Moosbierbaumer Dorfblatt'l. Unabhängige Moosbierbaumer Dorfzeitung
Jahrgang 7 • Ausgabe 20 • August 2005

 

Im heutigen achten Teil unserer Serie wollen wir Ihnen einen Mann vorstellen, der Generationen von Schülern unter seinen Fittichen hatte und von diesen oft liebevoll „Pepi“ oder „Pepi-Onkel“ genannt wurde, Herrn Schulrat

Josef Heidenreich (1911 - 1990)

Am 11. Februar 1911 wurde dem Ehepaar Heidenreich aus Atzenbrugg der Sohn Josef als erster von zwei Burschen geboren. Sein Vater Jakob war Gendarmeriepostenkommandant in der Gemeinde. Sohn Josef wuchs zusammen mit seinem jüngeren Bruder Helmut, der später im 2. Weltkrieg fiel, im heutigen „Tuma-Haus“ in Atzenbrugg auf.

Dort verbrachte er seine Kindheit und Volksschulzeit in relativ bescheidenen Verhältnissen während der Kriegszeit. Auf Grund seiner guten Lernerfolge durfte er anschließend die Bürgerschule (entsprach unserer heutigen Hauptschule) in Tulln besuchen, für die damalige Zeit keinesfalls eine Selbstverständlichkeit.

Danach absolvierte er die Lehrerbildungsanstalt in St. Pölten, die er am 14. 2. 1934 mit der Reifeprüfung abschloss. Von Sept. 1934 bis Anfang Juli 1936 war Herr Heidenreich als Probelehrer an der Volksschule Heiligeneich angestellt. Am 21. 4. 37 erhielt er die definitive Lehrbefähigung für Volksschulen. Am 30. 12. 38 heiratete er die Bauerntochter Katharina Schoderböck aus Moosbierbaum. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich kam er zunächst als Lehrer-Anwärter und ab 1. 1. 1939 als Hilfslehrer an die Volksschule Halsbach in Oberbayern.

Am 19. 2. 1940 wurde er zur Deutschen Wehrmacht eingezogen, wo er an der Ostfront in Rußland im Einsatz war. Am 11. 11. 1945 kehrte er nach kurzer Kriegsgefangenschaft in seine Heimat zurück.

Mit 13. Nov. 1946 wurde er als „Anfänger-Lehrer“ in der Volksschule Heiligeneich aufgenommen. Als dann zu Schulbeginn 1948 der 1. Jahrgang einer Hauptschule in Heiligeneich gestartet wurde, übernahm Herr Heidenreich als Klassenvorstand die 1b unter dem provisorischen Schulleiter Andreas Heneis. Oberlehrer Karl Fischer übernahm die 1a.

Ab 7. 11. 1948 war er auch als Lehrer als an der Landwirtschaftlichen Fortbildungsschule Heiligeneich in den Räumen der Hauptschule tätig, und zwar immer nachmittags von 14 - 18 Uhr.

Der 8. Sept. 1949 war ein großer Festtag für unsere Gemeinde, es fand nämlich die feierliche Weihe des neuen Hauptschulgebäudes mit Bundeskanzler Leopold Figl statt.
Josef Heidenreich erhielt die Lehrbefähigung für Hauptschulen mit dem Dekret vom 20. 11. 51 für die Fächer Mathematik, Geometrisches Zeichnen und Knaben-Handarbeiten. Wie mir der nunmehrige Schulleiter Georg Metze während meiner Einsichtnahme in die Hauptschulchronik (jahrzehntelang ausführlich mitgeschrieben vom früheren Direktor Andreas Heneis) erzählte, hat Herr Heidenreich auch die alte Stundenplan-Tafel mit Farbkarten für jeden einzelnen Lehrer selbst gebastelt.

Fachlehrer Heidenreich hat auch eine Reihe von Lehrerfortbildungskursen besucht, so u. a. den Hauptschulkurs für Zeichnen, Musik und Gesang an der LBA Wr. Neustadt oder den Obst- und Gartenbaukurs in Langen-lois. Darüber hinaus hat er im Laufe seiner langjährigen Lehrtätigkeit mehrere Dank- und Anerkennungsurkunden für die Mitwirkung beim Österr. Jugendsingen 1948, beim Bezirksjugendsingen 49, 53, 59 und 1962 bzw. für die gelungene Ausgestaltung des Handarbeitsraumes bekommen.

Während der Bildungswoche im Jänner 1960 in der Bezirksbauernkammer Heiligeneich wirkte auch ein Schülerchor unter der Leitung von HOL Heidenreich und ein Streichquartett mit Roman Gaißriegler, Friedrich Haferl, Josef Heidenreich und dem Cellisten Perdacher mit.

Am 11. 2. 1961 fand anläßlich seines 50. Geburtstages eine sehr gehaltvolle Feier, gestaltet vom Kirchenchor unter der Leitung von FL Edmund Haas und vom Männergesangsverein „Franz Schubert“ statt - als Dank für die vielen Stunden, die der Chormeister Heidenreich dem Musikleben in Heiligeneich und Umgebung gewidmet hatte. Dir. Heneis würdigte seine treue, gewissenhafte und fleißige Arbeit im Dienste von Jugend und Schule.

Mit Schulbeginn 1966 wurde HOL Heidenreich dem neu geschaffenen Polytechnischen Lehrgang, der der Hauptschule Heiligeneich angeschlossen war, zugewiesen.

Mit Entschließung des Bundespräsidenten vom 30. 9. 1969 wurde Josef Heidenreich der Titel „Schulrat“ verliehen, zweifelsohne eine große Auszeichnung für sein langes, verdienstvolles Wirken als Lehrer und Musiker.

Im Rahmen eines Schulschlussgottesdienstes wurde er am 28. 6. 1974 zusammen mit den scheidenden Lehrkräften Julius Plank und Dir. Andreas Heneis feierlich verabschiedet.
Privat hatte sich SR Heidenreich mit seiner Frau Katharina Mitte der 50er-Jahre ein Einfamilienhaus in der Wiener Straße am Ortsrand von Heiligeneich gebaut, das später (Anfang der Achtzigerjahre) von seinem Neffen Michael Muck und dessen Gattin Susanne aufgestockt und vergrößert wurde. Dort verbrachte er auch seinen Lebensabend.

Josef Heidenreich war nicht nur eine bekannte Lehrerpersönlichkeit, er wirkte auch jahrzehntelang als 1. Geiger bei unzähligen Hochämtern in der Pfarrkirche bzw. als Bassist im Kirchenchor mit. Mit seiner Violine spielte er auch bei verschiedenen Streicherensembles und einige Zeit auch beim Traismaurer Kammerorchester mit. Er bildete auch einige Geigenschüler aus.

Darüber hinaus war er in der Marktgemeinde Atzenbrugg auch politisch tätig und war dort Anfang der 60er-Jahre Gemeinderat.

Was manche vielleicht nicht mehr wissen: Herr Heidenreich hat auch in der Pension noch viele Urkunden für Vereine geschrieben und künstlerisch gestaltet sowie unzählige Bücher gebunden. Dass er auch ein gerne gesehener Gast bei den Heurigen und den Wirten der Umgebung war, die er mit seiner „Daisy“ Puch DS 50 besuchte, ist auch kein Geheimnis.

Mit Alt-Dechant Franz Wagner, Edmund Haas, Adalbert Felbauer und Michael Wurzinger spielte er auch in einer wöchentlichen Tarockrunde. Eine seiner Beschäftigungen am Sonntagvormittag war das Zählen des Inhaltes des Klingenbeutels nach den Gottesdiensten.

Am 8. Dezember 1990 schloss er im Alter von 79 Jahren für immer seine Augen.

Verfasst von Leopold Resch