Moosbierbaumer
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Teil sieben unserer Reihe stellt Ihnen, liebe Leser, einen der bedeutensten Musiker, der aus unserer Gemeinde stammt, vor. Vor Allem ältere Mitbürger werden sich an den durch viele Rundfunksendungen aus der Nachkriegszeit bekannten Mann erinnern: Prof. Hans Hagen (1915 - 1979)Professor Hans Hagen wurde am 4. Februar 1915 in Heiligeneich als Sohn der Cafehaus-Familie Köstlbauer geboren. Er wuchs dort mit seiner Schwester Gertrude (später verehelichte Rathmann) in einer Zeit, die von Not und finanziellen Sorgen geprägt war, auf und besuchte die Volksschule in Heiligeneich. Schon damals zeigte sich sein Talent zur Musik. Mit zehn Jahren kam er zu den Sängerknaben nach Klosterneuburg, wo er vier Jahre im Internat des Stiftes wohnte und acht Jahre das Bundesgymnasium (davon vier Jahre extern) absolvierte. Violine, Klavier und Orgel wurden seine bevorzugten Instrumente, Greta Keller war seine erste Musiklehrerin. Nach der Matura besuchte Hans Köstlbauer die Hochschule für Musik bei Prof. Josef Marx (Komposition) und bei Prof. Nilius (Dirigieren) . Während der Zeit auf der Musikakademie wohnte er noch in Heiligeneich, danach ist er nach Wien übersiedelt. Im Frühjahr 1945 kam er in Oberösterreich in amerikanische Kriegsgefangenschaft und blieb dann in Linz, wo er ab Ende 1945 das Linzer Landestheater als Kapellmeister leitete. Im Winter 1947/48 kehrte er nach Wien zurück und gründete das Rot-Weiß-Rot-Orchester. In dieser Zeit nahm er auch den Künstlernamen Hans HAGEN an. Nun galt es, die Musikabteilung des Senders Rot-Weiß-Rot für das Orchester zu interessieren. Hans Hagen begann ein Programm speziell für den Rundfunk zu erarbeiten. Es dauerte einige Zeit, bis er seinen eigenen Stil entwickelt hatte, doch dann wurde sein Programm wirklich zur „Musik mit persönlicher Note“. Seit jenem Novembertag 1947, an dem sich Hans Hagen den Eintritt in die Radiowelt verschafft hatte, arbeitete er wöchentlich im Sender RWR in der Sendung „Hans Hagen dirigiert“ Zahlreiche Schallplatten wurden aufgenommen, er vollendete die Musik für fünf Filme und unterschrieb einen Vertrag mit einem Londoner Verlag, in dem er sich verpflichtete, Spezialarrangements zu schreiben. Niemals vergaß er auch seine Orchestermitglieder, die ihm bei seinem Aufstieg zum gefeierten Musikdirigenten geholfen hatten. Ende der Vierzigerjahre heiratete er die Wienerin Susanne Wildmann, die ihm zwei Kinder schenkte: Tochter Michaela (lebt heute in Holland) und Sohn Thomas (wohnt zur Zeit in Japan). Die Ehe wurde geschieden und Hans Hagen fand seine zweite Liebe in Elisabeth, geb. Lipa, Absolventin der Akademie für angewandte Kunst, aus Tullnerbach bei Wien, die er 1958 heiratete. Das gemeinsame Haus in Tullnerbach auf sanftem Hügel umgeben von einem riesigen Garten blieb bis zu seinem plötzlichen Tod am 15.5.1979 Wirkungsstätte seines großen musikalischen Schaffens. Dass er den Kontakt zu seiner Familie und seinem Heimatort Heiligeneich nie ganz abreißen ließ, bewies seine Teilnahme als Organist an der Uraufführung seiner „kurzen Festmesse in D“ in der Pfarrkirche Heiligeneich am 26.12.1958. Die Mitwirkenden des damaligen Kirchenchores seien hier an dieser Stelle genannt: Die 2. kirchliche Messe „Missa brevis“, die er 1962 komponierte, wurde vom Heiligeneicher Kirchenchor im Oktober desselben Jahres anlässlich des Kirchenchorausfluges ins Mühlviertel in der prachtvollen Barockkirche in Waldhausen uraufgeführt. „Hier kann ich am besten arbeiten“, erklärte der Vollblutmusiker. In seinem Haus in Tullnerbach komponierte er, machte Arrangements und nur zu den Orchesteraufnahmen fuhr er nach Saarbrücken, wo er seit 1962 das große Europa-Orchester leitete. Von seiner Tätigkeit in Deutschland war er hellauf begeistert. „Ich habe schon viele Orchester dirigiert, aber nirgends noch boten sich mir so große Möglichkeiten wie hier“. Er hatte freie Hand und konnte sich mit seinen Lieblingsarrangements mit einer kleinen Handlung nach Herzenslust austoben. Er fand mit seinem modernen Unterhaltungsstil viel Anklang. Ja, er hatte an die 80 passionierte Musiker um sich, die sich nie beschwerten, auch wenn sie wegen eines Details noch so oft proben mussten. Hagen galt in Musikerkreisen als „schneller Arbeiter“, er hat so manches Arrangement an einem Tag geschrieben. Er hat an die 50 Filmmusiken komponiert und viele Untermalungsmelodien zu Hörspielen geschrieben. Weiters war er Gastdirigent an vielen ausländischen Rundfunkstationen wie in Deutschland, England, Amerika, Monte Carlo, Belgien, Holland, Italien, Frankreich etc. Er schrieb auch viele gehobene Wienerlieder für Heinz Conrads und Alfred Böhm (Nimm an Wein mit nach Haus, Waast eh, Das alte Cafe, Nimm die Menschen wias san, Ringelspiel und noch ca. 30 andere). Weiters schuf er die Musik zu fast allen Sendungen der Abteilung „Jugend und Familie“ (Märchen: Die kleine Hexe, Die Prinzessin auf der Erbse, Alice im Wunderland; Spotlight; Musik kennt keine Grenzen; Wer weiß mehr) sowie Kennmelodien für viele Fernsehsendungen wie Horizonte, Am dam des u.a.. Er übernahm auch die Bearbeitung für den Rundfunkchor, weiters die Bearbeitung und Leitung von „Wiener Blut“ und „Walzertraum“ für die Volksoper. In den Sommermonaten war er Dirigent der Festwochen im Schönbrunner Schlosstheater. Seit 1973 war er Professor am Konservatorium der Stadt Wien. Knapp vor seinem Tod wurde er als musikalischer Leiter ans Theater in der Josefstadt berufen. Am Tag vor seiner Premiere in diesem Haus ereilte ihn sein plötzlicher Tod am 15.5.1979. Bei der Begräbnisfeier in Tullnerbach spielte sein langjähriger Freund Herbert Prikopa auf der Orgel. Ein kleiner Ausschnitt seiner Werke: (Geschrieben von Leopold Resch auf Grund von Unterlagen der Gattin Elisabeth Hagen und der Schwester Gertrude Rathmann) |
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