Moosbierbaumer Dorfblatt'l. Unabhängige Moosbierbaumer Dorfzeitung
Jahrgang 6 • Ausgabe 16 • April 2004

 

Ein Tag im Leben

Einsam zieht ein Mann in seinem orangen Kleinlastwagen seine Runden durch den nächtlichen Wienerwald - der StreMotfahrer Erwin Schmutzer aus Atzenbrugg. 236 km Straßen sind im Bereich der Straßenmeisterei Tulln zu betreuen, kleine Schäden selbst auszubessern und bei größeren Angelegenheiten sind die Kollegen des Bereitschaftsdienstes zu verständigen. Hatte früher noch jeder „Wegeräumer“ seinen eigenen Straßenabschnitt, so wird seit 1980 Streckendienst gefahren. Wir begleiten Erwin bei einer seiner nächtlichen Ausfahrten.
0:45 Sicherheitshalber sind Wecker und Radiowecker eingestellt. Brigitte steht mit mir auf. Während ich mich wasche und anziehe, bereitet sie schon Kakao und Kuchen zu und schaltet den Fernseher ein wegen der Wetterberichte im Teletext. Nach Frühstück und Abschiedskuss geht Brigitte wieder zu Bett.
1:20 Abfahrt in die Straßenmeisterei Tulln, fast kein Verkehr um diese Zeit.
1:45 Das Privatauto und der Dienstwagen wechseln die Garage.
1:50 Kurz noch ins Büro und das Telefon umstellen auf mein Diensthandy, aus dem Schrank nehme ich die Mappe mit den Kontrollfahrtsberichten.
2:00 Es geht los. Die Fahrt führt über die alte Donaubrücke nach Neuaigen, Mollersdorf und Absdorf. Leichter Schneefall bei –2°, die Straßen sind salznass. Es geht weiter über die Rosenbrücke zum Flachberg. Der Schneefall nimmt zu und bleibt schon auf der Fahrbahn liegen.
3:00 Am Riederberg dichter Schneefall. Kurz rechts ran, der Fahrer des Salzstreuwagens muss verständigt werden. Ich fahre weiter über Gablitz, Mauerbach und Passauerhof zum Tulbinger Kogel. Hier liegen schon 5 cm Schnee, jetzt rufe ich den Fahrer des Räum- und Streufahrzeuges an und gebe ihm genaue Anweisungen, der starke Schneefall hält an.
3:20 Weiter geht´s über Hainbuch Richtung Exelberg zur Stadtgrenze Wien. In diesen hohen Lagen um Hintersdorf und Kirchbach liegen schon 8 cm Schnee. Jetzt ist der diensthabende Kollege für diese Region anzurufen. Ich fahre weiter über Weidlingbach nach Klosterneuburg, der Schneefall läßt nicht nach.
3:40 Ich alarmiere jetzt alle bereitstehenden Mannschaften, die mit ihren Räum- und Streuwagen ihre zugeteilten Strecken zu räumen haben. Die Hauptverbindungsstraßen und die Busstrecken sollten für den Frühverkehr befahrbar sein, bei dem heutigen Wintereinbruch wird das sicher schwer. Meine Route führt mich weiter über Hadersfeld und Greifenstein zu unserem Stützpunkt im Hagental.
4:15 Ich treffe dort schon Kollegen beim Aufbau des Schneepfluges und erkläre ihnen die Situation. Außerdem rufe ich auch noch den Einsatzleiter, Straßenmeister Eberl, an und berichte ihm die Lage.
4:30 Über St. Andrä fahre ich die Nebenstraßen bis Staasdorf. Hier in der Ebene schneit es weniger. Ich begebe mich noch einmal über den Flachberg auf den Riederberg, das Salz zeigt Wirkung, der Schnee wird schon matschig.
5:20 Die Rückfahrt in die Straßenmeisterei führt mich wieder über den Flachberg. Hier überblicke ich das Tullnerfeld und angesichts der orangen Drehleuchten der Einsatzfahrzeuge im Dunkel der Nacht breitet sich ein angenehmes Gefühl in mir aus: „Auch heute haben wir es wieder geschafft!“
5:50 In der Dienststelle angekommen rufe ich die Winterdienststelle der Landesregierung an und gebe Straßenzustand, Anzahl der Einsatzautos, Witterung und Temperatur durch.
6:00 – 7:00
„Mittagspause“
7:00 Nochmals Bericht beim Einsatzleiter und Diensteinteilung durch den Straßenmeister.
7:15 Der Kontrollfahrtsbericht ist zu schreiben.
8:00 Laufend kommen die Kollegen von ihrem Einsatz zurück und beginnen mit Fahrzeugwartungen und kleinen Reparaturen. Alles in Ordnung.
8:30 Ausfahrt zur nächsten Straßenzustandskontrolle. Kein Schneefall mehr, ich fahre Richtung Klosterneuburg, alles einwandfrei befahrbar.
  9:15 Hier hole ich Post von der BH Wien-Umgebung. Auch hier hat es aufgehört zu schneien, die aufgelockerte Bewölkung lässt einen schönen Tag erwarten.
10:00 Die frisch geräumten Straßen zum Exelberg sind wunderbar zu fahren. Unmittelbar nach einer Kurve hängt ein großer Ast in die Fahrbahn. Drehlicht einschalten, Motorsäge aus dem Wagen nehmen, Ast absägen und auf die Böschung legen. Auf meiner Fahrt nach Tulln zeigt sich an Kreuzungen und Kreisverkehren, dass noch sorgfältiger geräumt werden muss. Ich verständige einen UNIMOG-Fahrer, diese Autos sind äußerst wendig und dafür am besten geeignet.
11:00 Wieder in der Strassenmeisterei schreibe ich den Bericht fertig. Und auch jetzt wieder verspüre ich das wohlige Gefühl, dass alles einwandfrei geklappt hat. Streifenwagen reinigen und letzter Bericht beim Chef.
11:50 Ich übergebe den Wagen und das Telefon meinem Kollegen, der ab jetzt bis in die Nacht Dienst hat.
12:00 Dienstschluss und heimfahren. Brigitte hat heute frei und wartet sicher schon mit dem Mittagessen, sie kocht phantastisch.
13:10 für ca. 2 Stunden lege ich mich aufs Ohr.
15:00 Brigitte und ich gehen spazieren und genießen die unberührte Winterlandschaft.
16:30 Im Computerzimmer hat sich in den letzten Tagen etwas Post angehäuft, die erledigt gehört.
17:30 Brigitte bittet zu Tisch, die Buben sind auch schon daheim, allen schmeckt´s. Dann schaue ich mir im Teletext die Wetterprognosen an.
19:00 Körperpflege, Gute-Nacht-Busserl für Brigitte und ab ins Bett. Schließlich ist um 0 Uhr 45 wieder Tagwache.

Verfasst von Erwin Schmutzer und Josef Goldberger