Moosbierbaumer Dorfblatt'l. Unabhängige Moosbierbaumer Dorfzeitung
Jahrgang 5 • Ausgabe 15 • Dezember 2003

 

Eine kurze Geschichte der Zeit
... oder wie unsere Altvorderen wieder lebendig werden

Ein Streifzug durch die Sitzungsprotokolle der Gemeinderatssitzungen
des Jahres1921.

von Anton Müllner

Noch ein paar bemerkens werte Beschlüsse aus dem Protokoll vom 21. Dezember 1920:
„Weiters wird einstimmig beschlossen, bei der Bezirkshaupt-mannschaft Tulln anzusuchen, daß jenen Wirtschaftsbesitzern, welche der Lieferungspflicht von Kartoffeln nicht nachgekommen sind, dieselben im Gewaltwege abgenommen werden.“
„Sodann wird beschlossen, daß für Mastenführen zur Lichtanlage per Fuhr 400 Kronen gezahlt werden.“

Härtere Worte dürften in der Sitzung vom 12. Fe bruar 1921 gefallen sein, wie die folgende Mitschrift zeigt:
„ ... wird zur Kenntnis genommen. Herr Bürgermeister verwahrt sich gegen weitere Äußerungen und Dratscherei.“
„Betreff der Trennung der Gemeinde wird beschlossen, daß eine Abschrift des Erlasses der Landesregierung dem Vicebürgermeister Anton Indinger zu übergeben ist welcher sich mit den Trennungs Interessenten in Einvernehmen zu setzen hat.“
„Betreff Herstellung der Brücken in Weinzirl und Ebersdorf wird beschlossen an Staat und Land behufs Gewährung eines Langfristigen Darlehens heranzutreten.“
„Betreff der vom Bürgermeister vorgebrachten Äußerung über Beleidigung des Ausschusses wird beschlossen, die Sache der Staatsanwaltschaft anzuzeigen.“

Schon eine Woche später trat der Gemeinderat zur nächsten Sitzung zusammen:
„Hierauf wird das Ansuchen des Stefan Weyda um Verleihung der Konzession für das Elecktrogewerbe zur Kenntnis des versammelten Gemeinderates worauf über Antrag des Gemeinderates Wilhelm Peter einstimmig beschlossen wird das Ansuchen befürwortend der Bezirkshauptmannschaft Tulln in Rückvorlage zu bringen.“
Ziemlich holprig formuliert, aber das war immerhin die Geburtsurkunde der traditionsreichen Firma Wejda.


„Betreff Verkauf der Kriegsanleihe werden vorerst Erhebungen zu pflegen sein.“
Vergebliche Mühe, das Geld wird leider in den Wind zu schreiben sein!

„Uiber Antrag des Gemeinderates Engelhart wird beschlossen, daß Herr Johann Gottschack zu verständigen ist, daß die Fleischbeschau in der Pulverfabrik dem von der Gemeinde angestellten Thierarzt Josef Gnad übertragen wird.“
Dürfte ein etwas misstrauischer Zeitgenosse gewesen sein, der liebe Herr Gottschack.

Gleich zu Beginn der Sitzung vom 19. März 1921 wurde etwas sehr Interessantes abgehandelt:
„Erster Punkt der Tagesordnung ist die Beschlußfassung betreffend die Auflösung der Gemeinde Vertretung.
Nach längerer Debatte wird mit 7 Stimmen beschlossen sich nicht aufzulösen.“
Die Gründe für diesen merkwürdigen Beschluss verlieren sich leider im Dunkel der Geschichte.

Anschließend wurde wieder einmal lang und breit über die Ge-meindetrennung debattiert:
„Zum zweiten Punkt der Tagesordnung betreffend Trennung der Gemeinde berichtet Herr Vicebürgermeister Anton Indinger über die Vorschläge der Interessenten Gruppe Moosbierbaum Heil Eich zu dem Erlaß Zl. 3031/5 vom 18/1 1921 der Landesregierung N. Öst. Land.
Herr Gemeinderat Engelhart stellt den Antrag über diese Angelegenheiten zur Tagesordnung überzugehen, da die Beantwortung der gestellten Fragen nicht acut sei bevor nicht die Trennung bewilligt ist. Dieser Antrag wird mit 6 Stimmen abegelehnt.
Hierauf stellt Gemeinderat Dr. Karl Lanz den Antrag über die einzelnen Punkte beraten und abzustimmen, und das Ergebnis der Landesregierung unter Hinweis darauf mitzuteilen, daß der seinerzeitige Gemeinderatsbeschluß auf Ablehnung der Abtrennung der Gemeinde noch zurecht besteht.“
„Von den anwesenden 12 Gemeinderatsmitgliedern sind bei Stimmenenthaltung des Bürgermeisters 7 Gemeinderäte für die Ansicht, daß durch die Abtrennung zwei Zwerggemeinden entstehen würden, während die 4 aus Moosbierbaum und Heil Eich gewählten Gemeinderäte der gegenteiligen Ansicht sind.“

Wird fortgesetzt