Moosbierbaumer
Dorfblatt'l. Unabhängige Moosbierbaumer Dorfzeitung
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DAS LITERARISCHE PODIUM DAS SANFTE TAL DER PERSCHLING WEIN UND MOST Zu den schönsten und in ihrer Vielfalt reizvollsten architektonischen Besonderheiten des nordöstlichen Niederösterreich zählen die Kellergassen. Auch an der Perschling, an der sich die Ausläufer der Donauweinanbaugebiete mit der voralpinen Mostkultur treffen, finden wir einige wunderschöne Ensembles dieser Art. In den großen und berühmten Weinbaugebieten an der Donau verwandelte sich so mancher Keller in ein mondänes Heurigenlokal, Parkplätze wurden angelegt und große Betriebsamkeit zog ein. Dagegen bewahrten die Kellergassen von Moosbierbaum, Trasdorf, Weinzierl, Tautendorf oder Langmannersdorf - um nur einige zu nennen - ihren bescheidenen, urgemütlichen Charakter mit ihrer Bausubstanz und ihrem gesamten ländlich-idyllischen Erscheinungsbild. Ein Heurigenabend in der wie ein Angerdorf geformten Kellergasse von Moosbierbaum, unter alten Bäumen, zwischen Leuten, die sich alle kennen, bei einer hausgemachten Blunzen und einem reschen Viertel und dem Gesang der Grillen zählt zu den friedvollsten und ökologisch sanftesten Unterhaltungen für einen Stressman unserer Zeit. Nicht umsonst nennen die Tautendorfer ihre Kellergasse mit ihren Heurigen das "Himmelreich". Die architektonisch interessanteste Kellergasse ist wohl jene von Langmannersdorf, die sich in beträchtlicher Länge in unregelmäßiger Regelmäßigkeit an den Lössabhang schmiegt, als hätte Friedensreich Hundertwasser sie als Ornament in die Landschaft gefügt. Oft gleichen sich die Kellerhäuser und sind doch im Detail verschieden; dann wieder tanzt eines aus der Reihe, oder es entsteht überhaupt eine Lücke und an der Straße davor wiederholen die Mostobstbäume den Rhythmus. In den Kellergassen - und besonders in jener von Langmannersdorf - hat sich jene einfache, harmonische, handwerkliche Bauform ungestört erhalten, die früher alle Gehöfte unserer Straßendörfer auszeichnete. Wir verdanken es wohl dem Umstand, daß der Weinbau in unserer Gegend in den letzten Jahrzehnten eher wenig florierte, dass diese alten Gebäude nicht modernen, aber hässlichen Zweckbauten weichen mussten, die sonst die Landwirtschaft kennnzeichnen. Heute wird man sich immer mehr bewusst, welcher Schatz sich hier erhalten hat und hütet und pflegt ihn. Fast jedes Dorf zwischen Atzenbrugg und Kapelln und dann südwärts bis Böheimkirchen hat seine Kellergasse. Manchmal sehr umfangreich, dann nur aus drei, vier Kellern bestehend, manchmal als Teil des Dorfes wie in Weinzierl und Weißenkirchen oder ganz abgelegen wie das wunderbare Ensemble in Untergrafendorf. Je höher die Hügel werden, desto seltener wird der Weinbau und südlich von Böheimkirchen hat der Most endgültig die Reben ersetzt. Er erreichte nie das gleiche Ansehen wie der Wein und galt stets als das Alltagsgetränk der Bauern. Erst in den letzten Jahren hat man die Qualitäten eines guten Kruges Most und einer Bauernjause wiederentdeckt. Im Gebiet um den Hegerberg, dem wohl schönsten und markantesten Gipfel am Perschlingursprung, haben einige Bauern diese Chance für ein Nebeneinkommen entdeckt und halten Mostheurige ab, die wegen ihrer kulinarischen Qualität und ihrer wunderschönen Lage sicher ein Geheimtip sind. In der hügeligen Mostregion gibt es keine Kellergasse, sondern die Gehöfte verfügen über eigene Hauskeller oder einzelne hausnahe Keller mit Presshaus. Im Ursprungsland der Perschling um Michelbach, Stössing, Kasten und Wald wird das Obst der Baumgärten nicht nur vergoren, sondern zu verschiedenen Schnäpsen gebrannt. "Dirndlbirn" (Kornelkirsche) oder gar der kostbare "Adletzbeer" (Eisbeere) zählen zu den Raritäten im Kreis der Birnen-, und Zwetschkenbrände, die viele Bauern im Winter herstellen. Zu den architektonischen Kostbarkeiten, die leider kaum mehr ihrem Zweck dienstbar gemacht werden können, wie die Keller, zählen die Dörrhäusel im Alpenvorland. Diese wunderbar proportionierten, kleinen, freistehenden Häuschen, von denen jeder Hof eines besaß, dienten der Flachsdarre und der Herstellung von Dörrobst. Diese funktionslos gewordenen Zeugen einer längst versunkenen bäuerlichen Selbstversorgerkultur träumen noch hinter manchem Hof, am Rande manch altem Baumgartens ihrem Verfall entgegen - wir wollen hoffen, nicht als Symbol für die bäuerliche Kultur des Alpenvorlandes überhaupt. |
• Eine Kurze Geschichte der Zeit
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