Moosbierbaumer
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LebensgeschichtenEs ist bereits das zehnte Mal, dass wir Ihnen einen unserer verstorbenen Mitbürger in einer kurzen Biografie vorstellen. Zu diesem kleinen Jubiläum soll es wieder einmal eine Frau sein und zwar eine die sich lange Jahre in den Dienst der Allgemeinheit stellte, und diese Arbeit auch noch mit Freude verrichtete, nämlich Frau Elfriede Senninger (1928 - 1998) Sie ist eine geborene Moosbierbaumerin. Ihre Eltern, Leopoldine und Karl Baureder, lebten zwar in Hohenberg, Bezirk Lilienfeld, aber sie waren gerade zu Besuch bei der Familie Knoll, im heutigen Haus Stiegler, als ihr einziges Kind Elfriede zur Welt kam.
Aufgewachsen ist sie in Hohenberg, dort hat sie auch die Volks- und Hauptschule besucht. In diesem netten Voralpenort absolvierte sie auch ihre Lehre als Damenschneiderin. Lassen wir sie einmal selbst aus ihrer Jugendzeit erzählen, nämlich von einer Reise nach Moosbierbaum: Im Jahre 1945, nach der Lehre, kam Elfriede Senninger auf Grund der tristen Arbeitssituation in den Voralpen zur Schneiderin Seif nach Heiligeneich. Die Werkstätte der Frau Seif war im Haus neben der Firma Lehrner. Das Haus steht schon lange nicht mehr. An jener Stelle hat die Firma Grasl ihr Betriebsgebäude errichtet. Bis zu ihrer Heirat im Jahr 1949 blieb sie in der Schneiderei beschäftigt. Ihr Auserwählter war Josef Senninger aus Weinzierl, Berufsfeuerwehrmann bei der ÖMV. Ein Jahr später stellte sich Nachwuchs ein. Helmut wurde der Bub getauft, und es sollte ihr einziges Kind bleiben.
Bis 1955 wohnte die junge Familie in der Kremser Landstraße im heutigen Haus der Familie Füllerer, dann zog sie in das neu er baute „Haus der Landwirtschaft" ein. Frau Senninger wurde die Hausbesorgerin und perfektionierte ihre Backkünste bei Kursen, die dort für die Landwirtsfrauen abgehalten wurden. Zum kleinen Zuverdienst buk sie Torten und Bäckereien für alle möglichen Anlässe, ihre Hochzeitstorten waren weithin berühmt. Zehn bis fünfzehn Torten pro Hochzeit waren keine Seltenheit. Auch mit Näharbeiten hat sie die Haushaltskasse aufgebessert. Damals war es z. B. üblich, halb gefertigte Hosen und Anzüge zu kaufen und anschließend auf die richtige Länge zuschneiden und vernähen zu lassen. Als gelernte Schneiderin erledigte sie das natürlich prompt.
Am 12. 2. 1962 trat sie dem Roten Kreuz als freiwillige Helferin bei - und das wurde in kürzester Zeit ihre große Liebe! Die resolute, immer gut gelaunte Frau kümmerte sich um alle Dinge, die anfielen. Sie sprang überall ein, wo gerade Not am Mann (der Frau) war. Die wenig beliebten Nachtbereitschaften wurden bald zu ihrer Domäne. Es gibt kaum eine Familie in der Umgebung, bei der sie nicht im Einsatz war. Egal bei welchem Wetter, ob als Rettungsfahrerin oder Sanitäterin, Elfriede, ihre Freunde nannten sie Frieda, leistete immer ganze Arbeit. Bis kurz vor ihrem Ableben im Dezember 1998 war sie im aktiven Rettungsdienst. Die letzten Jahre machte sie mehr Journaldienste in der Telefonzentrale. In den 36 Jahren ihrer freiwilligen Mitarbeit beim Roten Kreuz fuhr sie über 8000 Rettungseinsätze und leistete mehr als 2000 Stunden im Journaldienst! Bei all den Einsätzen hat sie natürlich jede Menge erlebt. Viele Hochschwangere mussten noch im Rettungswagen entbinden, wenn die Zeit zu knapp wurde. So eine Geburt im Einsatzwagen erfordert höchst professionelle Hilfe, da herrscht Platznot und auch von der Gerätschaft ist man auf das Mindeste beschränkt. Das Auto wackelt und die Ungewissheit, ob alles klappt, belastet alle Beteiligten. Solche Situationen meisterte sie immer mit viel Ruhe und noch mehr Können. Bei viel mehr Einsätzen aber mussten Unfallopfer oder Schwerkranke ins Spital gefahren werden. Nicht selten verstarben Patienten in ihren Händen, bevor die rettende Krankenanstalt erreicht wurde. Diese Belastung ertrug sie immer ohne zu klagen. Das ist umso höher einzuschätzen, weil sie die meisten ihrer „Kunden" ja persönlich gekannt hat. Selbst ihren Sohn musste sie zweimal nach einem Unfall als Schwerverletzten bergen! Trotzdem hat Frieda ihre Lebensfreude nie verloren. Sie war immer zu Scherzen aufgelegt und machte so manchen Schabernack gerne mit. Als sie 1962 beim Roten Kreuz begann, war Sohn Helmut gerade 12, brauchte also die Mutter nicht mehr so sehr. Als aber ihre Eltern pflegebedürftig wurden, nahm sie erst die Mutter und später den Vater zu sich und pflegte sie beide mehrer Jahre bis zu deren Ableben. Als 1970 Enkeltochter Claudia zur Welt kam, ging Schwiegertochter Maria schon sechs Wochen nach der Geburt wieder arbeiten, um den laufenden Hausbau mitzufinanzieren. Und auf die Kleine hat natürlich die Oma aufgepasst. Während dieser Zeit hat sie den Rettungsdienst zwar etwas eingeschränkt, aber doch immer weiter gemacht.
Sie konnte sich auch noch über Petra, ihr zweites Enkelkind, freuen, von den Urenkerln erlebte sie leider nur mehr Claudias Töchter Stefanie und Beatrix. Die Geburt von Petras drei Kindern konnte sie nicht mehr erleben. Als zum Winteranfang 1989 in Rumänien nach jahrelanger Misswirtschaft und katastrophalen Ernteausfällen eine riesige Hungersnot ausbrach, gab es in Österreich eine beispiellose Spendenaktion, um den Ärmsten der Armen zu helfen. Auch das Rote Kreuz in Heiligeneich sammelte Nahrung und Bekleidung, die Firma Brucha stellte für den Transport einen LKW zur Verfügung. Johann Seitz aus Trasdorf hat diesen Laster gelenkt. Und mitten unter den meist männlichen Helfern war eine Frau, Frieda! Sie war eine der vielen Freiwilligen, die die Weihnachtsfeiertage für diese Hilfsaktion opferten. Tagelang wurden Hilfsgüter übernommen, sortiert, beschriftet, verpackt und schließlich verladen. Keine noch so grausige Arbeit konnte sie abschrecken oder gar entmutigen: Ihre wenige Freizeit verbrachte sie am liebsten vor dem Fernseher. Ihre Lieblingssendungen waren die damaligen Serien, aber auch Schirennen sah sie wahnsinnig gerne. Ein weiteres Faible hatte sie für Karl Moik mit dem Musikantenstadel und die alten Schwarz-Weiß-Filme.
Urlaube gab es in ihrem Leben praktisch keine. Nicht nur, dass das Geld dafür nicht reichte, sie konnte „ihre" Rettung einfach nicht im Stich lassen. Eine Zwei-Tage-Tour zum Großglockner und eine (gewonnene) Reise nach Dubrovnik waren schon Höhepunkte. Erst als sie bereits in Pension war, verbrachte sie öfters einige Tage in Hohenberg in ihrem Elternhaus. Das war eine besonders liebe Abwechslung, dort konnte sie so richtig Energie tanken. |
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