Moosbierbaumer
Dorfblatt'l. Unabhängige Moosbierbaumer Dorfzeitung |
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LebensgeschichtenEs ist heuer vierzehn Jahre her, dass ein Mann für immer die Augen schloss, der nicht nur in seinem Beruf zu den Tüchtigen gehörte, sondern auch für sein Dorf Moosbierbaum, die Marktgemeinde Atzenbrugg und als Funktionär viele unentgeltliche Stunden opferte: Leopold Resch (1923 - 1993) Leopold Resch wurde am 19. August 1923 als zweiter Sohn der Bauernfamilie Josef und Maria Resch in Asperhofen geboren, wo sein Vater auch Feuerwehrkommandant und etliche Jahre Bürgermeister war. Seine Kindheit verbrachte er zusammen mit seinen Brüdern Josef und Anton sowie mit seiner Schwester Marianne auf dem Bauernhof. Er besuchte in Asperhofen die Volksschule sowie anschließend die Hauptschule und die Landwirtschaftliche Fortbildungsschule in Neulengbach. Die Jugendzeit war eher karg und schon geprägt vom herannahenden Zweiten Weltkrieg. Nach der Musterung wurde er bereits mit 18 Jahren zur Deutschen Wehrmacht eingezogen und kam sogleich an die Russlandfront, wo er als Kradmelder im Nordabschnitt im Einsatz war. Nach mehreren Verletzungen (Kopfsplitter, Verlust des Mittelfingers) wurde er immer wieder zu seiner Einheit an die Front beordert. Er überlebte auch die zermürbende Kesselschlacht bei Veliki-Luke und gelangte schließlich in russische Gefangenschaft, wo er bis 1947 in einem Bergwerk harte Arbeit verrichten musste. Zurück in der Heimat begann Leopold Resch sofort, sich im Ländlichen Fortbildungswerk zu engagieren, Theater zu spielen u. a. m. Er war auch einer der ersten Landjugend-Obmänner von Asperhofen-Neulengbach. Sein Nachfolger in dieser Funktion war übrigens der spätere Bundesrat Michael Göschlbauer. Eine entscheidende Wende nahm sein Leben, nachdem er einspannte, um mit einem Freund Alteisen für den Stallbau aus der Moosbierbaumer Fabrik zu holen. Auf der Rückfahrt machten sie Rast im Gasthof Müllner. „Na, Wirtin, weißt du mir ein schönes Mädchen?“ „Ja, aber nur,wenn ihr mir auch eine hübsche Schwiegertochter bringt!“ war deren launige Antwort - worauf Leopold Resch ein Foto seiner Schwester Marianne, das er immer bei sich trug, aus der Tasche zog. Diese wurde dann tatsächlich die Müllner-Wirtin von Moosbierbaum und er lernte dadurch seine spätere Frau, die Landwirtstochter Anna Kurzmann kennen und lieben, die er am 24. 6. 1950 in der Pfarrkirche Heiligeneich ehelichte. Ein Jahr später stellte sich der erste Nachwuchs ein, Klein-Annemariewurde im April geboren, im Jänner 1953 folgte Sohn Johann. Später vergrößerten in Vier- Jahres-Abständen noch Leopold (1957), Siegfried (1961) und Elisabeth (1965) die glückliche Bauernfamilie. Leopold Resch begann bereits Anfang der Fünfzigerjahre seine Landwirtschaft Schritt für Schritt zu modernisieren. Bald wurden der erste Traktor und die dazu passenden Maschinen angeschafft. Er war überhaupt stets ein aufgeschlossener Bauer und Interessenvertreter, der die rasanten Entwicklungen in der Landwirtschaft vom Pferd bis zum Traktor, vom Bindemäher bis zum Mähdrescher federführend mitmachte. Etliche seiner ehemaligen Dreschkunden werden sich noch an seinen roten Massey-Ferguson-Drescher erinnern können. Bereits in den Fünfzigerjahren
war er für eine
Periode als Kammerrat in
der Bezirksbauernkammer
in Heiligeneich tätig. Am 5.
7. 1955 wurde er in den Gemeinderat Als verantwortungsbewusster Gemeindefunktionär organisierte er auch die Schneeräumung und den Streudienst durch Freiwillige im Dorf. Für seine Verdienste um die Marktgemeinde Atzenbrugg wurde er aus Anlass seines 50. Geburtstages mit dem Goldenen Ehrenring der Marktgemeinde ausgezeichnet. Auch im Genossenschaftswesen war Leopold Resch viele Jahre aktiv. Von 1971 bis 1975 war er im Vorstand und anschließend bis 1991 im Aufsichtsrat der Raiffeisenkasse Heiligeneich tätig. Im Rahmen der Dorfgemeinschaft Moosbierbaum war er von deren Gründung 1957 bis 1982 Obmann-Stellvertreter und von 1982 bis zur Auflösung 1991 Obmann der Tiefkühlgemeinschaft. Nach dem früher fast jeder Bauer in Moosbierbaum Milchkühe hatte, war Leopold Resch jahrzehntelang als Zuchtstierhalter Anlaufstelle seiner Berufskollegen. So manche seiner Stiere brachten das stattliche Gewicht von über 1000 kg auf die Waage, wobei man sagen kann, dass er im Umgang mit Tieren keine Furcht kannte.Viele Bauern sahen in ihmeine Art Ersatz-Tierarzt. So war er gewiss hunderte Male Geburtshelfer beim „Kälberziehen“. Ein Foto im Heimatkalender 2007 erinnert daran. Aber auch bei Hausschlachtungen oder beim Ferkelschneiden waren seine geschickten Hände oft gefragt. Eine seiner beruflichen Vorlieben war die Wein und Kellerwirtschaft. So hat der Heurige Resch in Moosbierbaum schon eine jahrzehntelange Tradition. Mitte der Siebzigerjahre schuf er sich auch noch ein neues Zweifamilienhaus. Nach einemarbeitsreichen Leben war ihm die wohlverdiente Pension leider nicht allzu lange vergönnt. Leopold Resch verstarb nach kurzem, schweren Leiden noch vor der Vollendung seines 70. Lebensjahres am 14. 4. 1993 im Krankenhaus Tulln. |