Moosbierbaumer
Dorfblatt'l. Unabhängige Moosbierbaumer Dorfzeitung
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SAKRALBAUTEN Ganz anders als die Schlösser präsentieren sich die Pfarrkirchen an der Perschling. In der Regel mit wuchtigen, quadratischen Türmen, auf einer Anhöhe gelegen und oft mit einer Wehrmauer versehen, übernehmen sie die Schutz- und Trutzfunktion, die anderswo den Burgen zukam. Obwohl im Tal gelegen, präsentieren sich Stössing und Michelbach als kleine Festungen und erst recht entsprechen Kasten, Böheimkirchen, Kapelln und Weißenkirchen mit ihrer beherrschenden Lage dem Typ der Wehrkirche; in Böheimkirchen hat sich sogar noch ein Wehrturm in der Umfassungsmauer erhalten. Von diesem Typ abweichend sind die erst in der Barockzeit oder noch später aufgeblühten Kirchenbauten von Maria Jeutendorf, Heiligeneich und Rust mit ihren Zwiebeltürmen, und dem etwas abseits gelegenen Michelhausen. Zeigen sich die Pfarrkirchen wehrhaft, selbstbewusst und stolz, so sind es gerade die vielen kleinen Kirchlein und Kapellen, die einen ganz besonders reizvollen und oft romantischen Aspekt in die Landschaft des Perschlingtales bringen. Ob wir die Kirchenruine von St. Cäcilia an der Autobahn betrachten, die gotische Kirche St. Peter am Anger am Waldhang bei Außerkasten, oder das romanische Martinskirchlein von Lanzendorf mit seinem schiefen Turm, jeder der Plätze ist von zauberhafter Schönheit und von Sagen umsponnen. Weitere Juwele stellen die gotischen Kirchen von Totzenbach, Schildberg, Katzenberg und Haselbach dar. Von ganz anderem Reiz sind die im weiteren Verlauf des Tales auftretenden Kapellen, die sich in die Reihe der Häuser einfügen und diese nur mit ihren Zwiebeltürmen überragen; Langmannersdorf, Saladorf, Diendorf, Tautendorf und Michelndorf sind hier zu nennen. Verfügt ein Dorf über keine eigene Kirche oder Kapelle (eine recht interessante im Stil der Fünfzigerjahre befindet sich in Weisching), so finden wir häufig einen Glockenstuhl, der in vielen Variationen zu sehen ist und meist auf der architektonischen Grundlage von vier hölzernen Säulen aufgebaut, die zu einem kleinen Dach zusammenlaufen und die Glocke tragen. Ein besonders malerischer, von mächtigen Kastanien umwachsener Glockenstuhl steht an dem uralten Perschlingübergang in Mauterheim. Darüber hinaus finden sich unzählige Bildstöcke, Kreuze und Marterl, die meist von Unglücksfällen, Pest und Türkennot zeugen, und an die sich oft alte Sagen knüpfen. Eines der erschütterndsten Mahnmale ist wohl jenes Kreuz auf dem Schusterberg bei Weinzierl, das an den sinnlosen Tod mehrerer uniformierter Buben bei einer Flakstellung zur Verteidigung der Raffinerie Moosbierbaum in den letzten Tagen des zweiten Weltkrieges gemahnt. Hat man die nach dem ersten Weltkrieg entstandenen Kriegerdenkmäler oft noch mit sterbenden Soldaten gestaltet (Heiligeneich), also im Glauben, dass es so etwas wie Helden und Heldentod gibt, fügte man nach Hitlers Krieg nur noch Tafeln mit Namen hinzu. Wie auch jener Gedenkstein auf dem Vorfeld des Rumänen-Friedhofes (letzte Ruhestätte rumänischer Zwangsarbeiter 1914 - 1918) in Zwentendorf, der an die Opfer des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus im Werk Moosbierbaum erinnert. Ob es dieser Stein, das Kreuz auf dem Schusterberg, oder das Marienbild an einem Baum im Wald ist, alle diese Zeichen, die für uns Bestandteile der Landschaft wurden, sind Zeugen von menschlichem Leid und sollten unsere Gedanken zur Selbstbesinnung anregen. An der Perschling existieren aber auch zwei Klosteranlagen, die als stille Orte der Kontemplation und der Lehre dienen: Am Südostabhang des Hegerberges, der das Quellgebiet beherrscht, ist das relativ junge Kloster Hochstraß (gegr. 1897) über Stössing eine Ausbildungsstätte für junge Bäuerinnen, während Maria Jeutendorf (gestiftet 1695 v. Max Freiherr von Sala) bereits in der Barockzeit ein Servitenkloster barg, das seit den Achtzigerjahren dieses Jahrhunderts für besonders fromme und zurückgezogene Karmelitinnen revitalisiert und renoviert wurde. Beide Klöster entsprechen mit ihrer frommen Stille dieser Landschaft, Eigen sich symbolhaft in das sanfte Tal der Perschling. |
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