Moosbierbaumer Dorfblatt'l. Unabhängige Moosbierbaumer Dorfzeitung
Jahrgang 8 • Ausgabe 24 • Dezember 2006

 

Lebensgeschichten

Heuer im Sommer verstarb ein Mann, der, obwohl aus bescheidenen Verhältnissen stammend, es schaffte, in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts zum größten Arbeitgeber in unserer Gemeinde zu werden - der Heiligeneicher Baumeister

Ing. Helmut Steiner (1931 - 2006)

Helmut Steiner erblickte am 16. August 1931 als erstes von zehn Kindern im Hause seiner Großmutter in Wienerbruck, Langseitrotte 42, das Licht der Welt. Er wuchs in der Bäckerei seiner Großmutter auf und ging in Reith zur Volksschule.

Seine Eltern Johann und Angela Steiner betrieben in Reith, Langseitrotte 11, eine Landwirtschaft. Im Jahre 1953, nach dem Tode seiner Großeltern, übernahmen seine Eltern deren Gasthaus.

Nach und nach kamen seine neun Geschwister - fünf Brüder (Rudolf, Horst, Hans, Walter, Alfred) und vier Schwestern (Gertrude, Ilse, Friederike, Gerlinde) zur Welt. Weihnachten, wenn die Großfamilie bei einem riesigen Tannenbaum feierte und die Kinder ihre bescheidenen Geschenke erhielten, war immer besonders schön.

Der kleine Helmut ging nach Mariazell in die Hauptschule, wo es 1945 kriegsbedingt keinen Unterricht gab.

In Mitterbach war die Zonengrenze, da konnte man nicht ohne Hindernisse von der russischen in die englische Zone gelangen. Also musste er wochentags bei Verwandten auf deren Bauernhof bleiben. Dort verletzte Helmut sich am Knie. Die Wunde heilte schnell, es blieb jedoch ein kleines Holzstück darin zurück. Dadurch erkrankt er so schwer an Wundstarrkrampf, dass die Ärzte zwei Wochen um sein Leben kämpften.

Nach Absolvierung der Hauptschule wollte er gerne Förster werden, denn die Liebe zur Natur war bei Helmut immer vorhanden. Leider war zu dieser Zeit in der Forstschule kein Platz frei. Also entschied er sich für die HTL für Hoch- und Tiefbau in Krems. Dort lernte er auch seine spätere Frau Aloisia Klein kennen.

Zu Ostern 1948 kam es bei einer Tanzveranstaltung am Josefsberg zu einem Raufhandel mit russischen Besatzungssoldaten. Diese holten ihre Maschinenpistolen und schossen in die tanzende Menge. Zwei Tote und vierzehn Verletzte war die traurige Bilanz. Helmut Steiner erhielt einen Steckschuss neben der Wirbelsäule, der ihm sein ganzes Leben lang Beschwerden bereitete.

1951 schloss er die HTL in Krems mit der Matura ab. Danach war er kurze Zeit bei der Firma Rella & Co. in Sankt Pölten beschäftigt. 1952 kam Ing. Helmut Steiner mit einem Motorrad nach Heiligeneich, wo seine berufliche Laufbahn beim dortigen Maurermeisterbetrieb Alois Klein´s Witwe begann.

Der kleine Betrieb wuchs und es wurden immer wieder Ackerflächen dazugekauft, so auch die kleine Betonwerkstatt von Herrn Gigl. Im Jahre 1954 konnte man aus der Firmenchronik folgenden Wortlaut entnehmen:
„Obwohl die Bauführung noch unter dem Firmennamen Alois Klein´s Witwe geführt wurde, lag die Firmenleitung bereits in den Händen des jungen Baumeisters Ing. Helmut Steiner. Der Neubau der Bezirksbauernkammer bzw. das Haus der Landwirtschaft in Heiligeneich war für Ing. Helmut Steiner das erste größere Bauprojekt in seiner noch jungen Berufslaufbahn und er meisterte dies für damalige Verhältnisse auf bravouröse Art.“

Im Oktober 1954 verehelichte sich Ing. Helmut Steiner mit Aloisia Klein, der Tochter von Alois und Leopoldine Klein. Aus dieser Ehe stammen zwei Kinder, Herwig und Susanne.

Im Jahr 1956 legte er die Baumeisterprüfung ab. 1957 gründete er die Firma Ing. Helmut Steiner Hoch- und Tiefbau in Heiligeneich, Kremser Straße 77, sowie die Sand- und Schottergewinnung in Trasdorf.

Durch seine Zielstrebigkeit und seinen unermüdlichen Einsatz wurde der Betrieb immer größer und größer. Viele Familienväter fanden bei der Firma Steiner einen Arbeitsplatz.

In den 60er-, 70er- und 80er-Jahren war Helmut Steiner in der Blüte seines Schaffens und unsere ganze Region hatte daran Anteil. Viele Großbauten, wie Krankenhäuser, Schulen und Wohnbauten, tragen die Handschrift des Hochbauspezialisten Steiner.

Seine große Leidenschaft war die Jagd. In Österreich konnte er jedes jagdbare Wild wie Steinbock, Rot-, Dam- und Sikahirsch, Rehbock, Muffelwild, Auerhahn, Birkhahn, Murmeltier, Schwarzwild, Trappe, Wildtruthahn und diverses Flugwild zur Strecke bringen. Er war auch ein sehr erfolgreicher Großwildjäger. Seine Jagdreisen führten ihn nach Afrika (Kenia, Tanzania, Zimbabwe, Botswana, Namibia, Südafrika), nach Asien (Mongolei, Nepal, Kasachstan, Russland, Iran, Türkei), nach Kanada und in die USA. In Europa waren es Spanien, Polen, Ungarn und die Tschechoslowakei.

Sehr stolz war er auf seine Trophäen: Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe, Leopard, Bleß- und Buschbock, Gnu, Impala, Warzenschwein, Zebra, Hyäne, Schakal, Pavian, Strauß, Hippo, Krokodil, Yukon, Elch, Grizzly, Schwarzbär, Caribou, Bison, Schneeziege, Weißwedelhirsch, Argali, Maralhirsch u. v. m.

Hier in der Region waidwerkte er in den Genossenschaftsjagden Gemeinlebarn und Maria Ponsee. Im Jagdhaus in Preuwitz verbrachte er mit vielen Jagdgästen schöne fröhliche Stunden.

Im Jahr 1989 übergab Baumeister Steiner seinen Betrieb bis auf einen kleinen Anteil an neue Gesellschafter weiter. 1991 gab er auch diesen Anteil ab und diente mit seinem Wissen und mit seiner Berufserfahrung bis September 1997 als Konsulent. Damit ging sein bewegtes Arbeitsleben zu Ende und er trat in den wohlverdienten Ruhestand.

Nach langer, schwerer Krankheit verstarb Herr Baumeister Ing. Helmut Steiner am 6. Juli 2006 75jährig im Rosenheim in Tulln. Er wurde unter großer Anteilnahme am 14. Juli 2006 im Friedhof in Heiligeneich beigesetzt.