Moosbierbaumer
Dorfblatt'l. Unabhängige Moosbierbaumer Dorfzeitung
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DAS LITERARISCHE PODIUM
DIE MÜHLEN Mühlbach Bis ins 19. Jh. gab es an der Perschling zahlreiche Wassermühlen, von denen heute nur noch die in Schildberg, in Atzenbrugg und in Rust existieren, die allerdings weitgehend auf die bescheidene Wasserkraft verzichten und elektrisch mahlen. Die Mühle in Neusiedl und die Säge in Untergrafendorf könnten jederzeit wieder den Betrieb aufnehmen, doch ihre stolzen Gebäude dienen wie die meisten anderen nur noch Wohnzwecken - besonders heimelig romantisch die Kronbergmühle bei Böheimkirchen und Schloss Aumühle in Weinzierl. Am waldreichen Oberlauf wurden einige Sägewerke und auch kleine Hämmer von den Wasserrädern angetrieben, konnten natürlich aber nie die Bedeutung jener an Ybbs oder Traisen erreichen. Was von jener mühlenreichen Zeit aber teilweise erhalten geblieben ist, sind die romantischen Wasserbauten der Wehranlagen und Mühlbäche. Zu kleinen, meist von dichtemGehölz umgebenen Seen staut das Wehr unser Flüsschen auf und leitet das Wasser oft viele hundert Meter weit durch den künstlichen Mühlbach zur abseitsgelegenen Mühle, wo es aus bescheidener Höhe fallend, das hölzene Rad antrieb. Wurden der Mühlbach und das Wehr früher sorgfältig instand gehalten und nachgegraben, um die bescheidene Wasserführung zu nutzen, haben sie in der heutigen Zeit der bedrohten Natur einen besonderen Wert als Lebensraum für Tiere. Wildenten, Reiher und Möwen finden sich ein, sowie Fische, Lurche, Schlangen und Bisamratten. Die Sträucher und Bäume sind besonders in einer landwirtschaftlich intensiv genutzten Landschaft das wichtigste Refugium für zahlreiche Singvogelarten. Kluge weitdenkende Menschen haben durchgesetzt, daß der von dichtem Gehölz gesäumte Schlingenlauf der "alten" Perschling zwischen Langmannersdorf und Atzenbrugg zum Naturdenkmal erklärt und unter besonderen Schutz gestellt wurde. An jener Stelle, wo die Perschling in einer inzwischen als überholt geltenden Form der Regulierung zu einem kahlen Kanal degradiert wurde, wird uns klar, daß ein Tal ohne die Gehölze zu einer Steppe würde, ohne Lebensqualität für ihre Bewohner, ohne einem Haltepunkt für das Auge, eine Agrarfabrik für gehaltlose, billige Nahrungsmittel. Kann aber so Landschaftspflege aus heutiger Sicht verstanden werden? Die meisten Mühlen haben ihren Sinn am Wasser verloren; hat aber nicht der Flusslauf als Biotop einen weit wichtigeren Stellenwert für unsere Zeit gewonnen? Romantik der Mühlen ist verschwunden, erhalten wir doch die Romantik, der unter ihrem Einfluss entstandenen Flusslandschaft, der Mühlbäche, der Wehranlagen und der paradiesischen Vegetation, die so wenig Platz braucht und so viel Lebensqualität bringt Wehr der Aumühle bei Weinzierl |
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