Moosbierbaumer
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DAS SANFTE TAL DER PERSCHLING
Die Perschling ist nicht berühmt und mächtig wie die Donau, ihr Tal führt nicht durch romantische Felsenschluchten und Katarakte und keine stolzen Burgen oder Städte sind an ihr entstanden - dazu war sie wohl strategisch nicht bedeutsam genug. Aber trägt nicht alles Große und Mächtige auch Gefahr und Bedrohung an sich? Städte und Burgen wurden umkämpft, in ihnen residierten oft grausame Herrscher, die das Land aussaugten um ihr Luxusleben zu finanzieren. Die kleine Perschling aber schlängelt sich mit ihren Erlen-, Weiden- und Robiniengehölzen durch hügeliges oder sanft welliges Bauernland, später durch die Ebene des Tullnerfeldes, wo sie in den Auen der Donau ihr Ziel findet. Mit weichem Sandsteinschotter hat sie ihr breites Tal aufgefüllt, in dem sie bescheiden und still ihren verschlungenen Weg nimmt. Früher war dieses Tal mit einem Auwald bedeckt und von zahlreichen Altarmen durchzogen, wovon nur noch spärliche Reste Zeugnis ablegen. Regulierungen haben den heutigen Lauf festgelegt und die Auwälder haben Feldern weichen müssen. Dennoch sind auf einigen Abschnitten die namengebenden Schlingen erhalten geblieben, die das unentschlossene Flüsschen infolge seines geringen Gefälles gebildet hat. Besonders die bereits in den Zwanzigerjahren erfolgte Regulierung in Form der Anlage eines eigenen Hochwassergerinnes ab Grunddorf hat diesen ursprünglich Charakter der "alten" Perschling erhalten. Das Perschlingtal ist ein stilles und sanftes, das nicht große Touristenströme anzieht, das nicht durch spektakuläre Naturwunder besticht, sondern durch Geruhsamkeit, Naturnähe und jene feine Kultur, wie sie ein friedlicher Bauernhof ausstrahlt , oder eine traditionelle Kellergasse. Ob man einen Mostheurigen in Michelbach oder einen Weinheurigen im Himmelreich bei Tautendorf besucht, stets findet man jene kostbare Atmosphäre des Gewachsenen und Gemütlichen, die den berühmten Gegenden längst abhanden gekommen ist. Das Großartige und Sensationelle, das unsere Zivilisation scheinbar braucht und das die Flugzeuge füllt, kann das Perschlingtal nicht bieten, dafür aber ein sanftes Plätschern unter silbergrauen Weiden, wogende Felder auf sanften Hügeln, alte Obstgärten und Alleebäume an den Straßen, Wanderwege zwischen Blumenwiesen und Almweiden im Ouellgebiet. Bescheidene Größe aber läuft Gefahr, verkannt und gering geachtet zu werden. Sanft und gleichförmig wie Meditationsmusik für das Ohr, entfaltet diese Landschaft auf das Auge des bewussten Betrachters Ihre beruhigende Wirkung, die dem stressgeplagten Menschen von heute so wohl tut. Freilich verkauft ihm diese Wohltat keine Tourismusindustrie und er muss selbst seine Radtouren zusammenstellen, oder seine Wanderwege suchen. Das Perschlingtal ist zum Glück für seine Bewohner keine
touristisch vermarktbare Landschaft; für feinfühlige Menschen
aber, die das Abenteuer eines hitzeduftenden Sonnenunterganges in
den Feldern zu erleben verstehen oder die von einer Anhöhe aus
die Formensinfonie des Wie jedes Paradies ist auch das Perschlingtal gefährdet. Grundzusammenlegungen, Industrie-, Verkehrsbauten und ausufernde Ortschaften schlagen Wunden in das alte Kulturland. Die Menschen, die hier leben, sollten sich der Kostbarkeit ihrer Landschaft bewusst sein, sie schützen und ihre fortschreitende Zerstörung verhindern. Aus einem Gedicht von W. H. Auden, dem Weltbürger, der in Kirchstetten seine Wahlheimat fand. (Deutsch v. J. W. Paul) Blick ich übers Tal, wo
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• Eine kurze Geschichte der Zeit • Das sanfte Tal der Perschling
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