Moosbierbaumer Dorfblatt'l. Unabhängige Moosbierbaumer Dorfzeitung
Jahrgang 7 • Ausgabe 19 • April 2005

 

Eine kurze Geschichte der Zeit

... oder wie unsere Altvorderen wieder lebendig werden

Ein Streifzug durch die Sitzungsprotokolle der Gemeinderatssitzungen
des Jahres 1922 und 1923.

Nachdem in der Ortschaft Atzenbrugg die Stromanschlüsse fertig gestellt waren, waren die Orte Moosbierbaum und Heiligeneich an der Reihe. Dies wurde in der Sitzung vom 10. Oktober 1922 beschlossen.
„Weiters wird beschlossen daß dem Bürgermeister der Auftrag erteilt, daß er das Ortsnetz untersuchen läßt und die Sicherungen im Ortsnetz entsprechend hergestellt werden.
Uiber Antrag des Bürgermeisters wird beschlossen, daß er das Recht hat den Monteur Weidl vom Landes Elecktrizitätswerk eine Vollmacht zu geben welche ihm berechtigt jeden Motor zu untersuchen ob derselbe richtig gesichert ist.“

„Weiters wird beschlossen, daß der Herr Bürgermeister beauftragt wird, Herrn Stefan Weyda nochmals zu verständigen, daß er jeden Haus- und Kraftanschluß vor der Herstellung der Gemeinde anzuzeigen und mit der Herstellung solange zuzuwarten hat, bis er die Bewilligung der Gemeinde erhält.“

Die nächste Sitzung am 21. Oktober 1922 befasst sich wieder mit dem Strom:
„Betreff der Lichtzahlung wird beschlossen, daß diejenigen welche die Lichtrechnung nach 5 Tagen nicht zahlen vom Bezug des Lichtes abgeschlossen werden.“

Anscheinend gab es damals zu viele Rückstände, daher beschloss der Gemeinderat, hart durchzugreifen!

Das Geld war knapp in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, wie uns die Sitzung vom 30. November 1922 zeigt:
„Betreff des Schreibens über Ankauf des Schlosses wird beschlossen dem Stift Klosterneuburg dankend abzuschreiben nachdem es der Gemeinde unmöglich das Kapital aufzubringen.“

Es wäre also schon damals möglich gewesen, das Schloss Atzenbrugg zu kaufen.
„Betreff der Beleuchtung auf die Bahn wird beschlossen den Strom zum Selbstkostenpreis zu liefern ab 1/12 1922.“

Um ein gänzlich anderes Thema ging es am 15. Dezember 1922:
„Betreff Festsetzung der Sperrstunde wird der Erlaß der BH Tulln zur Kenntnis gebracht, daß die Sperrstunde in den Gasthäusern mit 11 Uhr nachts festgesetzt wird. Für die Erweiterung der Sperrstunde stimmen die Herrn Johann Haselmann, Simon Tauber, Anton Indinger, Franz Hanausek, Josef Kaufmann, dagegen stimmen die Herrn Josef Engelhart, Josef Figl, Leopold Reisinger, der Abstimmung enthaltet sich Herr Dr Karl Lanz.“

„Weiters wird beschlossen, daß den Armen der Ortsgemeinde Atzenbrugg zu Weihnachten je 10.000 Kronen als Spende verabreicht werden.“

Keine besonders erwähnenswerte Beschlüsse gab es bei den Sitzungen vom 13. 1. und 15. 2. 1923, dafür wieder am 24. März 1923:
„Bezüglich der Auflösung des Bezirksgerichtes Atzenbrugg wird einstimmig beschlossen gegen dieselbe den schärfsten Protest einzubringen.“

„Weiters wird beschlossen, daß dem Ansuchen des Gewerbebundes Tulln dahin zu wirken ist, daß das Hausieren in der Gemeinde Atzenbrugg verboten wird.“

Herumziehende waren natürlich eine Konkurrenz für die heimischen Gewerbebetriebe.
„Dem Amtsdiener Karl Zischkin wird die Beistellung von ein Paar Schuhe genehmigt.“
„An Stelle des Ortsrichters Josef Bandion wird Herr Alois Gehringer, Gemeinderat in Eberdorf, zum Ortsrichter gewählt.“

Ortsrichter, das klingt wie ein Titel aus dem Mittelalter, dürfte hier für Ortsvorsteher stehen.

Am 14. April 1923 wird wieder eimal über den Perschlingbrückenbau debattiert:
„Sohin wird der Voranschlag des Zimmermeisters Steinböck über die Herstellung des Steges respecktive Brücke über die Perschling in Atzenbrugg zur Kenntnis gebracht und hierüber die Debatte eröffnet.

Uiber Antrag des Gemeinderates Uchatius wird folgender Beschluß gefaßt: Der Brückenbau wird mit Kostenaufwand von 8 Mill. von Seite der Ortsgemeinde gegen Vorleistung der Katastralgemeinde die Hälfte der Brückenerhaltung und jeden weiteren Aufwand zum Brückenbau zu leisten genehmigt.“

Nichts Erwähnenswertes ereignete sich in den folgenden vier Sitzungen, erst die Sitzung vom 22. September 1923 brachte einige interessante Punkte:
„Der Vorsitzende begrüßt den neu eintretenden Gemeinderat Friedrich Haferl und nimmt dessen Angelobung wahr.“

Nicht der spätere Bürgermeister, sondern dessen Vater trat hier in Erscheinung.
„Das Ansuchen der Gemeinde Vorstehung Trasdorf wegen Zubaues eines neuen Ordinationszimmers im Dr Haus wird abgelehnt, und Herr Bürgermeister Josef Rabacher beauftragt, dies der Gemeinde Trasdorf zu hinterbringen.“

„Das Ansuchen des Oberst Josef Gensberger wird dahin erledigt, daß dem Sportklub Hellas ein Betrag von 280.000 Kronen bewilligt wird.“

Der Moosbierbaumer Fußballverein, der seinen Platz zwischen Bahnhof und der heutigen Trafik Resch hatte, wird zum erstenmal erwähnt.

Wird fortgesetzt.