Moosbierbaumer Dorfblatt'l. Unabhängige Moosbierbaumer Dorfzeitung
Jahrgang 2 • Ausgabe 5 • August 2000
 

EINE KURZE GESCHICHTE DER ZEIT

... oder wie unsere Altvorderen wieder lebendig werden
von Anton Müllher

Für heutige Begriffe merkwürdig war auch so manche Formulierung in den alten Protokollen, wie z.B. folgender Satz zeigt:
"Sohin wird der Bericht der anwesenden Rechnungsrevisoren Herrn Josef Schwab und Alois Heidegger zur Kenntnis genommen und die Erteilung des Absolutorium an die Rechnungsleger beantragt"
Heutzutage würden die Kassaprüfer die Entlastung des Kassier beantragen.

1908 war man auch im Straßenbau sehr aktiv.
"Weiters wird beschlossen das die Kosten der Grundbuchsherstellung über den Strassenzug Moosbierbaum Trasdorf aus Gemeindemitteln bestritten werden.

Von den Wirtschaftsbesitzern Franz Fuchs, Karl Zederbauer, Franz Eibl wurde der zum Strassenbau benötigte Grund gegen Bezahlung von 50 h per Quadratklafter abgetreten, alle übrigen Grundbesitzer treten den Grund unentgeltlich ab.

Weiters wird beschlossen zur Beschotterung der Strasse zwischen Pfarrhof und Herrn Schwab einen Wagen Krammelschotter kommen zu lassen."

" ... worauf einstimmig beschlossen daß der Geometer auf Kosten der Gemeinde zu kommen hat, die Ausgaben jedoch von der Gemeinde Ebersdorf rückersetzt werden. Die nötigen Figuranten, Meßpflöcke und Grenzsteine werden ebenfalls von der Gemeinde beigestellt."

Die Bauernschläue der damaligen Gemeinderäte zeigt auch der folgende Beschluß:
"Bezüglich des Ansuchens des Konkurrenz Ausschuß für die Perschlingregulierung wird beschlossen, Herrn Landesausschuß von Piehr erst dann zum Ehrenbürger zu ernennen bis der obere Teil der Perschling reguliert ist."

Zuerst die Arbeit, und dann die Ehre! Auch in den nächsten Punkten sieht man den gesunden Menschenverstand:
"Der Antrag der BH Tulln vom 19. Juni 1908 wird zur Kenntnis des Gemeinderates gebracht und hierauf einstimmig beschlossen, daß die Errichtung einer Apotheke im Gerichtsbezirk Atzenbrugg sehr zweckmäßig ist, nach dem die Kaufleute des ganzen Bezirkes bei Erkrankung von Hausthieren nicht berechtigt sind die zur Gesundung der Thiere notwendig Medicamente zu verkaufen.

Weiters wird beschlossen, daß der Sitz der Apotheke nicht in Atzenbrugg sondern in Heil Eich als dem Pfarrorte und der Schule am günstigsten sei"

"Sohin wird der Erlaß der k.k. Bezirkshauptmannschaft Tulln vom 23. 6. 1908 vollinhaltlich zur Kenntnis des versammelten Ausschusses gebracht worauf einstimmig beschlossen wird das Ansuchen des Herrn Alois Bayerl Gastwirth in Tautendorf der k. k. BH Tulln befürwortend in Rückvorlage zu bringen, 1 da sich das Local als Gasthaus eignet und die Uiberwachung desselben da es an der Bezirksstrasse gelegen eine leichte ist."

Natürlich gibt es von Seiten der Wirte-Gemeinderäte keine Schwierigkeiten, dieses Gasthaus ist ja weit vom Schuß im fernen Tautendorf und dadurch sicher auch keine Konkurrenz!

In der Sitzung vom 24. März 1909 wird der Bau des Postamtes Heiligeneich genehmigt, wobei der Text des zweiten Absatzes im Protokoll durchgekreuzt wurde:
"Herr Gemeindebeirath Josef Schwab bringt ein schriftliches Ansuchen bezüglich eines Post und Telegrafenamtes in Heiligeneich ein.

Die Gemeindevertretung von Atzenbrugg schließt sich dem Ansuchen um Errichtung eines Post und Telegrafenamtes an insofern als dieselbe nichts dagegen hat daß ein zweites Post und Telegrafenamt in Heiligeneich errichtet werden soll und das bestehende in Atzenbrugg auch weiters verbleiben soll."

Auch der Bau der Neuen Perschling ging in die Endphase, wie die Sitzung vom 26. Februar 1910 zeigt:
"Wir sind mit der Projektsabänderung ... von der Mündung des Rappoltenbaches bis Atzenbrugg welche nun darin besteht, daß der Beginn der Regulierung ... zunächst der Ortsgrenze Kapelin - Weißenkirchen ... somit eine Verkürzung der früher ca. 14.650 m langen Regulierungsstrecke auf ca. 10.250m ... einverstanden.”


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