Moosbierbaumer Dorfblatt'l. Unabhängige Moosbierbaumer Dorfzeitung
Jahrgang 4 • Ausgabe 12 • Dezember 2002
 
DAS HAUS DER LANDWIRTSCHAFT IN HEILIGENEICH
AUFGESCHRIEBEN IN DEN JAHREN 2001 BIS 2002
VON RUDOLF REITHR AUS MOOSBIERBAUM

In den Jahren 1954-1969 wurden in 61 Gerichtsbezirken Niederösterreichs „Häuser der Landwirtschaften“ errichtet. Auch für die Bezirksbauernkammer Atzenbrugg wurde 1955 ein solches in Heiligeneich erbaut.

Heiltgeneich als Standort ward wegen seiner zentralen Lage im Kammerbezirk gewählt. Hier wurde auch von der Familie Fritzen ein dafür geeignetes Grundstück angeboten.

Am 12. November 1954 wurde der Kaufvertrag unterzeichnet, der Kaufpreis für das über 2000 m2 große Areal betrug 100.000,- Schilling.

An Gebühren waren zu entrichten:
Grunderwerbssteuer 7.006,- Schilling, Grundbuch- und Stempelgebühren 98,70 Schilling,
Grundstücksvermessung 2.785,70 Schilling
Summe: 109.890,40 Schilling

Auf diesem Grundstück befand sich noch eine Bombenruine - eine traurige Erinnerung an den zweiten Weltkrieg – es war ein ehemaliges Kaufhaus, das Haus Heiligeneich Nr. 2. In den Wintermonaten 1954/55 wurde von den Bauern des Kammerbezirkes noch brauchbares Mauerziegelmaterial aus der Ruine herausgeputzt, der Restschutt wurde dann von der Baufirma „Alois Klein's Witwe" weggebracht.

Obwohl die Bauführung noch unter dem Firmennamen „Alois Klein's Witwe" geführt wurde, lag die Firmenleitung bereits in den Händen des jungen Baumeisters Ing. Helmut Steiner. Der Neubau der Bezirksbauernkammer war für Ing. Helmut Steiner das erste größere Bauprojekt in seiner noch jungen Berufslaubahn und er meisterte dies, für damalige Verhältnisse, auf bravouröse Art. Wie druckvoll an dem Aufbau der Bezirksbauernkammer damals gearbeitet wurde, ersieht man an dem Bautagebuch welches von Ing. Steiner geführt wurde.

Baubeginn: 22. März 1955
28. 3. Baustelleneinrichtung, Bauhütte aufstellen, Wasseranschluss herstellen.
30. 3. Schutt vom bestehenden Keller ausräumen, Schuttmaterial aufladen und verführen.
1. 4. Anlegen der Fundamente und Kellermauern.
3. 4. Erdaushubarbeiten der Fundamente
6. 4. Stromanschluss für die nötigen Baumaschinen herstellen.
7. 4. Kalk löschen, restliche Fundamente ausheben (ohne Keller).
8. 4. Fundamentbeton herstellen (ohne Keller)
12. 4. vor Beginn des Kelleraushubes wird das Sockelmauerwerk im nicht unterkellerten Teil des Gebäudes hergestellt, damit das nötige Aushubmaterial dort untergebracht werden kann und nicht zu viel verführt werden muß.
16. 4. Sockelbeton fertig stellen.
20. 4. Erdaushub der Kellerräume mit Bagger.
22. 4. Ausheben der Fundamente für die Kellermauern und anlegen derselben.
29. 4. Sockelbeton herstellen, horizontale Isolierung herstellen.
2. 5. Ziegelmauerwerk herstellen
3. 5. Mauerwerk isolieren und anlegen.
4. 5. Sockelmauern gegen aufsteigende Feuchtigkeit isolieren.
5. 5. Mauerwerk herstellen, Betonstürze über Kellertüren herstellen, horizontale Isolierung herstellen, Ebenseerdecke verlegen und unterstellen.
6. 5. Decke über Kellerverlegen und betonieren, Rost schalen, Eisen biegen und verlegen.
9. 5. Fußbodenschotter einbringen im nicht unterkellerten Teil.
10. 5. Erdgeschoßmauerwerk herstellen.
16.5. Außen – und tragende Mittelmauern herstellen
17. 5. Fenster - und Türstürze herstellen, Schalung für Betonübelagen (Kassenraum)
18. 5. Aufzug montieren, Platz reinigen.
20. 5. Beton für Erdgeschoß herstellen.
27. 5. Erdgeschoßoberdecke betonieren und fertigstellen.
31. 5. Obergeschoßmauerwerk herstellen.
6. 6. Obergeschoßmauerwerk herstellen, Fensterstürze einwölben.
8. 6. Steher für Obergeschoßdecke herstellen.
10. 6. Mauerziegel für Obergeschoß aufziehen, Aufzugsbaum, für Obergeschoßdecke versetzen und absteifen, Vorbereitungsarbeit zum Aufziehen der Deckenbalken.
13. 6. Obergeschoßmauerwerk fertigstellen, Gerüst zum Legen der Deckenbalken herstellen.
15. 6. Zwischenwände Erdgeschoß samt Türstöcken versetzen, Deckenbalken aufziehen, verlegen und unterpölzen.
16. 6. Zwischenwände im Erdgeschoß mauern.
17. 6. Deckenhohlsteine für Obergeschoßdecke aufziehen, verlegen, Rostschalung herstellen.
18. 6. Deckensteine fertig verlegen.
22. 6. Obergeschoßdecke betonieren, Fenster- und Türstöcke im Erd- und Obergeschoß versetzen.
23. 6. Obergeschoßdecke fertig betonieren.
24. 6. Zwischenmauern im Obergeschoß herstellen, Aufmauerung über Obergeschoßdecke im Dachbodenraum..
30.6. Wände im Kelter grob verputzen, Decke im Keller grob und fein verputzen.

7. 7. Stufen von Podest im Erdgeschoß zum Obergeschoß versetzen, Stiegenhausmauerwerk herstellen, Düwa - Zwischenwände im Obergeschoß herstellen.
11. 7. Decke über Erdgeschoß beim. Stiegenhaus herstellen.
13. 7. Stiegenhausmauerwerk ergänzen, Leitergerüst aufstellen.
15. 7. Stiegenhausmauerwerk fertigstellen, Grobputz der Wände im Erdgeschoß.
16. 7. Stufen zum Obergeschoß fertig versetzen, Obergeschoßdecke und Stahlbetonplatte fertigstellen.
20. 7. Grobputz Wände Erdgeschoß und obergeschoß herstellen.
21. 7. Dachgeschoßmauerwerk und Gesimse herstellen.
22. 7. Dachgeschoßmauerwerk und Hauptgesimse herstellen, Feuermauer Dachgeschoß.
25. 7. Stiegenhausaufbau bis zum Gesimse nachmauern, Rauchfänge mauern, Gerüste für Feuermauern fertig stellen.
28. 7. Hofseite Gesimse herstellen.
29. 7. Deckenschalung (Stiegenhausabschluß) herstellen.
1. 8. Verputzarbeiten in den Innenräumen, Rauchfang und Dachbodenwände verputzen, Schlacke aufziehen.
4. 8. Kellerfußböden fertigbetonieren, Fensterstöcke im Obergeschoß ausmauern.
12. 8. Verputzarbeiten außen
22. 8. Verputzarbeiten der Innenräume im Obergeschoß, Feuermauern mit Leitern einrüsten.
23. 8. Weissigen der Innenräume im Erdgeschoß.
25. 8. Unterboden in allen nicht unterkellerten Räumen im Erdgeschoß herstellen.
26. 8. Horizontalisolierung mit 2 Lagen Isolierpappe geteert in allen nicht unterkellerten Räumen im Erdgeschoß herstellen.
29.8. Weissigen im Obergeschoß.
2. 9. Unterbeton im Obergeschoß und Estrich im Erdgeschoß herstellen.
3. 9. Estrich im Obergeschoß herstellen.
5. 9. Weissigen im Obergeschoß.
6. 9. Decken und wände grob verputzen im Stiegenhaus.
7. 9. Dachboden (Fußboden) herstellen, Unterbeton und Estrich im Obergeschoß fertigstellen.
9. 9. Ausgangstufen zum Hof versetzen.
12. 9. Aushubarbeiten für Blitzschutzgraben, Verputz der Decke im Obergeschoßzimmer bei Aufzugeinfahrt.
14. 9 Pflasterung der Gänge (Terrazzo)
15. 9. Terrazzopflasterung der Gänge Erdgeschoß, Sockelabschluß um das ganze Gebäude, putzen und weissigen, Blitzschutzleitungsgräben zuschütten, Regenwassergraben graben.
19. 9. Erdaushubarbeiten für Dachabwasserkanal.
20. 9. Rohrgrabenaushub, Rohre in Betonbett verlegen, abdichten mit Teerstricken, einstampfen und zuschütten.
21. 9. Gräben zuschütten und stampfen sowie
Schuttmaterial aufladen und verführen.

22. 9. Sickergrube ausheben, letzte Maueröffnung zumauern, Aufzug abmontieren.
23. 9. Kanalisationsarbeiten.
26. 9. Spritzen der Hof und Straßenfront mit Terranovamaterial,, Steinzeug- und Betonrohre verlegen, abdichten und ausbetonieren, Gerüst und Schalholz abführen.
27. 9. Stiegenhausfassade spritzen.
28. 9. Terrazzosockelleisten versetzen, Terrain für Traufenpflaster und Gehsteige einebnen.
29. 9. Kanalschächte betonieren, Steinplatten zu führen.
30. 9. Zementsockel straßenseits verputzen und kratzen..
3. 10. Terrazzosockelleisten versetzen, Aushubarbeiten für Kanal-, Klär- und Sickergrube.
5. 10. Klär- und Sickergrube aufmauern, Sohle herstellen.
6. 10. Planierarbeiten , Erdmaterial aufladen und verführen.
7. 10. Fugen in Terrazzopflaster mit Schnellbinder und Rabit 3 Zusatz ausspachteln.
10. 10. Erdabhub vom Hofterrain aufladen und verführen.
11.10. Verputzen der Fassade Eingang, Erdmaterial verführen.
12. 10. Natursteinpflaster für Gehsteige, Sockelverputz Platzseite.
14. 10. Gehsteigtraufenpflaster mit Natursteinplatten herstellen und verfugen, Sockel hofseitig spritzen.
17.10. Natursteinpflaster legen und verfugen, Kanalschächte betonieren, Anschlüsse herstellen, bestehende schadhafte Mauer (Seite Heidegger) verputzen, Sockel spritzen.
19.10. Natursteinmauer bei Kassa herstellen, Abstreifgitter samt Schächte herstellen.
20. 10. Bauhütte abtragen, Kanäle zuschütten Pflaster verfugen

Für Baumaterial und Baumeisterarbeit, wurde von, der Baufirma „Alois Klein's Witwe, (Ing. Helmut Steiner) ein Betrag von 795.208,03 Schilling in Worten Siebenhundertfünfundneunzigtausendzweihundertacht Schilling und 3 Groschen in
Rechnung gestellt. Dieser Geldbetrag wurde in 14 A-Conto-Zahlungen und einer Endabrechnung begglichen.

Am Bau des Hauses der Landwirtschaft waren insgesamt 47 Firmen beteiligt, sie werden in alphabetischer Reihenfolge dargestellt:
Altenburger, Austrolux, Baumgartner, Bernold-Ganser, Deix, Denk, Eberharter, Estl, Fehringer, Fink, Friedl-Kunnerth, Gestettner, Goldmann, Hacker, Hartl, Hatschek, Heidegger, Herker, Kammerhofer, Klein's Alois Witwe, Klosterneuburger Kunststein, Kostka, Kovalin, Kovats, Lehrner, Leitzinger, Loley, Marschall, Merk l, Mock, Mohnl, Neudörfer, Pollak, Purator, Schmid, Schmidtwerke, Schneider, Siemens-Halske, Simplex, Svoboda, Tenora, Terrano Industrie, Total, Tratberger, Wejda, Zöchling.

Der hier letztgenannte, Prof. Sepp Zöchling aus St. Pölten, schuf die beiden den Sgraffiti, links und rechts vom Eingang. Diese Arbeit wurde mit 10.500,- (zehntausendfünfhundert) Schilling honoriert.

Von, diesen Firmen wurden folgende Beträge in Rechnung gestellt:

Altenburger 9.763,15
Austrolux 28.880,90
Baumgartner 3.299,56
Bernold-Ganser 16.678,30
Deix 4.530,61
Denk 13.650,
Eberharter 1.925,20
Estl 5.830,-
Fehringer 6.378,71
Fink 57.426,35
Friedl-Kunnerth 2.670,82
Gestettner 6.210,-
Goldmann 2.785,35
Hacker 1.660,-
Hartl 22.578,80
Hatschek 2.376,-
Haidegger 18.058, 60
Herker 5.123,80
Kammerhofer 8.723,-
Klein’s Witwe 795.208,03
Klosterneuburger Kunststein 8.019,78
Kostka 23.000,-
Kovalin 18.564,70
Kovats 10.000,
Lehrner 2.678,-
Leitzinger 445,
Loley 8.404,58
Marschall 4.836,
Merkl 4.525,32
Mock 16.392,07
Mohnl 11.017,96
Neudörfler 4.797,-
Pollak 4.990,96
Purator 1.035,-
Schmid 3.014,-
Schmidtwerke 28.840,-
Schneider 186.840,-
Sieberer 10.820,-
Siemens-Halske 14.099,-
Simplex 260,91
Svoboda 2.994,40
Tenora 4.196,12
Terrano Industrie 907,85
Total 1.382,34
Tratberger 2.142,-
Wejda 36.569,29
Zöchling 10.500,-

Die Gesamtkosten – Grundstückskauf und Errichtung des Haus der Landwirtschaft betrugen: 1.957.509,58 Schilling. In Worten Einemillionneunhundertsiebenundfünfizigtasend fünfhundertneun Schilling und achtundfünfzig Groschen.

Die Finanzierung

Die Finanzierung des Baues erfolgte über die Landwirtschaftskammer für Nö. und Wien unter dem Tltel „Darlehens - Sonderkonto BBK Atzenbrugg". Es war dies nur eine Vorfinanzierung über die Landwirtschaftskammer.
Die Bauern der Bezirksbauernkammer Atzenbrugg zahlten
dann über 25 Jahre - mittels erhöhter Kammerumlage - diesen von der Landwirtschaftskammer bevorschussten Kredit zurück.
Ein Betrag von 60.000,- (sechzigtausend) Schilling wurde von der Nö. Landesregierung als Kostenzuschuß zuerkannt.

Einweihung des Hauses der Landwirtschaft

In den Tullner Bezirksnachrichten Vom 5. November 1955 wurde das Weihefest von Herrn OSR Andreas Heneis in würdevollen Worten beschrieben.

Weihefest in Heiligeneich
Am 23. Oktober feierte der Kammerbezirk Atzenbrugg die vollendung des Hauses der Landwirtschaft und des Garagengebäudes für die Bezirksstelle des Roten Kreuzes. Nach nur halbjähriger Bauzeit erstand im Schnittpunkt der Verkehrswege des Bezirkes Atzenbrugg der heimischen Landwirtschaft ein stolzes Haus. Mit ruhigem Blick überschaut es Feld und Flur, Haus und Hof im weiten Rund. Das Haus selbst steht im Herze von Heillgeneich. Seine Fundamente jedoch wurzeln tief im Boden des gesamten Heimatbezirkes. Dieser Heimatboden ist uns allen lieb und teuer, den Heiligeneichern genauso wie den Atzenbruggern, den Michelhausern nicht minder wie den Bauern in Sitzenberg-Reidling, in Zwentendorf und in Würmla und er ist uns seit dem 25. Oktober noch viel lieb und teurer geworden, wes nun frei und uns ganz eigen, ist.
Um halb zehn vormittags begann mit einer Festmesse, welche der Hochwürdigste Herr Prälat Dr. Karl Borr. Frank, Direktor des Diözesanbauamtes las die Festveranstaltung. Da es auch zugleich auch das Bezirkserntedankfest war, weihte er die Erntekrone. Die Gendarmeriemuskkapelle unter Kapellmeister Neusser spielte die „Deutsche Messe”.
Aus allen orten des Kammerbezirkes kamen die Menschen, man zählte mehr als 3000 Festteilnehmer. Unter den zahlreichen Festgästen sind genannt: Außenminister Ing. Dr. h.c. Leopold Figl, Vizekanzler a. D. Ing. Dr. h.c. Vinzenz Schumy, Generalsekretär Hofrat Dr. Leopold Schirer, Kammerpräsident Nationalrat Josef Strommer, Kammeramtsdirektor Dr. Leo Müller, Präsident des Roten Kreuzes Kurtics,

Landesobmann des LFW Michael Göschelbauer, Direktor der Gen. Zentralkasse Dr. Rasser, Direktor der Nö. Brandschadenversicherung Sebera, Oberbaurat Elitschka, Ing. Wurstinger, Landesregierungsrat Dr. Filz in Vertretung des erkrrankten Bezirkshauptmannes Bürgermeister Goldmann, Kontrollamtsdirektor Bochdansky , Hofrat Ing. Dorknik, Frau Fachinspektor Gerhard,
Fachinspektor Buchinger.

Nach der Begrüßungsansprache des Kammerobmannes Josef Figl begann der eigentliche Festakt zv dem der Männergesangsverein “Franz Schubert” aus Heiligeneich-Atzenbrugg, unterstützt von, Sangesbrüdern aus Michelhausen und Zwentendorf, der Kirchenchor Heiligeneich, Burschen und Mädchen des LFW und Schulkinder von der Hauptschule Heiligeneich, sowie Schülerinnen aus der Bundeslehranstalt Sitzenberg beizutragen wussten.

Der Weiheakt selbst begann mit der Weihe der Bezirksfahne des LFW. Die beiden Fahnenpatinnen, Frau Bürgermeister Keiblinger aus Reidling und Frau Theresia Fallinger aus Tautendorf, hefteten die ersten Fahnenbänder an das neugeweihte Banner, Landeskammerrat Buchinger überbrachte ein Fahnenband der Lagerhausgenossenschaft Tulln. Dann erfolgte die Weihe des Rettungswagens, die Weihe des Hauses und des Garagengebäudes durch Hochwürden Prälat Dr. Karl Borromäus Frank.

Die Reihe der Festredner eröffnete Prässident Kurtics, welcher Bürgermeister Keiblinger das silberne Verdienstzeichen des Landesverbandes vom Roten Kreuz überreichte. Landesobmann des LFW Michael Göschelbauer forderte die bäuerliche Jugend auf, Bannerträger von Väterglaube, Heimatliebe und Fortschritt zu sein.

Präsident Josef Strommer würdigte die Verdienste von Kammerobmann Josef Figl undübergab ihm die vom Bundespräsidenten unterzeichnete Urkunde, womit ihm der Titel eines Ökonomierates verliehen wurde.

Mit stolzer Befriedigung sprach Außenminister Leopold Figl, auf Hinbick des 25. Oktober, vor den Männern und Frauen seines Heimatbezirkes und dakte ihnen für einmütige und aufrichtige Haltung in den Jahren der Besetzung.

Das Haus der Landwirtschaft sei ein Symbol für die Kraft und Einigkeit. Denselben Geist verdankte Österreich seine Freiheit. Der gleiche Geist möge in aller Welt unter den Völkern herrschen.

Eine von Frau Anna Heneis verfasste Hymne an das Haus der Landwirtschaft wurde bei dem Weihefest von Maria Schüttengruber vorgetragen

.

„Mit des Herbstes reichen Früchten
fällst auch du uns in den Schoß,
Frucht des regen Bauerngeistes,
ernster Arbeit, hehr und groß.

Schutt und Trümmer,
Wild verwuchert,
trübe Zeugen, schwere Zelt,,
weggefegt die lange Brache deinem Wachstum lag bereit.

Stolz kann du ein dein Haupt erheben,
Frei in alle Winde blicken,
laß – dem Sieger gleich – dich kränzen
und von Künstlerhand dich schmücken

Hohe Stunde der Vollendung!
Freies Volk im freien Land,
Bauer auf befreiter Scholle und der Arbeit freie Hand.

Hüte deine reine Schwelle vor der Unbill rauhem Tritt
Will man frevelnd Zwietracht säen,
wehre ihr den kecken Schritt

Möchten deine lichten Hallen nicht in Streit und Hader beben,
Eintracht, Friede soll hier walten,
laßt den Frohsinn miterleben

Wankt der Greis einst aus der Pforte,
tret’ der junge Bauer ein!
Ew’ger Kreislauf, gottgegeben,
mög’ auch so die Zukunft sein!

Daß du unserm Volk zum Heile
wirkest, geb dir Gott die Kraft
seinen reichen Himmelssegen
junges Haus der Landwirtschaft!”

Eine Darbietung über das Entstehen des Brotes zeigten Kinder der Hauptschule Heiligeneich.

Zum Abschluß erklang die Bundeshymne und Kammerobmannstv. Anton Keiblinger sprach den Dank der Bezirksbauernkammer allen für das Gelingen des Werkes verantwortlichen Stellen und Personen aus:
Der Landwirtschaftskammer, Oberbaurat Elitschka und Ing. Wurstinger, den Baufirmen Seteiner-Klein aus Heiligeneich und Fink aus Michelhausen, den Arbeitern und Handwerksunternehmen sowie Hochwürden Pfarrer Franz Wagner, Kammersekretär Anton Heneis und den Lehrkräften der Fortbildungsschule – Frau Berta Schwarz und Herrn Ing. Hans Kellner. Hier wurde nicht nur eine wirtschaftliche Kraftzentrale für die Landwirtschaft des Bezirkes geschaffen, sondern auch eine würdige Stätte für die Pflege der Kultur und der Seele unseres Landvolkes.
(TBN. Nr. 45 vom 5. Nov. 1955)

Nach der würdevollen Einweihung des Kammergebäudes begann in diesem neuen Haus eine überaus rege Tätigkeit in veerschiedensten Bereichen. Es war nicht nur Bürogebäude für die Bezirksbauernkammer, sondern auch Schulungszentrum für Bäuerinnen und Bauern sowie für die bäuerliche Jugend (Landwirtschaftliche Fortbildungsschule). Eine Schulküche für Kochkurse, Räume für Näh- und Handarbeitskurse und ein großer Lehrsaal für diverse Fachvorträge standen der Bauernschaft nunmehr zur Verfügung. Das ländliche Fortbildungswerk (LFW) fand auch in diesem Haus seine Bleibe.
Der erste Sprengeltag war am 22. Dezember 1955.
Die Lehr- und Veranstaltungsräume befanden sich im ersten Stock des Hauses. Im Paterre waren Büro- und Sitzungsraum der Bezirksbauernkammer, ein Raum für die NÖ Brandschadenversicherung, Räumlichkeiten für die Raiffeisenkasse und ein Dienstwohnung für die Hauswartin.

Am 27. Oktober 1955 übeersiedelte die Raiffeisenkasse aus dem Kaffeehaus Köstelbauer (Rathmann) in das Haus der Landwirtschaft und führte damals den Tagesverkehr ein. Mit 31. März 1973 endete dann das Mietverhältnis mit der Bezirksbauernkammer und die Raiffeisenkasse zog in ihr neues, eigenes Domizil.

Die freigewordenen Räumlichkeiten wurden an eine Kleiderreinigungsfirma vermietet, diese Verhältnis endete 1994. Seit 1. Jänner 1995 bis zum Verkauf des Hauses war Alfred Bauchinger - Inhaber eines Versicherungsbüros – Mieter dieser Räume.

Gleichzeitig mit der Eröffnung des Haus der Landwirtschaft bezog auch Frau Elfriede Senninger mit ihrer Familie die Dienstwohnung. Frau Senninger bekleidete die Funktion als Hauswartin bis zu ihrer Pensionierung im Jahre 1984. Nach ihrer Pensionierung blieb Frau Elfriede Senninger weiterhin - zwar als Untermieterin – bis zu ihrem Tod im Jahre 1998 in diesem “ihrem” Haus. Dies Wohnrecht wurde Frau Senninger insofern nicht streitig gemacht, da ihre Schwiegertochter Frau Maria Senninger den Hauswartposten übernahm und die Dienstwohnung nicht beanspruchte.

Wie schon erwähnt, wurde auch ein Garagengebäude errichtet. Gebaut wurde dieses Bauwerk durch die Baufirma Fink aus Michelhausen. Dafür wurden 57.426,35 Schilling (siebenundfünzigtausen vierhundersechsundzwanzig Schilling und fünfzig Groschen) in Rechnung gestellt.

Diese Garagen wurden für die Rettungsstelle des Roten Kreuzes gebaut. Am 13. Oktober 1982 verkaufte die Bezirksbauernkammer dem Roten Kreuz Bezirksstelle Atzenbrugg – Heiligeneich die Garagen und einen Teil des Gartens, der Kaufpreis betrug 500.000,- Schilling.

Am 1. März 1999 kaufte die Rot-Kreuz-Stelle 810 m2 um 450.000,- Schilling von der sich auflösenden Bezirksbauernkammer.

Daß die Auflösung der Bezirksbauernkammer Atzenbrugg von “höherer Stelle” empfohlen wurde, ersieht man am Protokoll der Vollversammlung vom 10. 9. 1996, wo der Kammeramtsdirektor Univ. Prof. Dr. Holzer in seinem Referat unter anderem sagte: ... diese Struktur nicht mehr länger aufrechterhalten werden kann ...

Dies wurde den Bauern un ihren Standesvertretern immer wieder in suggerierenden Vorträgen eingeflößt, sodaß die bauern, in der scheinbar unausweichlichen Lage, der Auflösung ihre Zustimmung gaben.

Diese Zustimmung wurde mit 13 Ja-Stimmen un 2 Stimmenthaltungen in der Vollversammlung der Bezirksbauernkammer Atzenbrugg am 9. März 1998 unter folgenden Vorraussetzungen gegeben:
1. Die Fusion mit der Bezirksbauernkammer Tulln, betrifft das Gebäude der bezirksbauernkammer Atzenbrugg, deren Grundstücke und Aktiva.
Die Vollversammlung bleibt bis zur nächsten Kammerwahl bestehen
2. Die räumlichen Vorraussetzungen für die neue Bezirksbauernkammer sind durch einen Neubau bei der Landwirtschaftlichen Fachschule Tulln zu verwirklichen. Obmann und Stellvertreter werden diesbezüglich ermächtigt, die erforderlichen Verhandlungen zu führen
3. Zur Finanzierung dieses Neubaues erklärt die Vollversammlung ihr Einverständnis, das bestehende Kammergebäude bestmöglichst zu verwerten. Der Obmann und Obmannstellvertreter werden ermächtigt, Gespräche mit Interessenten aufzunehmen.
4. Die personelle Ausstattung der neuen Bezirksbauernkammer muß dem Personalstand der beiden Bezirksbauernkammern entsprechen
5. Der zeithorizont für die Fusion wied die Umsiedlung in das neue Kammergebäude (vorraussichtlich Ende 1999)
6. Alle notwendigen rechtlichen Schritte werden von der Bezirksbauernkammer Atzenbrugg jeweils im Einvernehmen mit der Bezirksbauernkammer Tulln und der Landeslandwirtschaftskammer gesetzt
7. Die neugebildete Bezirksbauernkammer soll unter der Bezeichnung “Bezirksbauernkammer Tullnerfeld” geführt werden

Mit diesem Beschluß der kammervollversammlung wurde nun der der letzte Akt in der Geschichte des Hauses der Landwirtschaft eingeleitet. Mi dem Verkauf der Liegenschaft befaßten sich nun die zuständigen Gremien.

Ein Gartengrundstück im Ausmaß von 810 m2 wurde um den Kaufpreis von 450.000,- Schilling and das Rote Kreuz Rettungsstelle Atzenbrugg – Heiligeneich verkauft.

Den Rest der Leigenschaft im Ausmaß von 1033 m2 mit dem Haus der Landwirtschaft (394 m2) und Nebengebäude (42 m2) erwarben Josef und Helmut baumgartner aus Dürnrohr, der Kaufpreis hiefür betrug 3.500.000,- Schilling (dreimillionenfünfhunderttausen Schilling).

Mit 1. März 1999 – dem Verkaufstag dieser Liegenschaft – endet nun das Dasein des “Haus der Landwirtschaft”.

Da am Verkaufstag der Liegenschaft das neue Kammerhaus in Tulln noch nicht fertiggestellt war, mietete die Bezirksbauernkammer für weitere 16 Monate die alten Büroräume von den neuen Besitzern an.

Am 29. Juni 2000 war es soweit, die letzten Aktenordner wurden verpackt, das Hinweisschild “Bezirksbauernkammer” wurde abmontiert und alles nach Tulln in das neue moderne Kammergebäude verfrachtet.

Helfer und Mitarbeiter der Bezirksbauernkammer stellten sich noch einmal für ein Erinnerungphoto, zum Adieu, zum endgültigen Aus für das haus der Landwirtschaft in Heiligeneich.

Die Kammerobmänner der Bezirksbauerkammer Atzenbrugg von 1955 – 1999
1955 – 1965 Ök. Rat Josef Figl Rust
1965 – 1976 Ök. Rat Anton Keiblinger Reidling
1976 – 1989 Ök. Rat Alois Anzenberger Anzing
1989 – 1998 Franz Keiblinger Reidling
1998 – 1999 Labg. Rudolf Friewald Pixendorf

Die Kammersekretäre der Bezirksbauernkammer Atzenbrugg von 1955 - 1999
1955 – 1973 Ob. Insp. Anton Heneis Heiligeneich
1973 – 1997 Dipl. Ing. Josef Aigner Oberzögersdorf
1997 – 1999 Dipl. Ing. Josef Mayer Nieder Russbach

Forstsekretär war von 1968 – 1999 Dipl. Ing. Fritz Schechtner aus St. Pölten

Sekretärinnen der Bezirksbauernkammer Atzenbrugg von 1955 – 1999
Weller Anna 28.4.1945 23.10.1955 Jerauschek Gerda 1.8.1970 31.7.1988
Mayer Irene 1.11.1955 30.6.1959 Eibel Gabriele 1.9.1981 21.12.1982
Hohenrieder Ingrid 6.7.1959 31.8.1962 Zischkin Ingrid 1.1.1986 30.6.2000
Haussteiner Susanne 5.7.1962 4.9.1964 Scharl Maria 4.7.1988 30.6.2000
Teufner Margarete 14.9.1964 30.6.1970

Gewählte Bezirksbauernkammerräte 1955
Obmann Josef Figl, Rust
Obmannstellvertreter Anton Kaiblinger, Reidling
Josef Nolz, Heiligeneich
Josef Gruber, Abstetten
Franz Gutscher, Weinzierl
Karl Schmöllerl, Michelhausen
Leopold Edhofer, Michelndorf
Josef Schöpf, Hasendorf
Franz Scharl, Buttendorf
Karl Fischer, Neustift
Rudolf Otzlberger, Trasdorf
Josef Kotauschek, Diendorf
Alois Anzenberger, Anzing
Karl Kurzacz, Klein Schönbichl

Kooptiert:
Franz Hutterer, Gollarn
Sebastian Kirchberger, Sitzenberg
Johann Thalauer, Hütteldorf

Kammerräte bei der Beschlußfassung zur Fusionierung
(Sitzung im Landhaus in St. Pölten am 9. März 1998 um 9 Uhr 30)
Obmann Franz Keiblinger, Reidling
Obmannstellvertreter Theresia Heigl, Egelsee
Josef Baumgartner, Dürnrohr
Karl Moser, Ahrenberg
Rudolf Friewald, Pixendorf
Franz Feiertag, Saladorf
Josef Keiblinger, Trasdorf
Franz Gschladt, Michelndorf
Ferdinand Much, Moosbierbaum
Franz Figl, Rust
Gerhard Kaufmann, Buttendorf
Karl Heiß, Anzing
Gerhard Simetzberger, Bärndorf
Franz Fallinger, Tautendorf
Erwin Ramsl, Untermoos

Kooptiert:
Maria Schmöllerl, Michelhausen
Herta Baumgartner, Spital
Josef Muck, Hasendorf

 

• Das Haus der Landwirtschaft in Heiligeneich

•Eine kurze Geschichte der Zeit

•AtzenbruggerAlmanach