Moosbierbaumer Dorfblatt'l. Unabhängige Moosbierbaumer Dorfzeitung
Jahrgang 6 • Ausgabe 18 • Dezember 2004

 

Das Neujahrsblasen

Meine Kindheitserinnerungen an das Neujahrsblasen

Am Abend des 31. Dezember kamen immer die Musikanten in die St. Pöltnerstraße in Heiligeneich. Wir hörten sie schon, wenn sie bei der Schule ihr Neujahrslied spielten und warteten sehnsüchtig, dass sie auch zu unserem Haus kamen. Bei uns gab es für die Musiker immer etwas zu trinken und auch Bäckerei zum Naschen. Aber meistens hielten sie sich nicht zu lange auf, sie wollten ihr Neujahrsblasen ja zu Ende bringen, was ich nach so vielen Jahren des Spielens heute sehr gut verstehen kann. Außerdem war es schon spät am Abend.

Als Musikanten kamen damals Herr Carollus und Herr Baumgartner mit dem Flügelhorn, Herr Egretzberger mit der Es-Klarinette, Herr Otzlberger mit dem Bassflügelhorn, Herr Thallauer mit der Trompete, Herr Weber mit der Posaune und Herr Schwarzinger mit dem Helikon. Sie spielten und sangen das Lied „Es wünscht der ganze Musi´chor". Ein Notensatz von Franz Heigl (gest. 1999), dem damaligen Kapellmeister des Musikvereines Sitzenberg-Reidling, ist erhalten (Melodie aufgezeichnet von Sepp Peinelt), ebenso ein Text vom Halter Hofbauer aus Frauendorf aus dem Jahre 1947 (Text „Es wünscht der ganze Musi´chor" ist die 3. Strophe).



Die Neujahrsbläsergruppe Silvester 1955 in Trasdorf

Als diese Musiker zum letzten Mal spielten, erreichten sie mein Elternhaus leider nicht mehr; etwa bei der Schule war ihr Spiel zu Ende. Wir waren sehr traurig darüber. Ich konnte es nie verstehen, warum es Bewohner gibt, die den Musikanten die Tür nicht geöffnet haben oder nicht einmal herausschauten.

Neujahrsblasen durch die Blasmusik Heiligeneich

Wir Musikerinnen und Musiker der Blasmusik Heiligeneich haben diese gute alte Tradition wieder aufgenommen und ziehen am 31. 12., bzw. nunmehr auch am 30. 12., in der gesamten Gemeinde von Haus zu Haus, um mit Spiel und Gesang unsere Neujahrswünsche der Bevölkerung zu übermitteln. Gemeinsam übermitteln alle Mitglieder der Blasmusik Heiligeneich diese Wünsche an die Bevölkerung nach dem Altjahressegen vor der Pfarrkirche.

Wenn wir als Musikgruppe von Haus zu Haus ziehen, können, bzw. konnten wir schon alle Arten von Akzeptanz erleben, von freudiger Aufnahme bis zum Verschließen der Türen. Und wir erlebten dabei auch schon die unterschiedlichsten Witterungsbedingungen, von sehr kalt bis relativ warm, von Schneefall und Regen bis zu trockenem Wetter.

In den ersten Tagen unseres Neujahrsblasens gingen wir in drei Gruppen nur am Silvestertag. Eine Gruppe zog von Tautendorf über Ebersdorf und Weinzierl nach Atzenbrugg (Beginn 7 Uhr, Ende etwa 20 Uhr mit Unterbrechung durch den Altjahressegen), die zweite Gruppe spielte in Moosbierbaum und Heiligeneich und die dritte Gruppe in Watzendorf, Hütteldorf, Trasdorf und Kolonie Trasdorf. Damals spielten wir das

Lied „Das Neue Jahr, das tritt herein" von der Blasmusik Königstetten. Frau Roch aus Weinzierl war dieses Lied mit allen Strophen bekannt, sie sang es uns beim Neujahrsblasen einmal komplett vor. Es ist auch mit etwas anderem Text im Buch „Lieder aus dem Tullnerfeld" (Sammlung Leopold Bergolth) enthalten.

Die zunehmende Größe der Ortschaften erforderte es, später in mehreren (fünf) Gruppen zu gehen und das Spielen auf zwei Tage (30. und 31. 12.) auszudehnen.

In all den Jahren, seit wir für ein „Gutes Neues Jahr" blasen und unsere Wünsche überbringen, haben wir nur in einem Jahr nicht gespielt; es war zu Silvester in diesem Jahr bitter kalt, unter minus 10°C. Diese Abwesenheit wurde aber von der Bevölkerung nicht gut geheißen. Unser Problem beim Spiel sind aber Temperaturen unter 0°C und dazu noch Wind. Diese Witterungsverhältnisse lassen die Blechblasinstrumente bei den Ventilen einfrieren. Frost- und Windschutz sind nur bedingt eine Hilfe. So müssen wir manchmal in den Häusern mit dem Spiel warten, bis die Ventile aufgetaut sind.

Heute spielen wir das von Peter Haferl 1975 getextete und in Noten gesetzte Neujahrslied „Es wünscht die ganze Blas´kapelln". Wir spielen dieses Lied jeden Tag mindestens zweihundertmal. Wir geben dazu den Familien Neujahrskarten mit den besten Wünschen für das kommende Jahr.

Die Spenden, die wir erhalten, wurden in den ersten Jahren teilweise den Musikerinnen und Musikern für ihre Mühen und Aufwendungen gegeben. Seit vielen Jahren werden diese Spenden aber zur Gänze dem Verein für den Ankauf von Instrumenten und Noten zur Verfügung gestellt. Auch für Instrumentenreparaturen, für die Jugendausbildung und so manches mehr brauchen wir immer Geld.

Anton Heneis