorf am 2. Februar 1949 die Glocke nach Heili
geneich in die Pfarrkirche zur Weihe, welche der damalige Kaplan Edmund
Warchol vollzog, da Pfarrer Franz Griessler am 19. Oktober 1948 verstarb. Die Renovierungen
Von 1903 bis 1984 findet man außer den beiden Glockenweihen keine
Aufzeichnungen von Aktivitäten um die Dorfkapelle. Daß sie
vernachläßigt wurde, kann man mit Sicherheit nicht behaupten.
Wurde sie doch, wenn die Bauern das Milchkasino färbelten, auch
mitgestrichen.
Aber der Zahn der Zeit, der an jedem Gemäuer und Gebälk nagt,
und auch Schäden vom Zweiten Weltkrieg hatten schon deutliche
Spuren hinterlassen. Es wurde zwar auch schon des öfteren darüber
geredet, die Kapelle zu restaurieren, aber man schreckte sich vor den
Kosten, die auflaufen würden.
Anfang der achtziger Jahre fanden sich dann doch Dorfbewohner, die
die Mühe nicht scheuten und eine Generalsanierung in die Wege
leiteten.
Nach einer fachlichen Beratung durch Dr. König vom Bundesdenkmalamt
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•Zur
Hundertjahrfeier der Ortskapelle von Moosbierbaum...
•Die Ortskapelle zur allerheiligsten Dreifaltigkeit
in moosbierbaum 1903-2003
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•Eine kurze Geschichte der Zeit
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Weihefest
am 27. Mai 1923
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und der Vorgangsweise wegen der Finanzierung,
holte man sich auch die Erlaubnis vom Besitzer der Kapelle, der Marktgemeinde
Atzenbrugg.
Bei einer Haussammlung zeigte sich die Dorfbevölkerung sehr großzügig,
und auch von Auswärts fanden sich Gönner und Förderer dieser
edlen Sache. Von etlichen Firmen kamen Sachspenden und nur der Besitzer,
die Marktgemeinde Atzenbrugg, konnte wegen der prekären Situation
in der Gemeindekasse nichts zur Renovierung beitragen.
Am 19. April 1984 wurde mit der Renovierung begonnen und im März 1986
wurden die letzten Arbeiten durchgeführt.
26 freiwillige Helfer haben insgesamt 332 Stunden geholfen. Auch zehn Traktorstunden
wurden verzeichnet.
In Rechnung gestellt wurden 55.059,88 öS (4.001,36 Euro) für
Figurenrestaurierung, 117.000,00 öS (8.502,72 Euro) Barauslagen, 172.059,88 öS
(12.504,08 Euro) freiwillige
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Dienst-
und Sachspenden 57.866,- öS (4.205,29 Euro)
Nun zeigte sich unser kleines Heiligtum wieder im neuen Glanze und
seine, vom Verfall bedrohten Kunstschätze sind gerettet. Und dies dank des Verständnisses
und der tatkräftigen Mithilfe der Dorfbewohner.
Am Pfingstsonntag, dem 18. Mai 1986 um 15 Uhr weihte unser Hw. Herr Pfarrer Geistl.
Rat Richard Jindra im Rahmen einer Maiandacht die renovierte Kapelle.
Für die musikalische Umrahmung sorgte die Blasmusik Heiligeneich.
Im September des Jahres 1998 wurde unsere Dorfkapelle wieder einer Renovierung
unterzogen.
Vorerst wurde mit einem Hochdruckreiniger das Moos vom Dach gewaschen und auch
das Mauerwerk gereinigt, es gab auch einige Kleinigkeiten zum Ausbessern.
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Fleißige
Helfer bei der Renovierung, von unten nach oben: Karl Figl, Josef Strohmayer
Josef Fohringer und der leider schon verstorbene Dachdecker Franz Graßl
aus Zwentendorf Das Gittertor, welches
schon Roststellen aufwies, musste mittels Sandstrahlgerät
gereinigt und anschließend wieder mit Rostschutzfarbe und Oberflächenlack
behandelt werden.
Im Rahmen einer Generalvisitation in der Pfarre Heiligeneich am 23. Juni
1974 besuchte der Diözesanbischof von St. Pölten Dr. Franz
Zak auch unsere Dorfkapelle.
Die Renovierungsarbeiten wurden großteils von Walter Schramseis
gemacht (50 Arbeitsstunden). An Kosten entstand dabei nur ein Betrag
von 2.117,50 Schilling, heute 153,88 Euro, das waren Materialkosten,
welche von unserem Verein „Die Moosbierbaumer Heimatkundliche Runde" beglichen
wurden.
Bischofsbesuche
Auch am 5. Mai 1990 konnte, wie bei oben erwähntem Anlass, unser
Pfarrgemeinderat Franz Sauprügl Bischof Zak im Namen der Ortsbevölkerung
begrüssen.
Auf Bitte des Chronisten schrieb der Bischof einen Weihespruch für
das Dorf und seine Bewohner in die Kapellenchronik:
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