Moosbierbaumer Dorfblatt'l. Unabhängige Moosbierbaumer Dorfzeitung
Jahrgang 8 • Ausgabe 24 • Dezember 2006

 

Ein Tag im Leben

Die Frau, der wir heute einen Tag lang über ihre Schulter schauen, ist in der ganzen Gemeinde und darüber hinaus bestens bekannt. Als Floristin beim Lederleitner, Heurigenwirtin, Bäuerin und Mutter dreier Kinder hat sie alles andere als einen langweiligen Alltag. Wie sie das alles schafft? „Die Nähe zum Arbeitsplatz, eine genaue Tagesplanung und der Zusammenhalt in der Familie. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an meine Schwiegermutter, an meine und an Willis Geschwister.“

Täglich um viertel sechs Uhr früh aufzustehen ist für mich als Morgenmensch kein Problem. Während die Kinder noch schlafen, gehe ich mit meinem Mann Willi zu allererst in den Stall. Er beginnt mit dem Füttern und ich bereite die Kühe und die Melkmaschine vor. Unser Betrieb erzeugt täglich etwa 150 Liter Milch in S-Qualität für die NÖM. Strengste Hygiene, Gesundheit der Tiere und biologische Fütterung werden seitens der Molkerei laufend und unerwartet kontrolliert. Jeden zweiten Tag um dreiviertel sechs wird die Milch von einem Tankwagen abgeholt. Ich muss sie rechtzeitig vom Stall zur Straße bringen und anschließend die Tanks sorgfältigst reinigen.

Wenn das erledigt ist, duschen wir und ziehen uns um. Währenddessen hat Willis Mutter die Kinder aufgeweckt und Frühstück gemacht. Zum Waschen und Anziehen brauchen sie mich nicht mehr. Schnell noch eine vergessene Unterschrift, einen Streit der Kinder schlichten, und dann führen ein paar Wünsche wieder einmal zu einer Diskussion. Schluss damit! Papa ist gleich nach dem Frühstück mit dem Firmenwagen zur Arbeit gefahren.

Kurz nach halb acht heißt es anziehen und ab ins Auto. Auf meinem Weg zur Arbeit fahre ich bei der Schule vorbei und setze meine Sprößlinge dort ab. Weiter geht es nach Atzenbrugg zum Lederleitner. Zuerst kümmere ich mich um die Kundenbestellungen der Vortage. Danach sind einige Telefonate zu erledigen. In zwei Tagen liefern wir den Blumenschmuck für eine große Hochzeit in Wien. Mit der Chefin rede ich noch über Blumen, die wir in den nächsten Tagen für Aufträge brauchen. Die Zeit vergeht rasch und schon ist es zwölf Uhr.

Die Heimfahrt geht wieder über die Schule, die Buben haben schon aus, nur Viki hat heute länger Unterricht. Die Oma hat schon gekocht und wir können sofort essen. Diese Unterstützung ist für mich wahnsinnig wertvoll, den Beruf könnte ich sonst nicht so ausüben. Danke Oma! Auf das gemeinsame Mittagessen lege ich besonderen Wert, nur, wochentags geht es sich manchmal nicht aus. Nachher räume ich den Geschirrspüler ein, bespreche mit den Buben kurz die Hausaufgaben, ein Rundgang durch den Stall geht sich auch noch aus. Verstreutes Futter nachputzen, den Tieren Wasser geben, und dann fahre ich wieder zur Arbeit.

Jetzt gehe ich mit Iris, der Tochter des Hauses, noch einmal die Hochzeit durch. Wie ich mir den Brautstrauß, den Tischschmuck auf der Tafel, die Blumen in der Kirche, all die Kleinigkeiten vorstelle, die dieses Fest unvergesslich machen sollen. Den Brautstrauß werde ich selber stecken, und zwar morgen, damit er ganz frisch ist. Heute habe ich noch viele kleine Arrangements zu machen. Das ist die Arbeit, bei ich all meine Phantasie einfließen lasse, da macht mein Beruf so richtig Spaß.

Die Zeit vergeht wieder einmal rasend schnell und schon bin ich wieder auf dem Heimweg. Zuhause räume ich erst die Waschmaschine voll. Während sie läuft gehe ich mit den Kindern in den Garten. Viki zupft das Unkraut im Gemüsebeet, Willi fährt mit dem Rasenmäher und ich binde die Paradeiser, die Paprika und Blumen auf, nur Christoph hat noch mit den Hausaufgaben zu tun. Die Waschmaschine ist auch schon fertig und ich hänge mit Viki die Wäsche in den Garten, es ist schön warm und leicht windig. die trocknet sicher heute noch.
Da biegt auch schon der Werkstattwagen der Firma Scherndl & Figl zu uns ein. Papa kommt heim und wird von uns freudig begrüßt. Um halb sieben gehen wir beide in den Stall. Die Aufgaben haben wir aufgeteilt und so läuft alles wie von selbst. Die Buben haben heute Zeit und helfen beim Ausmisten und Füttern mit. Die Milchkühe, die Kalbinnen und die Schweine bekommen Futter, das wir selber herstellen. Dadurch wachsen sie natürlich und gesund heran.

Gegen acht sind wir fertig und die Wäsche im Garten kann ich auch schon abnehmen. Zum Abendessen kommen wir alle zusammen und können unsere Erlebnisse erzählen. Anschließend müssen die Kinder ins Bett, dann kann ich noch in der Küche ein wenig aufräumen. Erst jetzt habe ich ein wenig Zeit für mich. Entweder lese ich ein Buch oder ich setze mich zum Fernseher, bei dem ich leider immer nach zehn Minuten einschlafe.

Nur meine Dienstage sehen anders aus. Das ist mein freier Tag bei der Firma Lederleitner und ich kann mich auf anderes stürzen. Da mache ich entweder Weingartenarbeit wie Schneiden, Anbinden, Ausbrocken usw. oder es werden als Vorbereitung für den Heurigen Schweine geschlachtet und verarbeitet. Fleisch einpökeln, Presswurst und Blunzen machen, damit es den Gästen wieder so richtig schmeckt. Für den Heurigen selbst nehme ich mir allerdings meinen Urlaub.

Spätestens um 23 Uhr bin ich dann im Bett. Gute Nacht, Willi!

Name: Dagmar Bayerl
geboren am: 8. März 1973 in Tulln
Sternzeichen: Fische
Beruf: Floristin und Landwirtin
Wohnhaft in: Hütteldorf, Lederberggasse 7
Eltern: Rudolf und Maria Heinrich, Dietersdorf
Ehegatte: Wilhelm Bayerl, Landmaschinenmechanikermeister
Kinder: Viktoria (14), Wilhelm (12) und Christoph (10), alle drei
Hauptschüler
Geschwister: drei Brüder und acht Schwestern
Berufslaufbahn: Volks- und Hauptschule in Sieghartskirchen, Poly in Tulln, Floristiklehre in Wien, Lehrgang zur Landwirtschaftl. Facharbeiterin in Tulln
Freizeit/Hobby: Schifahren, Rad fahren und schwimmen
PKW: Mitsubishi Galant, weinrot
Stärken: echte Allrounderin
Schwächen: kann nicht „nein“ sagen
Urlaub: Salzburg, Bad Hofgastein, Schi fahren
Winterurlaub: Schifahren
Lieblingsmusik: Schlager, klassische Konzerte
Lieblingsspeise: Fisch, Nudelgerichte, Mamas Schwammerlsoße
Lieblingsgetränk: Gummi-Bärli, edle Weine
Lieblingspflanzen: Rosen
Lieblingsbaum: Platane
Lieblingslektüre: Tatsachenberichte, Romane, Sagen
Am meisten ärgert mich: Falschheit
Am meisten freut mich: wenn meine Familie gesund ist
Ich sollte mir mehr Zeit nehmen für: meine Kinder
Was ich noch unbedingt tun möchte: Sprachen lernen und reisen
Motto: „Das Leben leben, wie es kommt, denn auch über kleine Dinge kann man sich freuen“