Moosbierbaumer
Dorfblatt'l. Unabhängige Moosbierbaumer Dorfzeitung
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LebensgeschichtenIm dritten Teil unserer Serie stellen wir Ihnen, liebe Leser, einen Mann vor, den, obwohl er in unserer Nachbargemeinde Michelhausen wohnhaft war, dennoch viele von uns kennen und schätzen gelernt haben - unseren langjährigen Briefträger der Postämter Heiligeneich und Atzenbrugg, Herrn Georg Claudius Metze (1929 - 2003)Sein Sohn, der Direktor unserer Hauptschule in Heiligeneich, Herr Georg Metze, hat ihm diesen Nachruf geschrieben. Mein Vater Georg Claudius Metze wurde am 23. Juni 1929 in Kirchberg am Wagram als fünfter von sechs Söhnen geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er abwechselnd in Kirchberg und in Tulln. Nach seiner Schulzeit begann er eine Lehre als Müller, die er aus gesundheitlichen Gründen aber nicht beenden konnte. Da drei seiner älteren Brüder während des Zweiten Weltkrieges verstorben waren und unser Großvater nach dem Krieg keine Arbeit fand, sorgte Vater als Hilfsarbeiter für die finanzielle Unterstützung seiner Eltern. Mit 19 Jahren kam er als Briefträger an das Postamt in Kirchberg und sehr bald danach nach Atzenbrugg, wo er 1951 die damalige Hermine Rauch kennen- und lieben lernte. Am 17. Jänner 1953 heirateten die beiden in der Pfarrkirche von Michelhausen – und es war unserem Vater noch vergönnt, im heurigen Winter mit meiner Mutter die Goldene Hochzeit zu feiern, obwohl er im Herbst auf Grund seiner gesundheitlichen Probleme gar nicht mehr überzeugt war, dieses Ereignis noch zu erleben. Im Spätsommer des Jahres 1953 wurde ich geboren. Von 1952 bis 1965
war mein Vater ständig als sogenannter „Springer“ in
halb Niederösterreich unterwegs. Beim Studium seines „Dienstbuches“ entdeckten
wir, dass es kaum ein Postamt zwischen Strengberg und Ernstbrunn gab,
auf dem er nicht beschäftigt gewesen wäre! Und das alles in
den ersten Jahren mit dem Fahrrad, dann mit einem sog. „Glockner-Rad“ (Fahrrad
mit Hilfsmotor) und schließlich mit dem Moped. 1957 begannen meine Eltern, sich ein Haus zu bauen, und bereits
1959 übersiedelten
wir vom Haus Nr. 13 in der St. Pöltnerstraße (heutige Bäckerei
Weiss) nach Nr. 19. Mein Vater war für uns Kinder in vielerlei Hinsicht Vorbild. Wir
haben in unserer Erziehung viele Werte vermittelt bekommen, die uns für
unser Leben entscheidend geprägt haben: Wir wussten genau, was erlaubt war und was nicht, wie man grüßt und auf welche Art und Weise man jemandem die Hand gibt, und auch, dass „Bitte“ und „Danke“ zwei der wichtigsten Wörter unserer Sprache sind. Trotz des äußerst geringen Familieneinkommens gab es hin und wieder Ausflüge, ja sogar „Österreichrundfahrten“ waren dank der sparsamen Haushaltsführung unserer Mutter möglich! Unser Vater nahm sich viel Zeit für uns Kinder: ich denke da an die unzähligen Wanderungen in der nächsten Umgebung, gelegentliche Kinobesuche im Gasthaus Serloth in Heiligeneich, oder die vielen Abende, wo wir gemeinsam beim „Bewarl“ in Atzelsdorf Tischtennis spielten – und ich nie die geringste Chance hatte, zu gewinnen, wenn er es nicht wollte. – Vater war immer auch ein Vorbild in sportlicher Hinsicht und ein ausgezeichneter Schwimmer; kaum ein heißer Tag, wo er nicht mit uns in der Perschling oder in der Schottergrube schwimmen war. Als ich 1974 heiratete und von zu Hause auszog, sah ich zum ersten Mal einen sehr gerührten Vater, der seinen Wunsch nach vielen Enkelkindern äußerte. Als wir dann begannen, ein Haus zu bauen, holte er mich gemeinsam mit Mutter zweieinhalb Jahre lang Tag für Tag nach der Arbeit von der Schule ab, um uns beim Hausbau zu helfen! – Wir haben an keinem einzigen Sonntag am Haus gearbeitet, denn der war für die Erholung von der Woche gedacht! Von 1965-1986 war Vater als Postoberoffizial – so der korrekte Diensttitel - ständig am Postamt in Atzenbrugg beschäftigt, bis er im Winter 1986 ernsthaft an der Lunge erkrankte. Diese Erkrankung führte nicht nur dazu, dass der passionierte Raucher von diesem Tag an sein Laster aufgab, sondern schießlich auch zu seiner Frühpensionierung. Ein Jahr später diagnostizierten die Ärzte Lungenkrebs. Eine Operation, bei der drei der fünf Lungenlappen entfernt werden mussten, war unausweichlich. Trotz der Unverträglichkeit diverser Medikamente oder gar einer Chemotherapie erholte sich Vater unglaublich rasch von diesem schweren Eingriff. Allerdings war der passionierte Fischer, der wegen mancher unglaublichen Geschichte sogar als „Dichter“ bezeichnet wurde, in seiner Aktivität durch seine Erkrankung ziemlich eingeschränkt! Außerdem bedeutete jede Erkältung, jeder Schnupfen für ihn Lebensgefahr, und wir haben es oft nicht verstanden, dass er uns nicht besuchte, wenn einer aus unserer Familie Halsschmerzen oder Husten hatte. Seine Liebe galt der Familie, besonders den Enkelkindern – und er war dankbar, dass ihm noch beinahe 16 Jahre geschenkt wurden, in denen er diese heranwachsen sehen konnte! – Die Hochzeit seines ältesten Enkels Anfang Mai konnte er allerdings nur mehr teilweise miterleben, weil sein Zustand sich seither ständig verschlechterte. Alle, die ihn in seinen letzten Tagen gesehen haben, können ermessen, welche Qualen er ertragen musste, und dass er nun von seinen Leiden wirklich erlöst ist. Vater, ich danke dir für alles, was du uns Gutes getan hast! Georg Metze, Sohn
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