Eine
kurze Geschichte der Zeit
... oder wie unsere Altvorderen wieder lebendig werden
Ein Streifzug durch die Sitzungsprotokolle der Gemeinderatssitzungen
des Jahres1921.
von Anton Müllner
Noch ein paar bemerkens
werte Beschlüsse aus
dem Protokoll vom 21. Dezember 1920:
„Weiters wird einstimmig beschlossen, bei der Bezirkshaupt-mannschaft Tulln
anzusuchen,
daß jenen Wirtschaftsbesitzern, welche der Lieferungspflicht von Kartoffeln
nicht nachgekommen sind, dieselben im Gewaltwege abgenommen werden.“
„Sodann wird beschlossen, daß für Mastenführen zur Lichtanlage
per Fuhr 400 Kronen gezahlt werden.“
Härtere Worte dürften
in der Sitzung vom 12. Fe
bruar 1921 gefallen sein, wie die folgende Mitschrift zeigt:
„
... wird zur Kenntnis genommen. Herr Bürgermeister verwahrt sich gegen weitere Äußerungen
und Dratscherei.“
„Betreff der Trennung der Gemeinde wird beschlossen, daß eine Abschrift
des Erlasses der Landesregierung dem Vicebürgermeister Anton Indinger
zu übergeben
ist welcher sich mit den Trennungs Interessenten in Einvernehmen zu setzen
hat.“
„Betreff Herstellung der Brücken in Weinzirl und Ebersdorf wird beschlossen
an Staat und Land behufs Gewährung eines Langfristigen Darlehens heranzutreten.“
„Betreff der vom Bürgermeister vorgebrachten Äußerung über
Beleidigung des Ausschusses wird beschlossen, die Sache der Staatsanwaltschaft
anzuzeigen.“
Schon eine Woche später
trat der Gemeinderat zur
nächsten Sitzung zusammen:
„Hierauf wird das Ansuchen des Stefan Weyda um Verleihung der Konzession
für
das Elecktrogewerbe zur Kenntnis des versammelten Gemeinderates worauf über
Antrag des Gemeinderates Wilhelm Peter einstimmig beschlossen wird das Ansuchen
befürwortend der Bezirkshauptmannschaft Tulln in Rückvorlage zu
bringen.“
Ziemlich holprig formuliert, aber das war immerhin die Geburtsurkunde der
traditionsreichen Firma Wejda.
„Betreff Verkauf der Kriegsanleihe werden vorerst Erhebungen zu
pflegen sein.“
Vergebliche Mühe, das Geld wird leider in den Wind zu schreiben sein!
„Uiber Antrag
des Gemeinderates Engelhart wird beschlossen, daß Herr Johann
Gottschack zu verständigen ist, daß die Fleischbeschau in
der Pulverfabrik dem von der Gemeinde angestellten Thierarzt Josef Gnad übertragen
wird.“
Dürfte ein etwas misstrauischer Zeitgenosse gewesen sein, der liebe Herr
Gottschack.
Gleich zu
Beginn der Sitzung vom 19. März
1921 wurde etwas sehr Interessantes abgehandelt:
„Erster Punkt der Tagesordnung ist die Beschlußfassung betreffend die Auflösung
der Gemeinde Vertretung.
Nach längerer Debatte wird mit 7 Stimmen beschlossen sich nicht aufzulösen.“
Die Gründe für diesen merkwürdigen Beschluss verlieren sich
leider im Dunkel der Geschichte.
Anschließend wurde wieder einmal lang und breit über die Ge-meindetrennung
debattiert:
„Zum zweiten Punkt der Tagesordnung betreffend Trennung der Gemeinde berichtet
Herr Vicebürgermeister Anton Indinger über die Vorschläge
der Interessenten Gruppe Moosbierbaum Heil Eich zu dem Erlaß Zl.
3031/5 vom 18/1 1921 der Landesregierung N. Öst. Land.
Herr Gemeinderat Engelhart stellt den Antrag über diese Angelegenheiten
zur Tagesordnung überzugehen, da die Beantwortung der gestellten
Fragen nicht acut sei bevor nicht die Trennung bewilligt ist. Dieser
Antrag wird mit
6 Stimmen abegelehnt.
Hierauf stellt Gemeinderat Dr. Karl Lanz den Antrag über die einzelnen
Punkte beraten und abzustimmen, und das Ergebnis der Landesregierung
unter Hinweis darauf
mitzuteilen, daß der seinerzeitige Gemeinderatsbeschluß auf
Ablehnung der Abtrennung der Gemeinde noch zurecht besteht.“
„Von den anwesenden 12 Gemeinderatsmitgliedern sind bei Stimmenenthaltung
des Bürgermeisters 7 Gemeinderäte für die Ansicht, daß durch
die Abtrennung zwei Zwerggemeinden entstehen würden, während
die 4 aus Moosbierbaum und Heil Eich gewählten Gemeinderäte
der gegenteiligen Ansicht sind.“
Wird fortgesetzt
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