Moosbierbaumer Dorfblatt'l. Unabhängige Moosbierbaumer Dorfzeitung
Jahrgang 9 • Ausgabe 25 • April 2007

 

Ein Tag im Leben

Diesmal begleiten wir einen Mann, der seit Beginn seiner Berufslaufbahn zwar einige Male die Firma, nicht aber seinen Beruf gewechselt hat. Seit seinem 21. Lebensjahr fährt er Schwerfahrzeuge und kann auf einen riesigen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Der Berufskraftfahrer Leopold Figl aus Watzendorf ist nicht nur in Fuhrwerkerkreisen bekannt und beliebt. Die Namensgleichheit mit dem wohl beliebtesten Politiker Österreichs stört ihn aber überhaupt nicht, sagt er mit einem verschmitzten Lächeln.

Wie an jedem Wochentag beginnt auch heute der Radiowecker mit Radio Niederösterreich um 5 Uhr zu spielen, das ist mir der liebste Sender. In meinem Beruf ist man sowieso Frühaufsteher. Traude bleibt noch liegen, sie hat tagsüber genug zu tun und muss nicht so früh raus. Die Morgentoilette im Bad ist rasch erledigt und der Kaffee ist schnell gemacht. Wenn eine Semmel zu Hause ist, esse ich diese als Buttersemmel, wenn nicht, bekomme ich auf demWeg zur Arbeit eine bei der Hedwig. Nein, keine Freundin, sondern die Bäckerin in Trasdorf!

Am Arbeitsplatz, der Firma Weber in Reidling, treffe ich ca. 20 Minuten vor 6 Uhr ein. Dort werden bei einem Automatenkaffee mit dem Chef und den Kollegen die Transportaufträge des Tages besprochen, Neuigkeiten ausgetauscht und auch Probleme erläutert. Vor der Abfahrt mache ich noch einen Rundgang um meinen Wagen, Motor starten und warmlaufen lassen, dann noch schnell aufs Klo (der Automatenkaffee).

Aber jetzt geht´s los. Von unserer Garage beim Reidlinger Bahnhof fahre ich in unsere Schottergrube bei Baumgarten (neben der Straße Reidling– Trasdorf). Hier wird
der Sattel mit ca. 27 to Wandschotter beladen. Damit fahre ich über Trasdorf in die
Schottergrube Brucha, Moosbierbaum, und kippe die Fuhre in den dortigen Baggersee. Die Firma Brucha wäscht und sortiert den Schotter und verkauft ihn weiter.

Den restlichen Vormittag habe ich immer die gleiche Tour zu fahren. Langweilig, sagen Sie? Aber nicht im Geringsten. Laufend trifft man Kollegen unserer und anderer Firmen und redet ein paar Worte am Funk, das ganze Dorfgeschehen zieht an mir vorüber. Ich weiß, wann wer aufsteht, zur Arbeit fährt, einmal zu spät dran ist, welcher Bauer auf welchem Feld arbeitet. Ich beobachte die Kinder auf ihrem Schulweg und in der Bushaltestelle und ich weiß, wenn eines fehlt. Also fad ist mir wirklich nicht. Etwas nervig ist der Bahnübergang nach Trasdorf, bei fast jeder Fuhre ist der einmal zu. Einmal warte und warte ich, nach erst 10 Minuten kommt endlich ein Containerzug. Und der ist gerademal zu einem Drittel ausgelastet, na super, würden wir so arbeiten, gäbe es den Weber schon lang nimmer.

Um 9 Uhr mache ich meine erste Pause, meistens beim Otzlberger-Bäcker in Trasdorf. Bei einem Kaffee plaudert es sich sehr angenehm mit den Bäckersleuten und den Gästen, man kennt sich ja. Bei der ersten Fuhre nach der Pause läutet das Telefon. Der Chef ist dran: „Poldi, komm schnell heim, Du musst den Kettenbagger auf die neue Baustelle nach Rust bringen.“

„Warum fährt nicht der „Prokurist“, der kann immer alles besser?“ will ich wissen. „Der findet die Baustelle wieder nicht, Du kennst Dich besser aus.“

Also kippe ich diese Ladung ab, sage noch dem Laderfahrer, dass ich kurz was anderes zu machen habe und fahre gleich über die B43 zur Firma. Kippsattel absetzen, Tiefladesattel auflegen, das sind Routinearbeiten, brauchen aber auch ihre Zeit. Den Tieflader schiebe ich zur Halle und lasse die Auffahrtsrampen runter.

Dann gehe ich in die Werkstatt, da steht heute der Bagger, und fahre damit auf den Aufleger. Die Verzurrketten anzulegen ist wirklich Schwerarbeit aber mit Hilfe des Mechanikers ist es schnell erledigt.

Nach einer kurzen Kontrolle der ganzen Fuhre geht es los. Über die B43 wieder durch
Trasdorf und Moosbierbaum, dann über die Perschlingbrücke nach Rust. Die Baustelle kenne ich schon, vorigen Monat habe ich beim Nachbarn eine Fuhre Schotter geliefert. Von weitem schon sieht man die Pflöcke, die den Aushub markieren. Die Verzurrung ist schnell gelöst und verstaut, Bagger anwerfen, runterfahren und abstellen. Den leeren Aufleger stelle ich aber wieder auf unseren Platz, vielleicht wird er für andere Aufgaben zwischendurch gebraucht.

Als ich meinen Kippsattel wieder anhänge ist es gerade ¾ zwölf und, da ich in der näheren Umgebung bin, fahre ich zum Mittagessen nach Hause. Traude wartet schon und wir können während und nach dem Essen einiges besprechen. Nach dem Essen kurz Rasten (ein Mittagsschlaf geht sich nicht aus), dann steige ich wieder in meinen Mercedes und hole eine Fuhre Wandschotter aus unserer Grube für die Fa. Brucha. Bei der zweiten Fuhre, am Ortsanfang von Trasdorf, höre ich am Funk den Fahrer der Firma Rothbauer:
„Zivilstreife in Trasdorf!“ „Danke, Stani, bei mir ist eh alles ok.“, antworte ich noch.

Gleich darauf, vorm Brandstätter Sepp, die Polizeikontrolle. Als hätten sie aufmich gewartet, werde ich angehalten. Nach kurzem Gruß: „Verkehrskontrolle, Ihre Papiere, Führerschein, Zulassungsschein, Fahrtenschreiberschaublatt, Ladepapiere!“ Misstrauisch
schaut der Beamte auf dieWiegekarte. Erst nach einem Blick auf die Ladung glaubt mir der Inspektor, dass der Wagen nicht überladen ist. „Pausen haben Sie auch eingehalten. Sonst alles in Ordnung. Gute Fahrt, Herr Figl.“ Der Gesetzeshüter war eigentlich recht freundlich und der restliche Nachmittag verläuft ruhig.

Nur kurz vor Arbeitsende meldet sich noch einmal der Chef: „Zum Abschluss holst du noch eine Fuhre Aushub von der neuen Ruster Baustelle.“ Es handelt sich um ein Schotter- Erde-Gemisch, das wird in unserer Grube in Baumgarten abgeladen. Jetzt ist es aber Zeit, nach Hause zu fahren, den Wagen auftanken und einstellen.Weil heute nichts gebrochen ist, brauche ich auch nichts reparieren. Manchmal kann dafür der
ganze Abend draufgehen.

Zu Hause angekommen schlüpfe ich gleich ins Maurergewand und fange mit dem Verputz in der Garage an, das schiebe ich schon zu lange hinaus. Kurz vor 8 Uhr höre ich damit auf, gehe duschen und abendessen. Nur eine Kleinigkeit, heute ist es eine Suppe. Im Fernsehen läuft noch „Universum“, und danach gehe ich zu Bett, damit ich morgen
wieder fit bin.

Name: Leopold Figl
geboren am: 22. Juli 1954
Sternzeichen: Krebs
Beruf: Kraftfahrer
Wohnhaft in:Watzendorf, Untere Dorfstraße 10
Eltern: Franz und Elisabeth Figl, Saladorf
Ehegattin: Waltraud, geb. Fohringer, Hausfrau
Kinder: Thomas (33), Kraftfahrer; Michael (31), Estrichleger, und Doris (29), Bürokauffrau
Geschwister: Franz (53), Landmaschinenschlosser; Elisabeth (55),
Kauffrau, und Annemarie (61), Schneiderin
Berufslaufbahn: Volksschule in Saladorf, Hauptschule und Poly in Heiligeneich, Landwirtschaftliche Fachschule in Tulln, 1995 Lehrgang zum Berufskraftfahrer
Hobby: Maurer- und Holzarbeiten
Freizeit: wandern und schwimmen
Fahrzeug: privat Daihatsu Charade, weiß
Stärken: Konsequenz
Schwächen: impulsiv, jähzornig
Sommerurlaub: Tunesien, Spanien, Kroatien
Winterurlaub: holzarbeiten
Lieblingsmusik: Volkstümliche Musik, Deutsche Schlager
Kino: seltener, wenn, dann Natur- und Dokumentarfilme
Lieblingsspeise: Backhendl, Schnitzel und Schweinsbraten
Lieblingsgetränk: Mineralwasser, Kaffee, G´spritzter
Lieblingsfarbe: rot
Lieblingsbaum: Fichte
Am meisten ärgern mich: Leute, die den Schwerverkehr nur zum
Bau des eigenen Hauses akzeptieren und dann vehement bekämpfen
Am meisten freut mich: wenn unsere Vorhaben gelingen
Ich sollte mir mehr Zeit nehmen für: Frau und Familie