Moosbierbaumer Dorfblatt'l. Unabhängige Moosbierbaumer Dorfzeitung
Jahrgang 4 • Ausgabe 10 • März 2002
 

EINE KURZE GESCHICHTE DER ZEIT
... oder wie unsere Altvorderen wieder lebendig werden

Ein Streifzug durch die Sitzungsprotokolle der Gemeinderatssitzungen der Jahre 1917 bis 1918
von Anton MÜLLNER

In der am 22. Mai 1917 stattfindenden Sitzung der Gemeinde-Vertretung von Atzenbrugg wurde dann der Ankauf des späteren Arzthauses in der Neugasse in Heiligeneich endgültig beschlossen: "Der Vorsitzende Herr Vizebürgermeister Heinrich Rabl bringt sohin den seinerzeit gestellten Antrag auf Ankauf der Häuser Nr. 67 und 68 in Heil Eich und Adaptierung derselben für die Wohnung des Gemeindearztes zur Kenntnis der Ausschußmitglieder, worauf einstimmig beschlossen wird daß die beiden Realitäten zum Preise von 28.000 Kronen Schreibe! Zwanzigachttausend Kronen gekauft werden. Behufs Beschaffung des Geldes wird beschlossen daß die hiezu notwendigen Barmittel bei der Sparkasse Atzenbrugg aufgenommen werden... ".

Sitzungsprotokoll vom 31. Mai 1917 in vollem Wortlaut:
"Anwesend: Herr Heinrich Rabl als Vicebürgermeister, die Herrn Josef Strohmayer, Josef Bruckner als Gemeinderäte, ferner die Herrn Alois Weidlinger, Dr Ludwig Ritter von Flesch Festau, Michael Spangl, Alois Heidegger, Franz Schwarz, Josef Grill, Ignaz Hufnagl, Josef Ruthner als Gemeindebeiräte.
Entschuldigt die Herrn Alois Figl, Michael Winkler Johann Kopp und Simon Tauber in Folge Kriegsdienstleistung. Erster Punkt der Tagesordnung ist die Wahl des Gemeindevorstehers.
Der Vorsitzende Vize Bürgermeister konstatiert die Beschlußfähigkeit begrüßt die anwesenden Mitglieder der Gemeinde Vertretung und erklärt die Sitzung für eröffnet:
Es wird sohin zur Wahl des Bürgermeisters geschritten und werden 11 Stimmzettel abgegeben und entfallen auf Herrn:
Heinrich Rabl 10
Johann Kopp 1,
Es erscheint sohin Herr Heinrich Rabl als Bürgermeister gewählt und erklärt derselbe die auf ihn gefallene Wahl anzunehmen.
Es wird sohin zur Wahl des ersten Gemeinderates geschritten, es werden abermals 11 Stimmen abgegeben und entfallen Stimmen auf Herrn Alois Weidlinger 10 Josef Bruckner 1,
Herr Alois Weidlinger erscheint somit als erster Gemeinderat gewählt und erklärt die Wahl anzunehmen. Betreff Einleitung der Elektrischen Leitung wird beschlossen diese Angelegenheit bis zum Einlangen der Voranschläge zu verschieben. Betreff der Wachmannschaft der Gefangenen wird beschlossen, daß jeder Inhaber eines Kriegsgefangenen wöchentlich eine Krone zahlt."

Protokoll vom 22. Juni 1917, aufgenommen seitens der kk Bezirkshauptmannschaft Tulln anläßlich der Angelobung der neugewählten Herrn Bürgermeister und 1. Gemeinderates: "Beide Herrn Heinrich Rabl als Bürgermeister u. Herr Alois Weidlinger als erster Gemeinderat leisten hierauf die Angelobung in die Hand des k.k. Statthalterrates."

In der Sitzung vom 21.7. 1917 ging es noch einmal um das Arzthaus. Auf dieses ließen sich gemäß ihrem Steueraufkommen die Gemeinde Atzenbrugg mit 3 Fünfteln und die Gemeinde Trasdorf mit zwei Fünfteln grundbücherlich eintragen.
"Weiters erklärt sich der Gemeindeausschuß mit der von Herrn D' Max Goldner angetragenen jährlichen Miete per 500K einverstanden und hat von diesen Betrag die Gemeinde Atzenbrugg jähr-lich 3 Fünftl und die Gemeinde Trasdorf 2 Fünftl zu erhalten. Für die Arbeiter bei dem Milchverschleiß in Weinzierl und Moosbierbaum wird für die Zeit vom 15. April bis 15. Juli eine Renumeration von 195 K bewilligt."
" Nach Schluß des Protokolles wird beschlossen daß dem Sekretär Iseppi eine Renumeration von 300K für das Jahr 1917 bewilligt werde."

Interessant, daß eben dieser Sekretär als Protokollführer das Wort "Remuneration" beharrlich als “Renumeration” schreibt. Er machte also unabsichtlich aus einer "Prämie" eine "Rückzahlung". Direkt ein Glück für ihn, daß auch die Herren Gemeinderäte das nicht bemerkten und auch so auslegten!
In den restlichen Sitzungen des Jahres 1917 wurde nichts Erwähnenswertes beschlossen.

Etwas interessanter wird es erst wieder in der Sitzung vom 17. März 1918: "Herr Inspecktor Reinagl und Herr Notar D' Karl Lanz bringen vor, daß von der Pulverfabrik die in deren Gebiet fallenden öffentlichen Gemeinde Wege sowie der öffentliches Gut bildende Hüttelbach einzulösen sind wofür teilweise durch Anlage eines Feldweges an der Süd- und Ostseite der Pulverfabrik, welcher nach Anlegen und erster Beschotterung seitens der Fabrik in das öffentliche Gut der Gemeinde Atzenbrugg übergeben werden wird, Ersatz geschaffen wird. Soweit das Grundausmaß des eingelößten Gutes das Grundausmaß des Ersatzweges übersteigt, wird als Entschädigung ein Betrag von 1 K 50 h für die Quadratklafter angeboten, sollte das Ausmaß des Ersatzweges das eingelöste Grundausmaß übersteigen, so hat die Gemeindefür das Mehrausmaß keine Vergütung zu leisten. Sohin wird beschlossen, den vorstehenden Vertrag einstimmig anzunehmen "
Ein interessanter Rückblick in die Verträge der Alten, insbesondere was die Diskussionen um die Feldwege beim jüngst stattfindenden Golfplatzbau anbelangt.
Weitere Punkte dieser Sitzung:
"Weiters wird beschlossen daß der Leichenwagen vom Josef Bruckner im Betrage von 1200 K angekauft wird, ebenso werden die Rechnung für die Schmalzfässer im Betrage per 96 K sowie die Rechnung des Albert Leeb per 31 K genehmigt."

Schon in der nächsten Sitzung vom 24. 3. 1918 wird dieser wieder mit Gewinn weiterverkauft:
"Es wird sohin beschlossen, daß den Albert Leeb in Heil Eich der Leichenwagen um den Preis von 1400 K verkauft wird, jedoch bleibt es vorbehalten im Falle der Wagen ihm zu teuer findet daß er im Eigenthum der Gemeinde bleibt."

• Reithers Resümee

• Editorial

• Eine Kurze Geschichte der Zeit

• Wein und Most

• Der Bäuerliche Gemüsegarten