Moosbierbaumer Dorfblatt'l. Unabhängige Moosbierbaumer Dorfzeitung
Jahrgang 6 • Ausgabe 18 • Dezember 2004

 

Lebensgeschichten

Im sechsten Teil unserer Serie präsentieren wir Ihnen den Lebenslauf jenes Mannes, der zusammen mit seinem Bruder Ferdinand die Gärtnerei Huber in Atzenbrugg gründete und der bis zu seinem letzten Lebenstag in diesem Betrieb mithalf - Herrn

Johann Huber (1914 - 2004)

Mein Vater wurde am 18. Jänner 1914 als 13. von 14 Kindern des Leopold und der Theresia Huber in Starnwörth geboren. Dort verbrachte er seine Kindheit und Schulzeit in bescheidenen Verhältnissen. Aufgrund seiner guten Lernerfolge durfte er die Bürgerschule in Tulln besuchen, was zur damaligen Zeit nicht so selbstverständlich war. Den täglichen Fußmarsch von Starnwörth zur Bahnstation nach Absdorf musste er bei jedem Wetter, immerhin eine Wegstrecke von 5 km hin und wieder zurück, bewältigen.


Als Schulkind

Am 1. September 1928 begann er dann seine Lehre in der Gärtnerei Cupa in Tulln (gegenüber dem Hauptbahnhof gelegen, heute befinden sich dort die Wohngebäude der Siedlung Heinrich-Öschl-Gasse), welche er am 17. November 1931 mit ausgezeichneten Erfolg beendete. Danach arbeitete er dort weitere fünf Jahre als Gehilfe. Von 1936 bis 1938 wechselte er in die Baumschule Praskac, von wo er wieder zur Gärtnerei Cupa zurückkehrte.

Am 2. 9. 1939 musste er zum Wehrdienst einrücken. Seine Kriegszeit verbrachte er in Frankreich und Belgien und kam dann bis in die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen, wo er beim Ersten Deutschen Nachrichtenregiment zum Leitungsbau der Fernmeldeeinrichtungen eingesetzt war.


Als Soldat der deutschen Luftwaffe

Nach Kriegsende kehrte er wieder zur Gärtnerei Cupa nach Tulln zurück. Sein Bruder Ferdinand arbeitete in Weinzierl vis-a-vis von Schloß Aumühle in einer kleinen Gärtnerei, deren Pächter ein Major war.

Sein Bruder war es auch, der ihn überredete nach Atzenbrugg zu kommen, da hier ein Grundstück zu pachten wäre. Johann und Ferdinand beschlossen im Jahr 1947 dieses Grundstück, wo sich heute der Standort der Gärtnerei Huber befindet, zu pachten und einen eigenen Betrieb zu gründen. Später erwarben sie diesen Pachtgrund von der Gemeinde Atzenbrugg.

In dieser mühevollen Aufbauzeit wohnten Johann und Ferdinand zuerst in Moosbierbaum (Haus Töpfl) und später in Atzenbrugg bei Familie Schmutzer (Haus Scheuer). Im Jahre 1955 begannen beide mit dem Bau ihrer Wohnhäuser in der Schwindgasse. Im Jahre 1956 heiratete mein Vater Johann Josefa Ditter, geborene Wurstbauer, aus Trasdorf.

Im Juli 1956 kam der kleine „Hansi" auf die Welt, der zum Leidwesen seiner Eltern einen anderen Berufsweg einschlug, er wurde nämlich Mechaniker.

Von nun an war das Leben und Schaffen meines Vaters auf die Gärtnerei ausgerichtet.


mit seiner Gattin

Er beschäftigte sich unter anderem intensiv mit der Züchtung von Hortensien (seinen Lieblingsblumen), was dem Betrieb so manchen Preis bei Ausstellungen einbrachte.

Die Firma wurde immer größer, so dass man bald schon Mitarbeiter beschäftigen konnte. Auch zahlreiche Lehrlinge erlernten in der Folge dort das Handwerk der Gärtnerei.


in der Gärtnerei

Urlaub war zu dieser Zeit Luxus. Nur drei Tage Österreich gingen sich aus, da der Betrieb immer Anwesenheit erforderte. Später dann war auch Caorle möglich, das wir regelmäßig aufsuchten. Hier trafen sich immer dieselben Leute, die meinen Eltern Freunde wurden.

Leider konnte er mit seiner Frau nur zwanzig Jahre gemeinsam verbringen, da sie viel zu früh an einem Herzleiden verstarb. Mein Vater und ich führten kurze Zeit einen Männerhaushalt, ehe dann meine Frau Ingrid dort für Ordnung zu sorgen begann.


mit Frau, Bruder, Sohn und Neffen

Bruder Ferdinand starb im Jahre 1995. Der gemeinsam aufgebaute Betrieb wird heute von dessen Sohn Herbert und seiner Frau Maria als eine über die Gemeindegrenzen hinaus bekannte Gärtnerei weitergeführt.

Für meinen Vater galt auch in der Pension der bekannte Pensionistengruß "Keine Zeit", da er jeden Tag noch in der Firma mitarbeitete. Der "Hanslmasta", wie er im Betrieb liebevoll genannt wurde, beschäftigte sich hauptsächlich mit der Aufzucht von Jungpflanzen.

An seinem Lebensabend war sein Stolz der Enkelsohn Andreas, zu dem er trotz des Altersunterschiedes einen guten Draht hatte.

Er war unterstützendes Mitglied bei zahlreichen Vereinen, aber nie aktiv tätig.

Seine Augen schloss er für immer am Muttertag, jenem Tag, an dem seine Lieblingsblumen, die Hortensien, geschenkt werden.

Erzählt von seinem Sohn Johann Huber.