Moosbierbaumer Dorfblatt'l. Unabhängige Moosbierbaumer Dorfzeitung
Jahrgang 2 • Ausgabe 4 • Mai 2000
 

EINE KURZE GESCHICHTE DER ZEIT
... oder wie unsere Altvorderen wieder lebendig werden
von Anton Müllner

Am 3. August 1885 wurde die Bahnlinie Tulln - St. Pölten, welche unser Gemeindegebiet durchquert, eröffnet. Ursprünglich waren die Stationen Sitzenberg und Atzenbrugg nicht vorgesehen. (Die Bahnhöfe wurden damals als „Stationen" bezeichnet). Durch verschiedene Initiativen aus der Bevölkerung kam es noch vor der Eröffnung der Strecke zur Auflassung der vorgesehenen Personenhaltestelle Baumgarten bei Reidling, dafür wurde die Station Sitzenberg-Reidling errichtet. Weiters wurde, um den Bedürfnissen der Orte Moosbierbaum, Heiligeneich und Atzenbrugg Rechnung zu tragen, der zuerst vorgesehene Bahnhof Trasdorf in eine Personenhaltestelle umgewandelt, und dafür an der Stelle des heutigen Bahnhofes Moosbierbaum die Station Atzenbrugg geschaffen.

Erst im Jahre 1907 wurde die heutige Haltestelle Atzenbrugg eingerichtet. Da natürlich nicht beide Haltepunkte denselben Namen führen konnten, wurde der Bahnhof Atzenbrugg in Moosbierbaum-Heiligeneich umbenannt.

Hierüber wurde in der Gemeinderatssitzung vom 17. August 1907 wie folgt debattiert:
"Über Ansuchen des Herrn Ober Revidenten Anton Kanda einen Gemeindebeschluß einzuholen behufs Änderung des Stationsnamen Atzenbrugg in der Station Atzenbrugg wurde für heute die Sitzung einberufen und wird nach längerer Debatte beschlossen bei der k.k. Staatsbahndirektion dahin einwirken zu wollen, daß die Änderung durchführt und die Neubenennung der Station Moosbierbaum Heil Eich heißen solle.

Begründet wird dies damit daß Hastige welche nach Atzenbrugg und umgekehrt nach Moosbierbaum Heil Eich gehen, entweder in der Station oder in der Haltestelle Atzenbrugg aussteigen und dann unnützer Weise trotz der Nähe der Bahn einen größeren Fußmarsch machen müßten um zu ihrem Ziel zu gelangen, was nach der Änderung der Stationsnamen ausgeschlossen ist."

Gegen diese Namensänderung protestierte der damalige Besitzer der Langer-Mühle in Atzenbrugg, Rabl:
"Gemeinderat Heinrich Rabl hat in seinem eigenen und im Interesse der Katastralgemeinde Atzenbrugg gegen den vorstehenden Beschluß Widerspruch erhoben und begründet dies damit, nachdem er Geschäftsmann seie und ein lrrthum leicht in Versendung der Frachten entstehen kann..."
Trotz dieser Einwände wurde dann doch mit neun Stimmen für die Namensänderung gestimmt.

In der gleichen Sitzung wurde als letztes auch folgender interessante Punkt behandelt:
"Herr Gemeinderat Stern beantragt, daß für den Schüler Hubert Gstettner welcher am 15. August 1907 bei der Wehranlage in Atzenbrugg den Leopold Koska mit eigener Lebensgefahr vom Tode des Ertrinkens gerettet hat um Zuerkennung der Lebensrettungsauszeichnung eingeschritten werde."

Am 14. März 1908 wurde wieder einmal über Gewerbeangelegenheiten debattiert.
"... und eröffnet hierüber die Debatte worauf einstimmig beschlossen wird, daß mit Rücksicht darauf, daß auf dem Hause Nr. 37 in Heil Eich ohnehin ein conzessioniertes Rauchfangkehrergewerbe ausgeübt wird die Localverhältnisse nicht gegeben sind daß ein zweites Gewerbe errichtet wehalb das Ansuchen abweisend der k.k. Bezirkshauptmannschaft in Vorlage gebracht wird."

Auch an eigene Betriebe wurde gedacht:
"Bezüglich des von Herrn Anton Rabacher eingebrachten Antrag betreff Ankauf des Josef Strohmeier schen Ziegelwerkes wird beschlossen ein Komite zu wählen welche sich mit der Angelegenheit befassen wird.

In das Comite werden gewählt Herr Anton Rabacher, Heinrich Rabl, Rudolf Stern und Anton Figl."

Der Gemeinderat war damals auch schon karitativ tätig.
".. wird beschlossen für die verunglückten Bewohner von Muckendorf einen Betrag von 50 Kronen zu bewilligen."

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