Moosbierbaumer Dorfblatt'l. Unabhängige Moosbierbaumer Dorfzeitung
Jahrgang 4• Ausgabe 11• September 2002
 

EINE KURZE GESCHICHTE DER ZEIT

... oder wie unsere Altvorderen wieder lebendig werden

Ein Streifzug durch die Sitzungsprotokolle der Gemeinderatssitzungen der Jahre 1918 bis 1919

von Anton MÜLLNER

Das Weltkriegsende, das Ende der Monarchie, die Gründung der Ersten Republik - das alles fand im Protokoll der Sitzung vom 28. November 1918 keine Erwähnung, im Gegenteil, die "kleinen Dinge", wie der Voranschlag für 1919, die Erfordernisse der Schulen von Heiligeneich und Saladorf wurden behandelt.

Auch die beginnende Motorisierung machte sich bemerkbar, wie der folgende Punkt zeigt:

"Weiters wird über Antrag des Gemeinderates Josef Strohmayer beschlossen bei der Staatsbahndirektion Wien dahin wirken zu wollen, dass sowohl auf dem Straßenzuge Moosbierbaum - Zwentendorf als auch Moosbierbaum - Rust mit Rücksicht auf den Verkehr der Pulverfabrik Schranken gelegt werden."

Damals führte die Straße nach Rust über die heutige Sackgasse, bog dann vor dem Haus Fohringer Josef nach links und querte dort das Bahngleis, um dann nach rechts Richtung Rust zu schwenken. Die heutige Rusterstraße vulgo „Goaßzeile" entstand erst in den Dreißigerjahren, wobei auch dort zuerst die Straße als Sackgasse auf der Bahnseite lag, so wie es an der Lage der Häuserfronten heute noch unzweifelhaft festzustellen ist. Erst im Zuge des Ausbaues des Bahnhofes im Zweiten Weltkriege wurde die Straße auf die Rückseite der Häuser verlegt.

In der Sitzung vom 5. Mai 1919 ging es über ein Thema, das heute schon vergessen ist, aber damals so wichtig war, daß es über mehrere Sitzungen behandelt wurde, nämlich die Trennung der Gemeinde, die massiv von den Vertretern der Ortschaften Heiligeneich und Moosbierbaum unter der Führung von Gemeinderat Indinger betrieben wurde.

"Hierauf wird über die Abtrennung abgestimmt und es sind 5 Stimmen für und 9 Stimmen gegen die Abtrennung. Die neun Mitglieder der Gemeinde Vertretung welche gegen die Abtrennung sind stimmen deshalb dagegen weil in den Katastralgemeinden Weinzirl und Ebersdorf 2 Brücken zu erhalten sind, welchen die übrig bleibenden Teile der Ortsgemeinde finanziell nicht gewachsen ist. Die Begründung der Interessenten für die Abtrennung wird schriftlich beigebracht."

Leider, denn aus heutiger Sicht wäre es natürlich sehr interessant, die damaligen Gründe zu erfahren. Dieses Schriftstück ist aber nicht mehr aufzufinden.

Am 12. Juli 1919 konstituierte sich ein neuer Gemeinderat.

Das Protokoll im Wortlaut:

"Anwesend: Herr Heinrich Rabl als Altbür­germeister, ferner die Herrn Wilhelm Peter, Anton Indinger; Josef Rabather Franz Hanausek, Anton Uchatius, Dr Karl Lanz, Leopold Schoderböck, Johann Haselmann, Ferdinand Kurz, Josef Engelhart, Alois Gehringer, Josef Grill, Josef Marschall, Simon Tauber. Der Vorsitzende Bürgermeister Herr Heinrich Rabl begrüßt die neu­gewählten Mitglieder der Gemeinde Vertretung Atzenbrugg, erklärt die Sitzung für eröffnet und tritt den Vorsitz an den Senior des neugewählten Aus­schuß Herrn Wilhelm Peter ab. Herr Wilhelm Peter übernimmt den Vorsitz, konstatiert die vollständige Anwesenheit der Mitglieder, verliest die betreffenden Stellen der dazu gehörenden Gemeindewahl Ordnung. Sohin wird zur Wahl des Bürgermeisters geschritten.

14 Stimmen abgegeben und entfallen 11 Stimmen auf Herrn Josef Rabather, 2 Stimmen auf Herrn Simon Tauber, 1 Stimmzettel ist leer

Es erscheint somit Herr Josef Rabacher als Bürgermeister gewählt und erklärt derselbe die Wahl anzunehmen.

Es wird sohin zur Wahl der Gemeinderäte geschritten und wählt in erster Linie die Partei des Bauernbundes.

Von dieser Partei werden 8 Stimmen abgegeben und entfallen Stimmen auf den ersten geschäftsführend Gemeinderat Indinger Anton 8, auf den vierten Geschäftsführenden Tauber 1, Grill 7. Es erscheint somit Herr Anton Indinger zum ersten und Herr Josef Grill zum vierten Gemeinderat gewählt.

Es wird sohin zur Wahl des zweiten Gemeinderates geschritten, 3 Stimmen abgegeben und entfallen Stimmen auf Herrn Dr Karl Lanz 1, Anton Uchatius 2. Es erscheint Herr Anton Uchatius zum zweiten Gemeinderat gewählt.

Sohin wird zur Wahl des dritten Gemeinderates geschritten und entfallen Stim­men auf Herrn Josef Engelhart 1, Wilhelm Peter 2. Herr Wilhelm Peter erscheint somit zum dritten Gemeinderat gewählt.

Hierauf wird zur Bestimmung des Vizebürgermeisters geschritten und Herr Anton Indinger einstimmig zum Vicebürgermeister bestimmt.

Weiters wird seitens der Herrn Josef Engelhart, Dr Karl Lanz, Wilhelm Peter, Anton Uchatius und Josef Rabather dem Altbürgermeister Herrn Heinrich Rabl für sein Wirken der Dank ausgesprochen."

Am 21. Juli 1919 nahm der neue Gemeinderat seine Arbeit auf Einige Punkte aus dem Protokoll:

"Der Gemeinderat beschließt:
Um den Schleichhandel mit Fleisch jeder Art einzudämmen wird in der Ortsgemeinde Atzenbrugg und zwar für jede Katastralgemeinde separat ein Evidenzblatt für Schlacht- und Steckvieh eingeführt auf dem besonders die Trächtigkeit von weiblichen Tieren vorgemerkt wird. Das Evidenzblatt ist mindestens monatlich zwei mal auf der Begehung der Ställe richtig zu stellen. Zur Uiberwachung und richtige Durchführung wird eine Kommission gewählt, der von jedem Ort aus Konsumentenkreisen jemand beizuziehen ist. Weiters wird beschlossen daß dem dienstausübenden Gendarm in Atzenbrugg von jeder Schlachtung außer der Kopfquote ein 1/2 Kilo Fleisch zugewiesen wird und Sommerparteien keine Lebensmittel verabfolgt werden."

• Eine kurze Geschichte der Zeit

•Atzenbrugger Almanach


• Die schwarze Muttergottes von Tautendorf

Das literarische Podium

° Vor Langer Zeit

° Naturdenkmal Alte Perschling

° Die Obstbaumallee

° Regulierungen

° Die Schlösser

° Sakralbauten

° Wege

° Das Chemiewerk Moosbierbaum-Pischelsdorf

° An der Mündung