Moosbierbaumer
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Frau Silvia Ganser, Behindertenfachbetreuerin aus Trasdorf,
Sechs Uhr früh. Hintereinander beginnen zwei Handys zu läuten - eines könnte ich ja überhören! Endlich raffe ich mich dazu auf, die Morgentoilette zu machen, als Nachtmensch kommt man halt schwer aus dem Bett. Wie immer ist die Zeit knapp - schnell hinein ins Auto und in wenigen Minuten treffe ich im Heim ein. Um sieben Uhr beginnt meine Arbeit mit der Dienstübergabe. Dann helfe ich jenen Heimbewohnern, die keine Hilfe beim Aufstehen und Anziehen benötigen beim Einnehmen des Frühstücks. Wenn alle mit dem Frühstücken fertig sind, teile ich die Medikamente aus, dann beginne ich schon mit der Vorbereitung des Mittagessens. Wir bereiten das Essen in einer Kochecke im Speisesaal zu und daher ist es für die Bewohner immer ein besonderes Vergnügen, uns bei der Zubereitung zuzusehen. Manche freuen sich auch, wenn sie uns dabei helfen können. Jetzt werden die Plätze beim Mittagstisch eingenommen. Das Essen wird verteilt und von uns mundgerecht zugeschnitten, ein Lätzchen wird umgehängt und so mancher muss auch gefüttert werden. Danach ist wieder Medikamentenausgabe, Geschirr wird weggeräumt und abgewaschen. Am frühen Nachmittag müssen wieder bei einigen die Windeln gewechselt werden und WC Gänge werden erledigt. Jetzt folgt endlich eine kurze Pause für uns Betreuer, die wir zur Entspannung nutzen. Die Zeit bis zum Abendessen wird für eine Einkaufsfahrt oder einen kleinen Ausflug mit unserem hauseigenen Kleinbus genützt. Der Betreuer, der im Haus bleibt, spielt mit den Zuhausegebliebenen verschiedene Spiele, wie zum Beispiel „Mensch ärgere dich nicht“, „Fang den Hut“ oder das Kartenspiel „Uno“. Schnell ist die Zeit vergangen, und wir müssen wieder das Abendessen vorbereiten. Einen Bewohner muss ich auf dessen Wunsch in einen Liegerolli umlegen, damit er selber fahren kann. Der Abend ist angebrochen und das Bett ruft auch für einige unserer Bewohner. Davor muss aber noch die Abendtoilette erledigt werden. Zähneputzen, waschen, Windeln wechseln steht auf dem Programm. Zuletzt wird noch der Pyjama angezogen. Jeder Bewohner besitzt ein Einzelzimmer mit eigenem SAT-Fernseher und kann noch einige Zeit fernsehen. Endlich ist mein langer Zwölf-Stunden-Dienst zu Ende, denn um 19 Uhr erfolgt die Übergabe an den Nachtdienst, der die weitere Betreuung übernimmt. Schnell geht es nach Hause unter die Dusche und ich freue mich schon auf das Abendessen, das mein Mann für mich zubereitet hat. Gemeinsam mit der Familie wird dieses eingenommen und ich bin froh, wenn ich meine Lieben endlich wieder um mich habe. Hie und da fällt auch Wäschewaschen an, aber die meiste Zeit kann ich mich doch entspannen, so wie heute, wo ich mit meinem Mann vor dem Fernseher sitze und endlich den Pullover, den ich schon vor längerer Zeit begonnen habe, fertigstricke. Aber dazwischen kommt wieder einmal mein Sohn, der am nächsten Tag Schularbeit hat und bittet mich, ihn zu prüfen. Später, bei einem guten Glas Rotwein mit meinem Mann, besprechen wir noch verschiedene familäre Dinge und planen den nächsten Tag. Da ich ein Abendmensch bin, ist mein Tag noch nicht zu Ende. Mein Hund Nicki erinnert mich daran, denn dieser will noch einmal an die frische Luft! Eine gute Gelegenheit für mich, eine Zigarette zu genießen, da ich in meiner Wohnung striktes Rauchverbot habe. Jetzt ist es wirklich Zeit, schlafen zu gehen - Waschen, Zähneputzen, und dann ab ins Bett, um ins Land der Träume zu entschwinden ... Name: Silvia Ganser |
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