Moosbierbaumer
Dorfblatt'l. Unabhängige Moosbierbaumer Dorfzeitung
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DIE SCHWARZE MUTTERGOTTES VON TAUTENDORFSagenhafte
Heimat Auch in unserem Bezirke geht "Frau Sage" um. Doch läßt sie sich nur mehr an wenigen Orten erblicken. Ein Sonntagskind mag sie wohl ab und zu an einem Feldraine oder im Schatten einer alten Linde sitzen sehen, wie sie den Kindern des Dorfes alte Geschichtchen erzählt. Von diesen habe auch ich einige erlauscht, der ich zweifellos auch ein Sonntagskind bin, das so manches sieht und hört, was gewöhnliche Wochentagskinder nicht sehen und hören. Und von dem Erlauschten will ich einiges erzählen: Tautendorf, ein kleines Dörfchen, bestehend aus 18 Häusern im mittleren Perschlingtale, am Fuße einer zum Teile bewaldeten Berglehne, auf deren Höhe sich fruchtbares Ackerland bereitet. Das Dorf bildet mit seinem Flurgebiete eine Katastralgemeinde der Ortsgemeinde Atzenbrugg, Pfarre Heiligeneich. Am östlichen
Ende des Dorfes nun steht eine hübsche, gemauerte Kapelle, dessen
Türmchen ein schmuckes Zwiebeldach trägt, ein kleines Gotteshaus,
wie hundert andere, die nicht viel zu sagen haben. Das Innere aber
etwas Besonderrd. Zur linken Seite des Altares steht eine "Schwarze
Muttergottes", eine holzgeschnitzte Statue in weitem, himmelblauen
Kleide, eine mächtige, funkelnde Krone auf dem Haupte, das schwarze
Jesukindlein in den Armen. An dasselbe knüpft sich aber auch eine Sage, die eines gewissen Interesses nicht entbehrt. Das Bildwerk soll in längst verklungenen Tagen an einer mächtigen Föhre angebracht gewesen sein, die auf der Hochfläche droben an dem Saume eines Waldes gestanden hat. Da zimmerten die Leute eines Tages aus ungefügten Baumstämmen nächst dem Dorfe ein Kirchlein zum Zwecke der Gottesverehrung, holten die schwarze Muttergottes vom Berge herab und stellten sie in dem geweihten Raume auf. Als sie aber tags darauf wiederkamen, um ihre Andacht zu verrichten, welcher Schrecken! Die Muttergottes war verschwunden, rein verschwunden und alles Suchen in der Umgebung des Kirchleins war vergeblich. Bald aber brachte ein Mann, der im Walde zu tun hatte, die Mitteilung, daß das Gnadenbildwerk sich wieder am selben Fleck an der alten Föhre befinde, den es früher eingenommen. Dies deuteten nun die Dorfbewohner so, daß der Gottesmutter der ihr zugewiesene Raum nicht gepaßt habe, vielleicht sei sie gekränkt darüber, daß man ihr einen der Mutter unseres Heilandes so unwürdigen, rohgefügten Holzbau als Wohnsitz zugewiesen habe, weshalb sie wieder ihr luftiges Plätzchen am Berge eingenommen habe. Die Leute legten daher die Holzkapelle nieder, mauerten eine solche aus Steinen und Ziegeln auf, schmückten den Innenraum nach besten Kräften, brachten die Muttergottes wieder vom Berge herab und widmeten ihr ein hübsches Plätzchen zur linken Seite des Altares. Und diesmal blieb die Gottesmutter und kann heute noch an dieser Stelle verehrt werden. Die Tautendorfer halten große Stücke auf ihr Heiligtum und sie haben recht! |
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