Moosbierbaumer
Dorfblatt'l. Unabhängige Moosbierbaumer Dorfzeitung
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JAHRE FIRMA HEINZ Viele Soldaten kehrten aus dem 1. Weltkrieg als Invalide zu ihren Familien zurück. Not und Elend herrschte im Land. Herr Michael Heinz, Geburtsjahrgang 1889, aus Einöd bei St. Andrä an der Traisen, verlor im unsäglichen Kriegsleid einen Fuß und suchte als Kriegsversehrter um die Führung einer Trafik an. Er bekam sie auch, seine Trafik, zwar nicht in seinem Heimatort, aber da in Heiligeneich ein Standort frei war, zog er mit seiner Familie dorthin. Er erwarb das ehemalig Haus Zischkin, heute Kremser Landstraße 2, als Betriebsstandort für seine Trafik. Zu seinem Betrieb zählte auch die Bahnhofstrafik am Bahnhof in Moosbierbaum. Das war im Jahr 1920. Einige Jahre später, am 24.7.1926, genehmigte die Bezirkshauptmannschaft Tulln offiziell mittels Gewerbeschein, Geschäftszahl XII-1110/1, den Betrieb "Handel mit Rauch- und Schreibrequisiten". Am 18.11.1934 wurde der Bezirkshauptmannschaft Tulln die Verlegung des Betriebsstandortes in das Zentrum Heiligeneichs, in das Haus Nummer 3, angezeigt. Vormals beherbergte das Haus eine Sattlerei der Familie Schwarz. Gegenüber dem Haus (heute Firmenparkplatz) stand damals eine Scheune. Darin hielt die Familie Heinz allerlei Kleintiere (Schweine, Gänse, etc). Zum Besitz gehörten auch landwirtschaftlich genutzte Flächen. Mit dieser kleinen Landwirtschaft war die Familie Heinz Selbstversorger. Später wurde die kleine Landwirtschaft verpachtet. Damalige liberale Landenschlusszeiten und der begünstigte Betriebsstandort im Zentrum Heiligeneichs erbrachten einen wirtschaftlichen Aufschwung. Auch sonntags war damals die Trafik geöffnet. Nach den beiden Sonntagsmessen war der Laden immer voll Kundschaft. Zu Weihnachten war die Trafik ebenfalls geöffnet und wenn Herr Michael Heinz schließlich um 21 Uhr den Laden zusperrte, war er dann für die familiäre Weihnachtsfeier schon sehr ermüdet. Nach seinem Tod führte seine Gattin, Frau Theresia Heinz, Jahrgang 1894, den Betrieb weiter. Die Bezirkshauptmannschaft Tulln genehmigte dies mit Zusatz im Gewerbeschein vom 26.2.1948, Zahl XII/85/7. Ihr Sohn, Herr Richard Heinz (heute "senior"), erlernte den Beruf des Kaufmanns und übernahm in weiterer Folge den Betrieb. Vorerst erhielt er auf Dispens die Konzession, da er das Mindestalter noch nicht erreicht hatte. Mit Gewerbeschein vom 8.11.1955 genehmigte die Bezirkshauptmannschaft Tulln, Zahl XII-1043/31955, Herrn Richard Heinz den unbeschränkten Gemischwarenkleinhandel. Die Trafik wurde daneben auch noch betrieben, später dann integriert im Lebensmittelgeschäft. Herr Richard Heinz strebte sofort die Zusammenarbeit mit der Firma Spar an. 3 Umbauarbeiten am Standort Heiligeneich 3 bezeugten die rasante Expansion des Betriebes. Jährliche Umsatzsteigerungen im 1. Tullnerfelder Selbstbedienungsmarkt (!) gaben Zeugnis vom tüchtigen Geschäftssinn des Betriebsleiters. Nicht einmal in der Bezirkshauptstadt Tulln gab es damals einen Selbstbedienungsladen. Herr Richard Heinz erkannte bereits sehr früh, daß ein Selbstbedienungsladen viel mehr die Kauflust anregt, als ein Bedienungsgeschäft. Die Kunden kaufen eben viel mehr, wenn sie selbst ihre Waren aussuchen können. Donnerstag und Samstag nachmittags war damals das Geschäft geschlossen. Diese Zeit nutzte der geschäftstüchtige Betriebsinhaber für Zustellfahrten zu Kunden. Ein Filialbetrieb in Erpersdorf wurde von der Behörde am 4.4.1972 genehmigt. Eine Betriebserweiterung dort scheiterte jedoch an einem vereitelten Grundkauf und so wurde dieser Filialbetrieb am 29.6.1989 aufgelassen. Seit der Auflassung des Postamtes 3453 Heiligeneich im Jahr 1973 führt die Firma Heinz auch eine Posthilfsstelle. Am 18.11.1981 genehmigte die Behörde die Betriebsstandortverlegung von Heiligeneich 3 nach Heiligeneich, Wiener Straße 9 (ehemaliges Anwesen Seilerei Indinger). Wie Herr Richard Heinz selbst bestätigen kann, war diese Standortverlegung ein risikoreiches Unterfangen, das ihm so manche schlaflose Nacht bereitete. Sogar die Firma Spar riet ihm anfänglich von der Betriebsübersiedelung ab, da sie doch viele Risiken mit sich brachte, war in weiterer Folge dann aber wieder der gewohnt gute Partner. Und wieder einmal bestätigte sich der "gute Riecher" des geschäftstüchtigen Unternehmers. Herr Richard Heinz konnte jährliche Umsatzsteigerungen, ja eine Umsatzverdoppelung sogar in den ersten zwei Jahren am neuen Standort, einfahren. Das Geschäft mit der Nahversorgung florierte bis zuletzt, aber da sich sein Sohn Richard nicht dazu entschließen konnte, das Geschäft zu übernehmen, verpachtete Herr Richard Heinz senior es an die Firma Spar. Mittlerweile hat Sohn Richard sehr erfolgreich die Vertreterlaufbahn eingeschlagen. Der Apfel fällt eben nicht weit vom Stamm! Derzeit wird der beliebte und für die Bevölkerung sehr wichtige Nahversorgungsmarkt sehr erfolgreich von Frau Irene Eichinger mit ihrem Gatten Reinhard weitergeführt. Geblieben ist die Trafik am alten Standort in Heiligeneich 3, behördlich genehmigt mit Wirkung vom 18.7.1989, die mit viel Engagement jetzt von Frau Monika Heinz, der Schwiegertochter von Herrn Richard Heinz senior, betrieben wird. Der kleine, aber feine Laden präsentiert sich nicht nur als Nahversorgungszentrum für Rauch-, Schreib- und Papierwaren, als Lotto- und Totoannahmestelle und Posthilfsstelle, sondern auch als beliebte Kommunikationsstelle, wo sich Alt und Jung gerne zum Plausch begegnet. Wie eh und je: man trifft sich eben gerne „beim Heinz" und darauf angesprochen, worin das Geheimnis seines Geschäftserfolges liegt, verrät Herr Richard Heinz senior, dass er den persönlichen Kontakt und den zwischenmenschlichen Umgang mit seinen Kunden immer schon sehr gepflegt ,hat und er das für äußerst wichtig hält. Herr Heinz kann auf ein sehr arbeitsreiches und erfolgreiches Leben zurückblicken, ein Leben, das geprägt worden ist durch insgesamt 4 Geschäftsumbauten, durch Familiengründung mit 2 Kindern und den leider viel zu frühen und unerwarteten Tod seiner Gattin. 80 Jahre Firma Heinz haben unauslöschliche Spuren in der Gemeinde hinterlassen und die Firma zu einem wichtigen Bestandteil des täglichen Lebens werden lassen. Die Redaktion gratuliert der Firma Heinz recht herzlich zum 80-jähringen Firmenjubiläum und wünscht weiterhin gute Geschäfte! |
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