Moosbierbaumer Dorfblatt'l. Unabhängige Moosbierbaumer Dorfzeitung
Jahrgang 3 • Ausgabe 9 • Dezember 2001
 

EINE KURZE GESCHICHTE DER ZEIT

... oder wie unsere Altvorderen wieder lebendig werden
Ein Streifzug durch die Sitzungsprotokolle der Gemeinderatssitzungen der Jahre 1914 bis 1917
von Anton MÜLLNER

In der Sitzung vom 20. März 1914 ging es wieder einmal um eine Gasthauskonzession:
...betreffend das Konzessions Ansuchen des Rudolf Trinkl um Verleihung des Gast- & Schankgewerbes mit dem Standorte Moosbierbaum Nr. 35 zur Kenntnis ... gebracht und hierauf einstimmig beschlossen, das Ansuchen mit Rücksicht darauf daß der Localbedarf vorhanden, und auf diesem Hause ohnehin schon mehrere Jahrzehnte das Gast- & Schankgewerbe ausgeübt, das Local geeignet und die polizeiliche Uiberwachung eine leichte ist, wärmstens zu befürworten.

Ein Protest der einheimischen Kaufleute wird in der Sitzung vom 24. Juni 1914 behandelt:
Sohin wird die Eingabe der Genossenschaft der Kaufleute des Gerichtsbezirkes Atzenbrugg zur Kenntnis des versammelten Ausschusses und wird einstimmig beschlossen gegen die 7 Uhr Ladensperre Stellung zu nehmen nach dem die Leute noch um 8 u. eventuell !h 9 Abends von den Weingärten u. Feldern zurück kehren und sie danach größten Theils ein Käufe besorgen.
Es gab also auch damals schon Debatten um die Ladenschlußzeiten!

Am 30. November 1914 wurde unter anderem über die damals in der Ortschaft Atzenbrugg schon vorhandene Ortsbeleuchtung debattiert:
Die Beleuchtungskosten der KG Atzenbrugg |: Ankauf des Petroleum, Reinigung, Aufzünden und Auslöschen der 10 Laternen, sowie etwaige Reparatur derselben :| belaufen sich auf 205 Kronen.
Zur Deckung dieser Post wird die Einhebung einer 10 % igen Umlage ... beschlossen.

Diese Sitzung fand vier Tage vor der Ermordung des Thronfolgerpaares in Sarajewo statt und war die letzte in der Friedenszeit vor dem ersten Weltkrieg. Die tragischen Folgen für das Gemeindeleben wurden alsbald spürbar. Ab dem Frühjahr 1915 liest sich das dann so:
Protokoll 20. März 1915:
Entschuldigt die Herrn Alois Figl, Michael Winkler und Simon Tauber in Folge Einberufung. Protokoll 27. März 1915:
Entschuldigt Michael Winkler, Alois Figl in Folge einrücken.
Protokoll 9. August 1915:
Entschuldigt die Herrn Michael Winkler, Simon Tauber, und Alois Figl in Folge Einrückung und Michael Spangl in Folge wirtschaftlicher Verhinderung.

Ganz wichtig war auch der Nachschub für das Militär:
In Befolgung des Auftrages der k.k. BH Tulln vom 31. Juli 1915 wird beschlossen, die Herrn Josef Strohmayer für Josef Geier, Josef Bruckner für Anton Glatz und Michael Spangl für Johann Wurstbauer in den Approvizionierungsausschuß zu wählen.
Ein Wort aus der alten österreichischen Amtssprache, das „Versorgung der Truppe mit Lebensmitteln" bedeutet, damals geläufig, aber heute wie ein Fremdwort klingt!

In der Folge wurde die Liste der zum Militär einberufenen immer länger: Außer den bereits erwähnten fehlten in den Sitzungen vom 18. März 1916, 1. April 1916 und 27. Mai 1916 Johann Kopp und Franz Vogl, also bereits 5 Gemeinderäte.

Und der Staat brauchte auch noch Geld für seine Kriegskasse:
Es wird sohin einstimmig beschlossen, die Zeichnung vierter österreichischer 40jährigen Kriegsanleihe im Nominalbetrage von 80.000 Kronen durchzuführen und diese behufs der notwendigen Kapitalien bei der nied. öst. Landes Hypothekenanstalt aufzunehmen.

Auch die kleinen Ortschaften mussten ihren finanziellen Beitrag leisten, wie es im Protokoll vom 23. Dezember 1916 nachzulesen ist:
... Zeichnung 5ter österreichischer 40jähriger Kriegsanleihe im Nominalbetrage per 20.000 K für die Ortsgemeinde Atzenbrugg, weiter für die Katastralgemeinde Ebersdorf im Nominalbetrage per 500 Kronen... Das Kapital für die Katastralgemeinde Ebersdorf ist dem beim nied. öst. Landes - Ausschuß erliegenden Buch zu entnehmen ...

Beim Jagdpacht hingegen galten auch damals schon die auch heute noch üblichen Usancen:
Weiters wird beschlossen daß der erübrigte Jagdpacht wie bisher zu Gunsten der Gemeinde verfällt.

Die nun folgenden Sitzungen leitete der Vizebürgermeister Heinrich Rabl, da Bürgermeister Anton Rabacher sich immer infolge Krankheit entschuldigen ließ.
Sitzung vom 27. 1. 1917: Betreff der Unterbringung der Flüchtlinge wird beschlossen für die Räume den vom Bezirksarmenrat angesprochenen Betrag zu genehmigen und diese Beträge von den Flüchtlingsgeldern einbringlich zu machen.

Kombinierte Sitzung am 18. März 1917 mit den Trasdorfer Vertretern:
Johann Anhammer als Bürgermeister, Ferdinand Hofbauer, Franz Mandl, Josef Zischkin als Gemeinderäte, Johann Muck, Michael Baumgartner, Josef Andrä, Josef Kaiser, Johann Sappert, Franz Muck, Leopold Straßmayer als Gemeindebeiräte.
Der Vorsitzende bringt sohin den Antrag auf den Ankauf der Häuser 67+68 in Heil Eich zur Kenntnis des versammelten Ausschusses und eröffnet hierüber die Debatte.
Hierauf wird beschlossen, daß die beiden Häuser zum Preise von 28.000 Kronen gekauft werden.

In dieser Sitzung fand auch die im gleichen Jahr errichtete Fabrik ihre erste Erwähnung, wenn auch im negativen Sinn:
Weiters wird beschlossen bei der k.k. Bezirkshauptmannschaft Tulln dahin zu wirken, daß die Arbeiter an der Pulverfabrik verhalten werden wollen, daß selbe an den bebauten Feldern keinen Schaden anrichten.

Aber auch die neue Zeit hielt bereits Einzug, nachzulesen im Sitzungsprotokoll vom 14.4. 1917.
Hier wird das Gesuch von Anton Ferdinand Grell um Verleihung einer Kinokonzession abgewiesen, da bereits eine vorhanden ist und für eine zweite kein Bedarf besteht.

• Eine kurze Geschichte der Zeit

• Vom Wiener Pfennig zum Euro

• Das sanfte Tal der Perschling

• Perschlingursprung

• Die Baumblüte

• Der Baumgarten

• Armenhäuser