Moosbierbaumer
Dorfblatt'l. Unabhängige Moosbierbaumer Dorfzeitung
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DIE SCHLÖSSER Sehr verschieden sind die Herrensitze entlang der Perschling, aber allen gemeinsam ist eine gewisse Bescheidenheit, Zurückgezogenheit, bisweilen könnte man fast von Volksnähe sprechen, da sie wie ein zu groß geratener Hof mitten im Dorf liegen und keines der Schlösser oder Burgen hat es zu historischem Ruhm gebracht. Das mächtigste von allen ist das stolze Auersperg-Schloss und Gut Wald am Oberlauf der Perschling. Man muss aber schon ein wenig suchen, bis man das hinter mächtigen Kastanien und Nadelbäumen versteckte Schloss mit seinem wuchtigen Rundturm entdeckt. Wenn man zwischen dem neugotischem Kirchlein, dem Schloss und dem Gutshof steht, hat man das Gefühl, einen jener geheimen Schlupfwinkel entdeckt zu haben, in die sich die österr.ung. Monarchie auf ihrer Flucht vor Republik und Demokratie zurückgezogen hat. Etwas abseits liegt das Wasserschloss Totzenbach, das schon eine Ruine war, ehe es von einem erfolgreichen Antiquitätenhändler wiederaufgebaut wurde. Obwohl es einst über lange Zeit hindurch ein Herrschaftssitz war, ist sein Charakter am Rande des Dorfangers, mit dem Teich davor, eingebettet zwischen Wald- und Feldhügeln, ein durchaus gemütlicher, heimeliger. Das nahegelegene Schulgebäude aus der Zeit der Jahrhundertwende macht daneben geradezu einen strengen Eindruck. Auf der Nordseite des Haspelwaldes finden wir in einiger Entfernung von der Perschling, mit dieser durch ein kleines Bächlein verbunden, das recht ansehnliche Schloss und Gut Thalheim. Wohl zieren es auffallend mächtige Kamine und Türme - Jakob Prandtauer soll hier gewirkt haben - eine Mauer umschließt einen weitläufigen Park mit alten Bäumen, aber nur wenig Leben regt sich in dem verträumten Besitz, dessen blühende Landwirtschaft einst Vorbildwirkung in weitem Umkreis ausübte. Noch bäuerlich gemütlicher fügt sich das Schloss Neutenstein in Untergrafendorf in die Zeile der Bauernhöfe. Wäre da nicht ein auffallender, kleiner Rundturm und ein kunstvolles Schmiedeeisentor, könnte man den klobigen Vierkanter beinahe übersehen. Seine stille, bescheidene Schönheit entfaltet sich so recht an seiner Rückseite, wo durch ein Stückchen Auwald zwischen Perschling und Mühlbach eine verwachsene Allee zum Schloss führt, zum Garten mit seinen exotischen Baumriesen und zum Pavillon über dem Eiskeller des Schlosses. Wieder ein kleines Stückchen flussabwärts finden wir linker Hand etwas abseits gelegen das romantische, rings vom Dorf umschlossene, unter uralten Kastanienbäumen versteckte Schloss Jeutendorf. Geruhsam liegt es im grünen Wiesengrund, während auf der Anhöhe darüber das Kloster mit der Wallfahrtskirche Wind und Wetter trotzt. An das Schloss in Rassing am rechten Ufer erinnern nur noch zwei kleine Rundtürme, die heute einem architektonischen Modetrend entsprechend, in ein modernes Wohnhaus integriert wurden, wodurch sie kaum mehr von ihren modernen Brüdern zu unterscheiden sind. Nun folgt eine längere "schlossfreie" Strecke, wohl weil sich der ehemals sumpfige und von der Perschling durchschlungene Grund zwischen Kapelln und Weinzierl als wenig stabil und einladend erwiesen hatte. Nur am Übergang ins Tullnerfeld, für das das oben Gesagte erst recht gilt, finden wir in Atzenbrugg zwei Schlösser, wobei das eine die Aumühle, wie der Name sagt, aus einer mittelalterlichen Mühle entstanden ist und erst später herrschaftlichen Charakter annahm. Wurde das Stück urtümliche Perschling mit der großen Wehranlage neben der Aumühle zum Naturdenkmal erklärt, so stellt das Schloss selbst mit seinem alten Park und der Kastanienallee an der Straße, ein Kulturdenkmal dar, das eindrucksvoll demonstriert, dass menschliches Schaffen durchaus im Einklang mit der Natur stehen kann, sodass ein harmonisches Ganzes aus Natur und Kultur entsteht. Das zweite Schloss, mitten in Atzenbrugg, blickt auf eine längere Herrschaftstradition zurück und diente wohl zur Sicherung des Perschlingüberganges. Heute trägt das mittelalterlich Erdwerk das "Schuberthäuschen" als Gedenkstätte für die Aufenthalte des Komponisten in Atzenbrugg, während das Schloss daneben im Gedenken an den Genius Loci Franz Schubert allmählich zu kulturellem Leben wiedererwacht. Obwohl hier bis ins 20. Jahrhundert ein Verwaltungs- und Gerichtssitz war, wirkt Schloss Atzenbrugg mit seinem an die alten Bauernhöfe erinnernden Torbogen keineswegs wie ein Machtzentrum, sonder eher wie ein zu groß geratener Bauernhof, der sich zufrieden mit seinem Wohlstand in das Dorf eingegliedert. Nun schlängelt sich unser Flüsschen durch die Ebene des Tullnerfeldes der Donau zu. Etwas abseits, in der Au von Zwentendorf versteckt sich noch das Barockschloss der Grafen Althan. Wie ein Fremdkörper - allerdings ein sehr kostbarer - nimmt es sich neben den Kraftwerken und Industriebetrieben in einem maßlos wachsenden Ort, in einer landwirtschaftlichen Kultursteppe aus. |
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