Moosbierbaumer
Dorfblatt'l. Unabhängige Moosbierbaumer Dorfzeitung
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EINE KURZE GESCHICHTE DER ZEIT ... oder wie unsere Altvordern wieder lebendig werden Gleich im ersten Protokoll, jenem von der Sitzung vom 13. April
1907, fand ich etwas, was die Behauptungen, wonach die Bürgermeister
früher unentgeltlich arbeiteten, Lügen straft. Dazu wörtlich
aus dem Protokoll: Die Bauernschläue der damaligen Gemeinderäte wird auch
durch den folgenden Satz dokumentiert: Damit der Leser einen Begriff davon hat, wieviel 800 Kronen damals
wert waren, hier ein Auszug aus dem Protokoll vom 26. Februar
1910: Man sieht daher, daß der damalige Bürgermeister mehr als das Doppelte seines Gemeindedieners verdiente! Sehr interessant nachzulesen ist, wie schwierig es damals war, ein Gewerbe anzumelden. Der Vorgang war so: Der Bewerber stellte bei der Bezirkshauptmannschaft einen Antrag und der Erlaß von dieser wurde dem Gemeinderat zur Genehmigung vorgelegt. Die Gemeinderäte hatten also des letzte Wort und somit die Möglichkeit, unliebsame Konkurrenz zu verhindern. Das typische Beispiel dafür fand ich in der Geschichte meines Gasthauses. Im Jahre 1906 baute der Gastwirt Rudolf Wurlitzer aus Perschling
neben dem Bahnhof in Moosbierbaum ein Gasthaus (Wurlitzer's Bruder
war übrigens derjenige, der in den USA den berühmten
Musikautomaten erfand). Im Protokoll von der Sitzung am 13. April
1907 fand sich folgender Eintrag: Nach längerer Beratung wird dieses Ansuchen mangels Localbedarfes einstimmig abgewiesen." Na klar, von den 15 Gemeinderäten waren vier Gastwirte, wovon einer, Josef Figl, in Moosbierbaum selbst ein Gasthaus betrieb. Nun blieb Wurlitzer natürlich auch nicht untätig und suchte im Namen seiner Frau noch einmal um Konzessionserteilung an. Dieses Ansuchen wurde in der Sitzung vom 24. März 1909 ebenfalls mit der Begründung "Mangelnder Lokalbedarf" abgewiesen. Über das dritte Ansuchen wurde am 11. Juni 1910 debattiert: Da entdeckten sie sogar ihre soziale Ader, die Herren Gemeinderäte! Jeder arme Schlucker wäre zum Zug gekommen, nur den reichen Wurlitzer aus Perschling, nein, den brauchen wir nicht! |
• Eine kurze Geschichte der Zeit
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