Moosbierbaumer Dorfblatt'l. Unabhängige Moosbierbaumer Dorfzeitung
Jahrgang 8 • Ausgabe 22 • April 2006

 

Ein Tag im Leben

Karl BürgsteinerJedes Gemeinwesen, so wie es ja auch unsere Marktgemeinde ist, funktioniert nur dann perfekt, wenn alles richtig zusammenspielt. Dazu gehört auch die Betreuung eines Friedhofes. Vielen von uns ist nicht bewusst, welch schwere Arbeit das bedeutet. Wir wollen Ihnen daher heute unseren Gemeindearbeiter Karl Bürgsteiner, der auch das schwere Amt des Totengräbers versieht, vorstellen.

Als Morgenmensch brauche ich keinen Wecker, aber sicherheitshalber steht einer neben unseren Betten. Meist werde ich aber ohnehin zur richtigen Zeit wach. So auch an diesem verregneten Morgen. Ein Blick auf die Uhr - es ist dreiviertel sechs, und Dienstag, der 21. März. Ich weiß, dass es ein harter Tag werden wird.

Vorerst gehen wir es aber einmal gemütlich an. Frühstück mit Christine, meiner Frau, wobei mir nur der Kaffee reicht, um richtig munter zu werden.
Während Christine die üblichen Hausfrauenarbeiten erledigt, bevor sie zur Arbeit nach Atzenbrugg fährt, gehe ich noch ein bisschen in die Werkstatt, ein wenig basteln. Der Ofen muss mit Holz gefüllt werden und auch meine Hasen verlangen ihr Futter.

Nach dieser Morgenroutine starte ich um halb sieben mein Auto, um zur Arbeit in den Bauhof zu fahren. Ich bin ein Mensch, der nicht erst im letzten Moment an seinem Arbeitsplatz erscheint, ich will in Ruhe und ohne Hektik in den Tag starten. Dazu gehört eben auch die Zeitung, die ich mir zuvor beim Heinz gekauft habe.

Nach und nach treffen nun auch meine Kollegen ein, und um 7 Uhr beginnt dann der Dienst mit der Besprechung beim Amtsleiter Brandfellner am Gemeindeamt.
Frau Hameter aus Zwentendorf ist verstorben, ihre letzte Ruhestätte findet sie aber auf unserem Friedhof.

Ich muss also noch zu unserem Friedhofsverwalter Alfred Fröhlich, um genauere Instruktionen zu erhalten. Hier erfahre ich den Ort der Grabstelle und wie tief ich graben muss. Er teilt mir auch mit, wann zu-letzt dort jemand begraben wurde und ob auch noch für spätere Begräbnisse vorgesorgt werden muss.

Nun geht es mit Kollegen Franz Thallauer in unserem Klein-LKW auf zum Friedhof. Die Grabstelle ist leicht zu finden. Kreuzung Mittelgang links, sie ist nicht zu übersehen. Es ist nämlich ein Grab mit Plattenabdeckung, und diese hat die Grabsteinfirma schon am Vortag entfernt.

Inzwischen hat der Regen aufgehört. Es ist ein trüber Vormittag, passend zu unserer Arbeit. Vom Werkzeugkammerl, das nicht allzu weit von unserem Grab entfernt neben der Mauer und dem Brunnen auf der Ostseite situiert ist, holen wir Scheibtruhe und Werkzeuge, Pfosten und Platten. Auch der Holzrahmen, den wir als „Lehre“ auf das Grab auflegen, ist dort deponiert. Die Aushuberde kann natürlich nicht direkt neben der Grabstelle gelagert werden, sie muss auf einen freien Platz neben der Wegkreuzung gebracht werden.

Nun beginnt die eigentliche Grabarbeit. Anders als einige Wochen zuvor, als der Boden noch tief gefroren war und wir mit dem Kompressor stemmen mussten, geht es heute leichter voran. Allerdings haben der Regen und auch die Winterfeuchtigkeit Spuren hinterlassen. Die Erde ist nass und schwer und bleibt am Spaten kleben. Franz und ich wechseln uns beim Graben ab. Nur im Sommer wird nicht gewechselt, denn mit durchschwitztem Hemd ist es besser durchzuarbeiten.

Heute geht unsere Arbeit rasch voran. In einem Meter Tiefe merkt man kaum noch etwas von der Feuchtigkeit. Allerdings steigt hier auch die Wahrscheinlichkeit, auf etwas Unvorhergesehenes zu stoßen. Bei dreißig Begräbnissen im Jahr kann da schon allerhand passieren, Details möchte ich Ihnen aber ersparen ...

Kurz vor der Mittagspause haben wir die vorgesehene Tiefe von 1,80 m erreicht. Die Grabstelle wird gesichert, ehe wir in unseren Bauhof zurückkehren.

Das Mittagessen nehme ich immer zu Hause in Tautendorf, zusammen mit meiner Frau, ein. Von Atzenbrugg aus geht es noch einmal nach Heiligeneich. Am Friedhof sind noch ein paar Arbeiten zu erledigen, das Werkzeug muss gereinigt werden und das offene Grab mit einer Platte abgedeckt werden. Zirka eine Stunde haben wir hier noch zu tun, ehe es wieder nach Atzenbrugg geht.

Die restliche Zeit bis zum Ende meines Dienstes verbringe ich heute mit Sträucherschneiden in den Rabatten der Wiener Straße. Inzwischen hat sich der Himmel gereinigt und es ist ein schöner, sonniger Nachmittag geworden.

Wie im Flug ist die Zeit vergangen. Um halb fünf ist Dienstschluss. Bevor es nach Hause geht, muss aber noch der Tagesbericht geschrieben werden.

Wieder daheim in Tautendorf, habe ich noch zwei Stunden Zeit, bis Christine das Abendessen bereitet. Meist verbringe ich die in meiner Werkstatt. Heute sind es Ratschen für die Tautendorfer Kinder, die auf ihre Fertigstellung warten, es kann aber auch ein Leiterwagerl sein, dass ich aus Birkenholz bastle. Hasen füttern und ein gemütlicher Spaziergang durch unser Dorf beschließen meinen Arbeitstag.

Abendessen, Zeit im Bild, Sport, ein wenig Lesen, und dann ab ins Bett - wie ich eingangs schon erwähnte, bin ich ein Morgenmensch!

Bei der Arbeit

Name: Karl Bürgsteiner
Geburtstag: 14. Februar 1955
Sternzeichen: Wassermann
Beruf: Gemeindearbeiter
Wohnhaft in: Tautendorf, Himmelreich 10
Eltern: Rudolf Bürgsteiner, Mühlenarbeiter Kittelmühle Ossarn
Johanna Bürgsteiner, Hausfrau in Langmannersdorf
Ehefrau: Christine, geborene Fallinger, Bürokraft bei Lederleitner
Kinder: Karl, geb. 1981, Zimmerer bei Fa. Kostka, Michelndorf
Andreas, geb. 1983, Gartengestalter bei Fa. Nentwich, Weißenkirchen
Geschwister: Johanna Honeder, Rudolf, Gabriele Senninger
Berufl. Werdegang: 8 Kl. VS, Poly, Maurerlehre bei Fa. Steiner
Hobbys: Basteln, Wandern, Langlaufen
PKW: Honda Civic, Bj. 1995, rot
Stärken: Pünktlichkeit, Konsequenz
Schwächen: Ärger über Ungerechtigkeit
Sommerurlaub: Tirol, Salzburg
Winterurlaub: Ramsau, Thermen
Lieblingsmusik: Volksmusik
Lieblingsspeise: Rindfleisch mit Semmelkren
Lieblingsgetränk: Kaffee
Lieblingslektüre: Heimatromane (Hans Ernst)
Lieblingsfarbe: hellblau
Lieblingsbaum: Birke
Am meisten ärgert mich: Unpünktlichkeit
Am meisten freut mich: Eine gelungene Arbeit
Motto: „Nur nicht nachgeben“